Die Umgestaltung historischer und geschichtsträchtiger Gebäude in Polen ist ein Thema, das viele Emotionen hervorruft. Ein großer Teil dieser Investitionen ist auf Initiativen der lokalen Behörden in den Gemeinden zurückzuführen, wo die Ästhetik und der Wunsch, das Kulturerbe zu schützen, aufgrund von Geldmangel und unzureichendem Bewusstsein auf Seiten der Verwalter auf der Strecke bleiben. Die Maßnahmen der lokalen Behörden haben zur Folge, dass historisch und kulturell wertvolle Stätten unkontrolliert umgestaltet werden und ihre wertvollen Merkmale verlieren, was zu einer Verarmung der regionalen Landschaft führt. Dieses traurige Schicksal teilte auch die ehemalige Schule in Chwałowice. Sie wurde 2009 stillgelegt, und nach umfangreichen Umbaumaßnahmen befinden sich an ihrer Stelle heute Wohnhäuser.
Die Schule in Chwałowice – Geschichte
Die öffentliche Grundschule in Chwałowice, einem Dorf in der Woiwodschaft Mazowieckie, Kreis Radom, Gemeinde Iłża, wurde 1918 als einklassige Grundschule gegründet. Ursprünglich war sie in einer Mietwohnung im Haus von Antoni Marek in Podjedlanka untergebracht. Die dynamische Entwicklung des Bildungswesens in der Region führte zu der Entscheidung, ein neues Gebäude zu bauen. Im Jahr 1925 wurde der Grundstein gelegt und nur ein Jahr später wurde die Schule feierlich eröffnet. An diesem Ereignis nahmen Vertreter der Provinz- und Bezirksbehörden sowie eine große örtliche Gemeinde teil. Józef Mazur wurde der erste Direktor der Schule. Jahrzehntelang war die Grundschule ein Ort der Bildung für Kinder aus Chwałowice und den umliegenden Dörfern, darunter Małomierzyce, Jedlanka Stara und Nowa.
Die Architektur des Gebäudes
Die Schule in Chwałowice war ein einstöckiges Backsteingebäude mit einem nutzbaren Dachgeschoss. Seine Architektur erinnerte an traditionelle Dorfhäuser. Das Gebäude hatte einen eher schlichten Korpus, der durch ein mit Blech gedecktes, mehrfach geneigtes Dach variiert wurde. Charakteristisch waren die Dachgauben und die Holzelemente der Giebel, die den regionalen Charakter des Gebäudes unterstrichen. In der Hauptachse befand sich der Eingang, der durch eine kleine Treppe und einen gewölbten Türsturz über einer Doppeltür akzentuiert wurde. An den Seiten wurden symmetrische Reihen von einfachen, klassizistischen Fenstern angebracht. Die Wände der Schule wurden verputzt und hell gestrichen, der Sockel erhielt einen dunkleren Anstrich.
Die Schule in Chwałowice in den 1960er/70er Jahren. Die Fotos stammen aus einer Sammlung des Lehrers Jan Czarnecki
Das Innere und die Funktionsweise der Schule
Als die Grundschule in Betrieb war, befanden sich im Erdgeschoss vier Klassenräume, jeweils zwei links und rechts vom Eingang. Der zentrale Teil des Gebäudes war ein rechteckiger Raum, der als Turnhalle, Pausenraum (mit einer Tischtennisplatte in der Mitte), Autokino, Versammlungen, Diskotheken usw. genutzt wurde. Die Holztreppe in den ersten Stock befand sich links vom Eingang, zwischen den Klassenräumen. Im ersten Stock befanden sich ein Klassenzimmer, eine Wohnung für die Lehrer und ein Dachboden. Noch in den 1990er Jahren befand sich die Toilette in einem separaten Gebäude.
Einsturz und Entscheidung zur Schließung der Schule
Nach der politischen Wende im Jahr 1989 beschlossen viele Dorfbewohner, in die Städte abzuwandern, was zu einem erheblichen Rückgang der Zahl der schulpflichtigen Kinder führte. Infolgedessen bot die Einrichtung nur noch Unterricht für die Klassen I-III an. Auf Beschluss des Stadt- und Gemeinderats von Iłża stellte die Grundschule Chwałowice schließlich am 1. September 2009 ihren Betrieb ein. Das Gebäude verfiel daraufhin und stand ein Jahrzehnt lang leer. Das Gebäude wies zahlreiche Putz- und Farbschäden auf, behielt aber seine ursprüngliche Gestalt und architektonischen Details. Das Gelände rund um das Gebäude war im Laufe der Zeit mit Gras und wilder Vegetation überwuchert worden, aber die Blumen und alten Bäume erinnerten an die frühere Ästhetik der Umgebung.
Die ehemalige Schule in Chwałowice – Rekonstruktion
Im Jahr 2019 wurde die ehemalige Schule aufgrund eines Beschlusses der lokalen Regierung einer umfassenden Sanierung unterzogen. Im Rahmen des Projekts, das im Oktober 2020 abgeschlossen wurde, wurde die Immobilie modernisiert und in ein Wohngebäude umgewandelt. Das Ergebnis lässt jedoch sehr zu wünschen übrig. Der ursprüngliche Charakter des fast 100 Jahre alten Gebäudes ist fast vollständig verschwunden, und sein Erscheinungsbild wurde so radikal verändert, dass kaum noch zu erkennen ist, dass das Gebäude früher eine pädagogische Funktion hatte und wertvolle architektonische Merkmale aufwies. Im Rahmen der Arbeiten wurde das gesamte Dachgeschoss abgerissen, die Innenräume wurden umgebaut, die Form der Fenster- und Türöffnungen verändert und die Rückfassade vereinfacht. Von dem malerischen Gebäude blieben praktisch nur die Außenmauern übrig. Die verlassene Schule wurde in ein einfaches Wohngebäude mit fünf Wohnungen umgewandelt. Für die Familien in der Gegend war dies eine Chance für ein neues Leben, für andere jedoch ein schmerzlicher Verlust einer historischen Einrichtung, die jahrzehntelang das Herz der örtlichen Gemeinschaft gewesen war.
Die Schule in Chwałowice in den Jahren 2012 und 2023. Rafał Terkner/photopolska.eu
Muss Renovierung bedeuten, die Geschichte auszulöschen?
Die Geschichte der ehemaligen Schule in Chwalowice ist einer von vielen Fällen einer ungeschickten Sanierung von ehemaligen öffentlichen Gebäuden. Leider geht bei vielen derartigen Projekten der ursprüngliche Charakter des Gebäudes verloren. Obwohl Modernisierung und Anpassung an neue Bedürfnisse manchmal eine Notwendigkeit sind, sollte sichergestellt werden, dass der Geist der Geschichte, der von alten Gebäuden ausgeht, nicht verloren geht. Die lokalen Behörden sollten sich für den Erhalt der ursprünglichen lokalen Architektur einsetzen und mehr Sensibilität für die Ästhetik zeigen. Dies sollte den Beamten auch dann auffallen, wenn das Gebäude nicht im Denkmalschutzregister eingetragen ist.
Über diese Art der Modernisierung und ähnliche Projekte haben wir auf dem Portal bereits mehrfach geschrieben:
Die Schule im Jahr 2012 und die laufende Sanierung im Jahr 2019. Fotoautor: Rafał Terkner/photopolska.eu und Łukasz Smaga
Die Rückseite des Gebäudes im Jahr 2012 und heute. Fotoautor: Lukasz Smaga und Google Maps