Die Halbinsel Salento liegt zwischen dem Adriatischen und dem Ionischen Meer, am Rande des „italienischen Absatzes“, und hat einen ganz eigenen Charakter. Die Winde der beiden Meere scheinen hier die Luft zu durchdringen, und die Fassaden der Gebäude glänzen, als würde der Mittelmeerwind den Staub von ihnen wehen. Die Architektur ist atemberaubend: Auf der einen Seite haben wir den barocco leccese, der sich durch seine reiche Verzierung auszeichnet, allerdings in natürlichen Farben, ohne die überflüssige Vergoldung, die den klassischen Barock überlagert. Auf der anderen Seite stehen gepflegte Häuser mit Böden aus lokalem Stein oder Zementfliesen, weiß getünchten Wänden und gewölbten Decken, die selbst den bescheidensten Innenräumen eine gewisse Erhabenheit verleihen. Ein solches Gebäude ist der Palazzo Edmondo. Die Fotografin Agi Sibiga nimmt uns mit auf eine fotografische Reise durch die Region.
Die Architektur des Salento ist eine außergewöhnliche Verschmelzung von Stilen, die eine Fülle von kulturellen Einflüssen widerspiegelt. Griechische, türkische, germanische und italienische Traditionen treffen hier aufeinander und haben den Charakter der Region über Jahrhunderte geprägt.
Nur 15 Autominuten vom quirligen Lecce entfernt, das für seine barocke Architektur berühmt ist, liegt das friedliche Städtchen Monteroni di Lecce. Der historische Stadtkern ist voller Kirchen und Kapellen, und auf den reizvollen Plätzen kann man das gemächliche Leben der örtlichen Gemeinschaft beobachten. Die engen, gepflasterten Gassen sind mit gedämpften Fassaden alter Stadthäuser mit dekorativen Steinportalen geschmückt, die für die Region charakteristisch sind. Ein solches Portal führt zu dem äußerlich unscheinbaren Palazzo Edmondo aus dem 16.
Das Wort „Palazzo“ klingt stolz und lässt sofort an einen Palast denken. In Italien hingegen ist „Palazzo“ meist die Bezeichnung für ein Stadthaus. Im Falle des Palazzo Edmondo verbirgt sich hinter der bescheidenen Fassade eine Inneneinrichtung, die eines Palastes würdig ist – subtil, zurückhaltend und dem Trend des „stillen Luxus“ entsprechend.
Nachdem das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert jahrelang in Vergessenheit geraten war, erstrahlt es dank des Engagements und der Entschlossenheit seines neuen Besitzers Matteo Schuerch wieder in altem Glanz. Die dreijährigen Renovierungsarbeiten, die unter der Leitung des Architekten Luca Baldazzi durchgeführt wurden, zielten darauf ab, auf diskrete Weise moderne Annehmlichkeiten einzuführen und gleichzeitig den ursprünglichen Charakter des Gebäudes zu bewahren.
Jedes Detail wurde sorgfältig bedacht. Die majestätischen Decken mit ihrem charakteristischen Sterngewölbe wurden mit traditionellem Kalkputz aufgefrischt. Wo es möglich war, wurden die ursprünglichen „Cocciopesto“-Böden beibehalten, und in einem der Schlafzimmer wurde ein dekoratives Mosaik aus geborgenen Zementfliesen hergestellt. Die originalen Innentüren aus dem 16. Jahrhundert wurden ebenfalls restauriert, um die Geschichte des Gebäudes zu bewahren und in Erinnerung zu rufen.
Jahrhundert wurden ebenfalls restauriert, um die Geschichte des Gebäudes zu bewahren. Das eigentümliche Rot an den Wänden des Toilettenraums im Obergeschoss mag wie die Fantasie eines Architekten erscheinen, aber diese Farbe kam beim Entfernen der aufeinanderfolgenden Farbschichten zum Vorschein. Manchmal zeigt sich die Geschichte an den am wenigsten erwarteten Stellen.
Die Bäder sind besonders bemerkenswert. Das größte, mit originalen „chianche“-Steinwürfeln ausgekleidet, beeindruckt mit einer gemauerten Badewanne, die mit der für diesen Teil Italiens typischen sternförmigen Gewölbedecke harmoniert. Um das nächste Bad zu erreichen, muss man durch einen externen Durchgang gehen. Dort spielt ein maßgefertigtes Waschbecken aus Zement, das durch eine Öffnung in der Decke mit natürlichem Licht beleuchtet wird, eine zentrale Rolle.
Die Moderne hält auf subtile und sensible Weise Einzug in den Palazzo Edmondo, ohne die ursprüngliche Identität des Gebäudes zu stören. Beispiele dafür sind die Stahlküche von TM Italia, die zwischen den Kalksteinwänden glänzt, das Sofa Camaleonda von B&B Italia, eine Designikone im Wohnzimmer, und der alte Esstisch, der von ikonischen Thonet-Stühlen umgeben ist.
Das Äußere des Palazzo Edmondo wurde dank des Architekturbüros Rebediani Scaccabarozzi Landscapes zum Leben erweckt. Innerhalb des ummauerten Bereichs wurde ein geheimnisvoller Garten angelegt, dessen Herzstück ein Pool aus Pietra Leccese-Stein ist. Umgeben von einer antiken Kolonnade und duftenden Orangen- und Mandarinenbäumen, strahlt der Garten eine intime Atmosphäre aus. Jeder Stein des Gartens wurde nummeriert, restauriert und entsprechend seiner ursprünglichen Position platziert.
text und Fotos: Agi Sibiga(https://agi.ms)
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