Backsteinexpressionismus unter einer grünen Kuppel. Hier ist das Anzeiger-Hochhaus in Hannover

Am Steintorplatz in Hannover steht eines der bekanntesten und historisch bedeutendsten Gebäude der Stadt, das Anzeiger-Hochhaus. Zwischen 1927 und 1928 im Stil des Backsteinexpressionismus nach einem Entwurf von Fritz Höger erbaut, war es eines der ersten Hochhäuser der Weimarer Republik und ist bis heute eine architektonische Ikone Niedersachsens. Das 51 Meter hohe Gebäude mit seiner markanten grünen Kuppel ist nicht nur Teil der Skyline, sondern auch der Medien- und Kulturgeschichte der Stadt geworden.

Geschichte des Anzeiger-Hochhauses und seine Bedeutung

Das Anzeiger-Hochhaus wurde als Sitz des Verlages Hannoverscher Anzeiger A. Madsack & Co. erbaut, der heute als Verlagsgesellschaft Madsack u.a. die Hannoversche Allgemeine Zeitung und die Neue Presse herausgibt. Das Gebäude ist nicht nur architektonisch bemerkenswert, sondern auch wegen der Rolle, die es in der Geschichte des deutschen Journalismus gespielt hat. In der Nachkriegszeit wurden hier zwei einflussreiche Zeitschriften gegründet: „Der Spiegel“ (1947) und „Stern“ (1948). Trotz 88 Bombenangriffen auf Hannover während des Zweiten Weltkriegs und massiven Schäden an der Stadt überstand das Anzeiger-Hochhaus relativ unbeschadet, was vor allem an der Stahlkonstruktion lag. Den größten Schaden erlitt es im März 1945, als bei einem der letzten Luftangriffe das in der Kuppel des Gebäudes untergebrachte Planetarium ausbrannte. Es wurde später durch das Kino „Hochhaus-Lichtspiele“ ersetzt, das noch heute in Betrieb ist und das höchste Kino Deutschlands ist.

Architektur – Backsteinexpressionismus in voller Blüte

Das von dem bekannten Architekten Fritz Höger entworfene Gebäude ist ein Paradebeispiel für den Backsteinexpressionismus, der für die Architektur Norddeutschlands in den 1920er Jahren typisch war. Dieser Trend verband den traditionellen Baustoff Backstein mit modernen, dynamischen Formen. Die Fassade aus dunkelroten, teilweise vergoldeten Klinkern und die patinierte Kupferblechkuppel verleihen ihr einen originellen Charakter. Gotische und expressionistische architektonische Details und vertikale Gliederungen, die durch Lichtinstallationen hervorgehoben werden, fallen besonders nachts ins Auge. Auch die Innenräume des Gebäudes wurden sorgfältig gestaltet, wie das Beispiel der repräsentativen Eingangshalle (der so genannten Schalterhalle) zeigt, deren Decke mit dekorativen Leuchtelementen in Form eines „Högerschen Auges“ verziert ist – ein dem Zeitgeist entsprechendes Symbol für Vision und Modernität. Diese Formen spielen sowohl auf gotische Motive als auch auf die Ästhetik der frühen Moderne an und stellen eine interessante Verschmelzung der Stile dar.

ChristianSchd, CC BY-SA 3.0, über Wikimedia Commons

Anzeiger-Hochhaus: Von der Redaktion zum Medienzentrum

In den Nachkriegsjahren war das Anzeiger-Hochhaus weiterhin sehr lebendig. Mehr als 800 Menschen arbeiteten dort und im 7. Stock befand sich ein beliebtes Café mit Aussichtsplattform. Im Jahr 1974 zog die HAZ-Redaktion nach Bemerode um. In den folgenden Jahrzehnten diente das Gebäude als Sitz zahlreicher Medienunternehmen, darunter die HIS Hochschul-Informations-System eG, die TVN-Gruppe sowie die Regionalredaktionen von RTL, Sat.1, ffn und Antenne Niedersachsen. Auch das digitale Magazin „Sonntag“, das auf Tablets erscheint, wurde dort in der Neuzeit angesiedelt, und in der sogenannten „Tickethalle“ wurden ein Showroom und Schulungsräume eingerichtet.

Heute – eine Synthese aus Geschichte und Moderne

Das Anzeiger-Hochhaus ist nach wie vor ein lebendiges Medien- und Kulturzentrum. Da die Kuppel derzeit umfassend saniert wird, ist das Kino vorübergehend in die Räume des ehemaligen Kassensaals verlegt worden. Angrenzend an das Gebäude befindet sich auch das historische Goseriedebad von 1905, das heute von der Kestnergesellschaft und radio ffn genutzt wird. Mit seiner architektonischen Kunstfertigkeit, seiner historischen Bedeutung und seiner ununterbrochenen öffentlichen Funktion bleibt das Anzeiger-Hochhaus eines der wichtigsten Wahrzeichen Hannovers als Zeugnis für den Innovationsgeist des 20. Jahrhunderts und fast ein Jahrhundert der Nachhaltigkeit.

Quelle: architectuul.com, vielfaltdermoderne.de

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