Das Einfamilienhaus Casa na Lameira liegt nicht weit vom Stadtzentrum von Fátima entfernt, aber bereits in einer Landschaft mit ausgeprägt ländlichem Charakter. Es ist ein Beispiel für eine bewusste und sensible Architektur, die aus dem Respekt für die natürliche Umgebung und die Bedingungen eines bestimmten Ortes erwächst. Von Anfang an wurde bei der Planung darauf geachtet, dass sich das Gebäude harmonisch in den landschaftlichen und kulturellen Kontext einfügt, wobei lokale Materialien und handwerkliche Bautechniken verwendet wurden.
Die Bauherren sind junge Eltern von zwei Kindern, von denen einer der Ehegatten, der als Architekt ausgebildet ist, aktiv am Entwurfsprozess beteiligt war. Das Hauskonzept wurde durch das Lemkehaus von Ludwig Mies van der Rohe inspiriert. Die modernistische Villa wurde zum Bezugspunkt für räumliche und ästhetische Lösungen. Der Entwurf von João Pedro Pedrosa – Arquitectos geht auf die spezifischen täglichen Bedürfnisse der Bewohner ein. Der Zugang zu natürlichem Licht, nahtlose Übergänge zwischen dem Innenraum und dem Garten bei gleichzeitiger Wahrung der Privatsphäre, die Flexibilität des Raums und die Verwendung natürlicher, lokaler Rohmaterialien waren wichtige Überlegungen.
Im Hinblick auf die Flexibilität des Raumes wurde den Kinderzimmern besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Sie sollten eine Doppelfunktion als Orte des Lernens und der Entspannung sowie als Teil des gemeinschaftlichen Lebensraums erfüllen. Dies wurde mit großen Schiebepaneelen realisiert, die es ermöglichen, eine Wand des Zimmers fast vollständig zu öffnen und es mit dem Korridor zu verbinden, der zum Garten führt und durch ein großes Fenster beleuchtet wird. Eines der markantesten Elemente des Hauses ist seine Materialität. In einer Zeit, in der industrielle, standardisierte Lösungen weit verbreitet sind, liegt der Schwerpunkt hier auf lokaler Handwerkskunst und Rohstoffen.
Die Fassaden des Hauses sind mit handgeformten Ziegeln verkleidet, deren Produktion mit diesem Projekt endete. Ein nahe gelegener Hersteller stand kurz vor dem Ende seiner langjährigen Tätigkeit, und der Hausbesitzer selbst und sein Sohn stellten die letzte Partie Ziegel her. Jeder Ziegel ist einzigartig in Textur, Farbe und Form und verleiht der Fassade einen lebendigen, abwechslungsreichen Charakter. Die Ostfassade birgt auch ein kleines, aber bedeutendes Detail. der „Bee Brick“ ist ein spezieller Ziegel, der als Zufluchtsort für Wildbienen gedacht ist und aus recycelten Materialien hergestellt wird. Dieses Element verbindet die Architektur symbolisch mit der Sorge um die lokale Artenvielfalt.
Es ist nicht nur der Ziegelstein, der die Identität des Hauses ausmacht. Das Mauerwerk, das das Grundstück umgibt, wurde aus Steinen errichtet, die aus den Ruinen einer jahrhundertealten Mauer in der Nähe geborgen wurden, die abgerissen werden sollte. Der Eigentümer hat den Stein zusammen mit Handwerkern selbst ausgewählt und transportiert. Auch die Fensterrahmen und die äußeren Naturholzdecken wurden von lokalen Handwerkern handgefertigt, und der für die Innenräume verwendete Stein stammt aus lokalen Steinbrüchen. Die handwerklichen Techniken und die natürlichen Texturen verleihen dem Ganzen einen ausgesprochen sinnlichen, fast taktilen Charakter.
Der Baukörper hat eine einfache L-Form, aus der die überdachten Außenbereiche „ausgehöhlt“ wurden. Das Haus steht auf einer flachen Terrasse am höchsten Punkt des Grundstücks, nahe der Zufahrtsstraße im Osten. Diese Positionierung erhöht die Privatsphäre am Eingang, wo die Fassade geschlossener und mit kleinen Öffnungen durchsetzt ist. Im Gegensatz dazu öffnet sich die Westfassade mit großen Verglasungen zum Garten hin, wodurch ein Gefühl der Kontinuität zwischen dem Innenraum und der Natur sowie kontrolliertem Tageslicht entsteht. Das Innere des Hauses ist in zwei Teile gegliedert, die durch ein Vestibül voneinander getrennt sind: den Gemeinschaftstrakt mit Wohnzimmer, Küche, Esszimmer, Büro und Waschküche sowie überdachten Terrassen und den Privattrakt mit Schlafzimmern und Bädern. Darüber hinaus ist ein Untergeschoss mit Technik- und Lagerräumen von außen zugänglich.
Casa na Lameira in Fátima ist ein Projekt, das die Bedeutung des Ortes in der Architektur wiederherstellt. Es zeigt, dass ein zeitgemäßes Haus nicht aus dem Katalog gebaut werden muss, sondern mit Sensibilität, unter Einbeziehung der Hände der Bewohner und in Harmonie mit der Landschaft entstehen kann.
Name des Projekts: Casa na Lameira
Planer: João Pedro Pedrosa – Arquitectos
Standort: Fátima, Portugal
Fläche: 345 mq.
Fotografie: Ivo Tavares Studio
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