siedziba Volkstagu

Danzig ungebaut: ehemaliges Volkstagsgebäude in Nueva Gardens

Obwohl sich Danzig im Vergleich zu anderen polnischen Städten durch eine relativ große Zahl erhaltener oder sorgfältig rekonstruierter Denkmäler auszeichnet, haben nicht alle historischen Gebäude den Zahn der Zeit überstanden. Unter den verlorenen Gebäuden nimmt der ehemalige Sitz des Volkstages, des Parlaments der Freien Stadt Danzig, in der heutigen Nowe Ogrody-Straße einen besonderen Platz ein. Es war ein Beispiel für die herausragende Architektur des späten 19. Jahrhunderts, die deutsche Neorenaissance mit lokalen Danziger Traditionen verband. Trotz seines hohen historischen und künstlerischen Wertes wurde das 1945 beschädigte Gebäude nicht wieder aufgebaut und verschwand aus dem Stadtplan.

Die Ursprünge des Gebäudes

Das Gebäude in der Neugartenstraße 23 wurde zwischen 1881 und 1884 zwischen kleinen Mietshäusern als Sitz des Regierungspräsidiums der Provinz Westpreußen erbaut. Entworfen wurde das Gebäude von dem bekannten Berliner Architekturbüro Hermann Ende und Wilhelm Böckmann. Die Bauleitung lag bei Richard Seel und die Gesamtkosten überstiegen eine halbe Million Mark. Die offizielle Eröffnung fand im März 1884 statt, obwohl ein Teil der Räume bereits einige Monate zuvor genutzt wurde. Ab 1920 beherbergte das Gebäude den Volkstag, das Parlament der Freien Stadt Danzig. Diese Institution funktionierte bis 1939 und zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass sie kontinuierlich und ohne Unterteilung in geschlossene Sitzungen arbeitete. Das Parlament bestand zunächst aus 120 und später aus 72 Abgeordneten, die alle vier Jahre gewählt wurden. Sie wählten den Senat, der exekutive Aufgaben wahrnahm. Nach der Eingliederung der Stadt in das Dritte Reich wurde das Gebäude von der Verwaltung des Reichskreises Danzig-Westpreußen übernommen.

Architektur und Details des Volkstagsgebäudes

Das Gebäude wurde auf einem unregelmäßigen Grundriss mit zwei Innenhöfen errichtet. Seine Architektur wurde von der Danziger Renaissance inspiriert, vor allem aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die Backsteinfassade wurde mit Elementen aus rotem Sandstein und reichhaltigen skulpturalen Details verziert. Die Inneneinrichtung wurde mit der gleichen Liebe zum Detail gestaltet. In den Sälen und Büros wurden Vertäfelungen, Kassettendecken, Glasmalereien und Polychromien verwendet. Besonders repräsentativ war der zweistöckige Versammlungssaal, dessen Decke in Anlehnung an den Roten Saal des Rathauses geschnitzt wurde. Die Wände des Saals waren mit historischen Szenen von Ernst Röber geschmückt, und die Dekoration des Treppenhauses stammte von dem Berliner Maler und Stuckateur Otto Lessing.

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Das Gebäude am Ende des 19. Quelle: gemeinfrei, über Wikimedia Commons

Der Sitz des Volkstages während des Krieges und sein Abriss

Obwohl das Gebäude wegen seiner Funktionalität und interessanten architektonischen Lösungen gelobt und geschätzt wurde, erwies es sich bald als zu klein für die wachsende Danziger Verwaltung. Einige Büros wurden daher an andere Standorte verlegt. Während des Zweiten Weltkriegs diente das Gebäude als Sitz der Provinzregierung. Im Jahr 1945 wurde es durch die Kämpfe um die Stadt und die gezielte Zerstörung Danzigs durch sowjetische Truppen schwer beschädigt. In den folgenden Jahren wurde kein Beschluss zum Wiederaufbau gefasst. Die Überreste des Gebäudes wurden abgerissen und an ihre Stelle traten Straßen und ein Parkplatz neben der städtischen Polizeistation.

Der verlorene Sitz des Volkstages – ein Fragment der Geschichte

Mit dem Abriss des ehemaligen Volkstagsgebäudes verlor Danzig unwiederbringlich eines seiner wichtigsten und eindrucksvollsten öffentlichen Gebäude des späten 19. Jahrhunderts. Jahrhunderts verloren. Das Gebäude aus Nowe Ogrody existiert seit Jahrzehnten nicht mehr, doch es lebt in der Erinnerung der Danziger weiter und bleibt ein trauriges Beispiel für ein unbeweintes Opfer von Krieg und Nachkriegsentscheidungen.

Quelle: gdansk.gedanopedia.pl

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Die Provinzregierung von Westpreußen im Jahr 1903 und derselbe Ort heute. Quelle: Deutsche Fotothek und Google Maps

Blick auf die Neuen Gärten im Jahr 1903 und die gleiche Stelle heute. Quelle: Deutsche Fotothek und Google Maps

Das Parlament der Freien Stadt Danzig im Jahr 1938 und heute. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg und Google Maps