teatr bagatela w krakowie
Zygmunt Put, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Das Bagatela-Theater in Krakau. Die Geschichte einer der wichtigsten Bühnen der Stadt

Das Bagatela-Theater, benannt nach Tadeusz Boy-Żeleński, ist eine der bekanntesten kulturellen Adressen Krakaus. Sein Schicksal ist eine Geschichte ständiger Veränderungen – sowohl seiner Funktion als auch des architektonischen Mantels des Eckgebäudes selbst. Ursprünglich wurde das Gebäude als Unterhaltungsbühne gebaut, später wurde es als Kino betrieben, mehrmals modernisiert und kehrte schließlich zu seinen theatralischen Wurzeln zurück.

Das Bagatela-Theater – Ursprünge und erster Grundriss

Die Entstehung des Theaters geht auf die Initiative von Marian Dąbrowski, dem Herausgeber des „Ilustrowany Kurier Codzienny“, zurück. Er wollte eine Unterhaltungsbühne im Geiste der Pariser Theater und Kabaretts schaffen. Der Entwurf für das Gebäude an der Ecke der Karmelicka- und der Krupnicza-Straße stammt von dem Architekten Janusz Zarzecki aus den Jahren 1918-1919, und die Inneneinrichtung wurde von dem Maler und Dekorateur Henryk Uziembło entworfen. Das kleine Gebäude erhielt eine elegante Fassade mit Gesimsen, Strebepfeilern und Tympanon. Die Inneneinrichtung war im Jugendstil gehalten und reich mit Polychromie, Glasmalerei, Vergoldung und Kronleuchtern verziert. Der Zuschauerraum bot Platz für etwa 800 Personen, und die Bühne war relativ klein und beengt. Das Ganze hatte eine luxuriöse Ausstrahlung und erinnerte an das Pariser Design, wie es Marian Dąbrowski vorschwebte.

Brand des Bagatela-Theaters und Wiederaufbau

Finanzielle Probleme, die Mitte der 1920er Jahre auftraten, führten dazu, dass das Bagatela-Theater in einen rentableren und kommerzielleren Betrieb umgewandelt wurde, nämlich in ein Kino. In der Nacht vom 6. auf den 7. April 1928 brach in dem Gebäude ein Brand aus, der die gesamte Inneneinrichtung zerstörte. Beim Wiederaufbau, der von Stanisław Filipkowicz und Tadeusz Tombiński entworfen wurde, wurden die meisten dekorativen Elemente weggelassen. Die Fassade wurde schlichter und das Innere erhielt eine einheitliche Farbgebung und einen eher funktionalen Charakter. In den folgenden Jahren wurde das Gebäude an seine Funktion als Kino angepasst. Im Jahr 1930 wurde eine Tonfilmprojektion eingeführt, und 1938 wurden Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt, darunter der Umbau des Foyers und die Ersetzung der Sitze durch moderne, gepolsterte Sitze. Das Scala-Kino, wie es damals genannt wurde, galt als das modernste und eleganteste Kino im Krakau der Vorkriegszeit.

Ein Fragment der Karmelicka Straße, im Zentrum das damalige Scala im September 1939. Das Foto stammt aus der privaten Fotosammlung eines deutschen Sammlers, die der MHK geschenkt wurde. Quelle: Historisches Museum der Stadt Krakau

Weitere Aktivitäten und Rekonstruktion des Bagatelatheaters

Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude verschiedenen Theatern als Spielstätte. In den 1940er Jahren war hier das Kammertheater, später das Staatliche Theater des Jungen Zuschauers und noch später das Varietétheater untergebracht. Im Jahr 1963 wurde das Gebäude im Geiste der Moderne vollständig renoviert, wobei die Fundamente verstärkt, der Zuschauerraum renoviert und eine moderne Drehbühne gebaut wurden. Die Fassade wurde vereinfacht und ihrer Verzierungen aus den 1920er Jahren beraubt. Hinzu kamen abstrakte Keramikdekorationen, die im Atelier Kamionka in Łysa Góra nach einem Entwurf von Witold Skulicz hergestellt wurden. Im Jahr 1970 wurde der ursprüngliche Name Bagatela wiederhergestellt, und zwei Jahre später wurde das Theater nach Tadeusz Boy-Żeleński umbenannt. Damals wurde das benachbarte Mietshaus in der Karmelicka-Straße 6 für die Zwecke der Theaterleitung umgebaut.

Tadeusz Boy-Żeleński

Tadeusz Boy-Żeleński war ein herausragender Übersetzer, Schriftsteller und Literaturkritiker, der mit Krakau verbunden war. Er wurde 1874 geboren und war zunächst als Arzt tätig, doch seine größte Bekanntheit erlangte er durch seine literarische und journalistische Tätigkeit. Er war Autor zahlreicher Kolumnen, in denen er das gesellschaftliche und moralische Leben kommentierte, und Verfasser von Übersetzungen französischer Literatur, dank derer der polnische Leser mit den Werken von Molière, Balzac oder Stendhal vertraut werden konnte. Boy war Mitglied des Krakauer Kabaretts Zielony Balonik (Der grüne Ballon) und einer der schärfsten Literaturkritiker seiner Zeit. Er war bekannt für sein soziales Engagement, unter anderem für den Kampf um die Rechte der Frauen und die Säkularisierung des öffentlichen Lebens. Er starb 1941 auf tragische Weise in Lemberg, wo er zusammen mit einer Gruppe polnischer Intellektueller von den Deutschen erschossen wurde.

Bagatela in den Jahren 1929 und 2024, Foto: Museum von Krakau und Eugeniusz S./fotopolska.eu

Szene in der Sarego-Straße

Die kontinuierliche und sukzessive Entwicklung von Bagatela umfasste auch neue Räume. Im Jahr 2004 wurde im Gebäude in der Józefa-Sarego-Straße 7 eine intime Bühne mit einem Proberaum und einem Zuschauerraum eröffnet. Dieser Raum war für kleinere, experimentelle Produktionen junger Regisseure und Dramatiker gedacht. Das Theatergebäude an der Ecke der Karmelicka- und Krupnicza-Straße hat sein Aussehen aus den 1960er Jahren bewahrt.

Das Bagatela-Theater – architektonische und kulturelle Bedeutung

Das Bagatela-Theater ist auch heute noch eines der wichtigsten Theater in Krakau. Obwohl das Gebäude mehrmals umgebaut wurde und seine frühere Jugendstilpracht verloren hat, ist es ein bleibendes Element der Stadt. Seine schlichten, mit Keramik verzierten Fassaden sind bereits zu einem festen Bestandteil des Krakauer Stadtbildes geworden. Bagatela hat das künstlerische Leben der Hauptstadt von Kleinpolen mehr als ein Jahrhundert lang geprägt.

Quelle: bagatela.pl

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