Das Mietshaus in der Grzybowska-Straße 46 wird abgerissen. Es wird einer breiteren Straße Platz machen

Die Warschauer Grzybowska-Straße wird sich bald erheblich verändern. Eines der Elemente dieser Umgestaltung wird der Abriss des Mietshauses von Antoni Stradecki in der Nummer 46 sein. Die Entscheidung, das Gebäude nicht in das Denkmalregister aufzunehmen, wurde vom Denkmalpfleger der Woiwodschaft Masowien nach Analyse der Stellungnahme des Nationalen Instituts für Kulturerbe und auf der Grundlage seiner eigenen Inspektionen getroffen.

Geschichte des Gebäudes in der Grzybowska-Straße 46

Das auf den ersten Blick unscheinbare Mietshaus Grzybowska 46 hat eine reiche und bewegte Geschichte. Mit seinem Bau wurde 1939 begonnen, doch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs machte die Fertigstellung des Projekts unmöglich. Ursprünglich sollte es eines der modernsten Stadthäuser der Gegend werden, aber sein Schicksal nahm eine andere Wendung. Nach 1945 unverputzt und provisorisch fertiggestellt, hat es dank seiner soliden Stahlbetonkonstruktion bis heute überlebt, während sich die gesamte Umgebung dramatisch verändert hat. Nach dem Krieg sollte das Gebäude im Zusammenhang mit dem Bau der Siedlung hinter dem Eisernen Tor abgerissen werden, doch die Entscheidung über den Abriss wurde aufgeschoben. Heute steht das Gebäude leer.

Die symbolische Bedeutung des Gebäudes

Obwohl das Gebäude architektonisch keinen besonderen Wert darstellt, kann seine historische Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es ist das einzige erhaltene Relikt der alten Gebäude zwischen der heutigen Jana Pawła II-Straße und der Żelazna-Straße. Außerdem befand sich das Gebäude während der Besatzungszeit innerhalb der Grenzen des Warschauer Ghettos und wurde Zeuge der tragischen Ereignisse. Das Mietshaus ging auch in die Popkultur ein – 1972 wurde es zum Schauplatz des Kultfilms von Stanisław Bareja, „Wanted, Wanted“.

Grzybowska 46

Grzybowska-Straße 46 – Versuche, das Mietshaus zu retten

Aufgrund seiner historischen Bedeutung ist das Gebäude Gegenstand von Bemühungen der Gemeinschaft, es zu schützen. Im Sommer 2023 beantragte der Verein „Stein und was?“ die Eintragung des Mietshauses in das Denkmalregister, um es vor dem Abriss zu bewahren. Leider waren sowohl das Nationale Institut für das Kulturerbe als auch der Denkmalpfleger der Woiwodschaft Masowien und der Denkmalpfleger der Hauptstadt der Ansicht, dass der technische Zustand und der geringe architektonische Wert des Gebäudes seinen Schutz nicht rechtfertigten.

Wie geht es weiter?

Im Zusammenhang mit den Plänen zur Sanierung der Grzybowska-Straße wurde die Entscheidung zum Abriss des Mietshauses unumgänglich. Das Gebäude, das seit Jahren an das Warschau der Vorkriegszeit erinnert, wird bald einer neuen Infrastruktur Platz machen. Damit verliert die Hauptstadt ein weiteres Fragment ihrer Geschichte und damit die letzte erhaltene Spur der alten Gebäude in diesem Teil der Wola. Der bevorstehende Abriss ist ein Symbol für die unvermeidlichen Veränderungen, die in einer sich entwickelnden Stadt stattfinden. Die Frage, wie viel von seiner Vergangenheit Warschau für die Zukunft opfern kann, bleibt offen.

Quelle: Stein und was?, ABC Warszawy

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Fragmente des Mietshauses aus dem Film „Wanted, Wanted“ von 1972 und heute. Foto: Dailymotion und WhiteMAD/Mateusz Markowski