In der Warschauer Wola findet man heute noch vereinzelte Spuren der ehemaligen Gebäude des Viertels, die während des Zweiten Weltkriegs große Verluste erlitten. Viele dieser erhaltenen Gebäude sind zwar historisch von unschätzbarem Wert, verfallen aber heute. So auch das vergessene Mietshaus in der Twarda 62. 2023 wurde das Gebäude in die Denkmalliste eingetragen, doch das hat wenig geändert. Es ist immer noch baufällig und bietet ein sehr trauriges Bild des Vorkriegserbes der Stadt.
Twarda 62 und seine Ursprünge
Das Mietshaus Twarda 62 wurde 1896 auf Initiative von Shapsa Kaplan, einem jüdischen Unternehmer, der im Porzellangeschäft tätig war, errichtet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude erweitert. Dann erhielt es ein elegantes Treppenhaus, das zu Wohnungen mit höherem Standard führte. Das modernisierte Mietshaus war ein typisches Beispiel für einen großbürgerlichen Bau jener Zeit und bot den Mietern komfortable Bedingungen. Seine Geschichte ist untrennbar mit dem Schicksal der jüdischen Gemeinde Warschaus verbunden, die größtenteils in Mirów und Wola lebte.
Das Gebäude im Schatten von Krieg und politischem Wandel
Im Jahr 1940 wurde das Gebäude Teil des Ghettos. Nachdem die Grenzen des Ghettos geändert worden waren, wurden die Juden umgesiedelt und polnische Familien zogen in die Twarda 62. Das Gebäude wurde während der Kämpfe des Warschauer Aufstands in Mitleidenschaft gezogen, erlitt jedoch keine ernsthaften Schäden und konnte weiter genutzt werden. Nach 1945 und der Übernahme der Immobilie durch den Staat wurde beschlossen, alle Verzierungen und Balkone an der Fassade zu entfernen. Im Rahmen einer Politik der Vereinfachung der „bürgerlichen“ Architektur wurde sie an die damals geltenden ästhetischen Normen angepasst. In der Umgebung des Gebäudes sind keine Vorkriegsbauten erhalten geblieben. Im Laufe der Jahrzehnte wurden auf beiden Seiten Wohnblocks errichtet, die vom Priesterhaus zurückgesetzt sind. Vielleicht war geplant, die Twarda Street zu verbreitern und das Gebäude, das an den Beginn des 20. Jahrhunderts erinnert, abzureißen? Jahrhunderts erinnert, abzureißen. Dazu ist es jedoch nicht gekommen, und das Gebäude ist bis heute in einem verstümmelten Zustand erhalten geblieben.
Einsturz und Eintragung in das Register der Denkmäler
Im Jahr 2012 wurde die seit Jahren nicht mehr renovierte Immobilie aufgrund ihres schlechten Zustands außer Betrieb genommen. Die Mieter zogen um und das Wahrzeichen aus der Vorkriegszeit war der Gnade oder Ungnade von Vandalen und Naturgewalten ausgeliefert. Trotz des fortschreitenden, allmählichen Verfalls bleibt das Mietshaus in der Twarda Street 62 ein wertvolles Beispiel für alte Gebäude in diesem Teil der Stadt. Aus diesem Grund hat der masowische Woiwodschaftsdenkmalpfleger im Mai 2023 das Vorderhaus und das Nebengebäude in das Denkmalregister eingetragen, was den außergewöhnlichen historischen Wert des Mietshauses nur bestätigt.
Twarda 62 – Authentizität der Vorkriegszeit
Trotz der erheblichen Verarmung der Fassade des Mietshauses in den Nachkriegsjahren sind im Inneren des Gebäudes noch originale und unschätzbare Gestaltungselemente vorhanden. Besonders hervorzuheben ist das vordere Treppenhaus mit seiner schmiedeeisernen Balustrade und den Keramikfliesen auf den Treppenabsätzen. In einigen Wohnungen sind auch Türrahmen mit dekorativen Supraporten erhalten, und eine der Decken ist noch mit einer von Ornamenten umgebenen Stuckrosette verziert. Diese Details verleihen dem Stadthaus ein hohes Maß an Authentizität und machen es auf jeden Fall erhaltenswert. Wird es einen Neuanfang erleben? Die Zeit wird es zeigen, aber es ist nicht mehr viel davon übrig.
Quelle: propertydesign.pl, czmurek.com
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Twarda 62 im Jahr 1938 und 2025. Quelle: Nationalarchiv in Warschau und whiteMAD/Mateusz Markowski