Warschau ist eine Stadt mit einer reichen und turbulenten Geschichte, in der man trotz schwerer Zerstörungen im 20. Jahrhundert immer noch zahlreiche Beispiele interessanter Architektur bewundern kann. Ein solches Gebäude ist das Mietshaus von Judy Wielburski, auch bekannt als Potempski-Mietshaus, in der Marszałkowska-Straße 2, in der Nähe des Plac Unii Lubelskiej, an der Kreuzung mit der Aleja Jana Chrystiana Szucha. Es wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut und ist eines der interessantesten architektonischen Werke aus dieser Zeit in der Gegend.
Ursprünge und Architektur des Mietshauses Judy Wielburski
Das Mietshaus von Judy Wielburski wurde 1904 in der Zeit der intensiven Bebauung des Unii Lubelskiej-Platzes errichtet. Es war eines der ersten Gebäude in diesem Teil der Stadt, was es zu einem besonders wichtigen städtebaulichen Element in Warschau macht. Sein Entwurf wurde an die ungewöhnliche Form des Grundstücks angepasst, was zu einer originellen Raumaufteilung führte. Die Hauptfassade des Gebäudes ist der Marszałkowska-Straße zugewandt, während der halboffene Innenhof an die Szucha-Allee grenzt, was eine originelle architektonische Lösung darstellt, da das Gebäude keine traditionelle Tordurchfahrt hat. Ein weiteres charakteristisches Element des Gebäudes ist der Turm mit der hinteren Treppe, die von einem Zierhelm gekrönt wird und einen dominanten architektonischen Akzent zur Szucha-Allee hin darstellt. Eine interessant gestaltete Haupttreppe führt ins Innere des Gebäudes und in den Innenhof, zu dem der Eingang von der Marszałkowska-Straße aus führt. Ursprünglich zeichnete sich das Gebäude durch eine weiße Fassade aus, die mit subtilen neoklassizistischen Details verziert war und dem Gebäude ein elegantes und würdiges Aussehen verlieh.
Das Mietshaus im Jahr 1948. Quelle: NAC – Nationales Digitales Archiv www.nac.gov.pl/
Marszałkowska-Straße 2 – Schicksal des Gebäudes im 20
Das Potempski-Mietshaus hatte das Glück, während des Zweiten Weltkriegs nicht zerstört zu werden. Das lag vor allem an seiner strategisch günstigen Lage in der Nähe des deutschen Viertels, so dass es kein Ziel von Bombenangriffen oder Kriegshandlungen war. Nach dem Krieg wurde das Gebäude modernisiert, unter anderem wurden in den 1950er Jahren die meisten dekorativen Details an der Fassade entfernt. Trotz dieser Veränderungen wurden die ursprünglichen Proportionen des Gebäudes beibehalten, so dass das Gebäude seine ursprüngliche Eleganz nicht völlig verlor. Im Inneren des Haupttreppenhauses sind viele Elemente der ursprünglichen Dekoration bis heute erhalten geblieben und zeugen von der hohen Qualität der Bauausführung. Hervorzuheben sind die Marmorverkleidungen der Treppenstufen aus Carrara bianco ordinario, die schmiedeeisernen Balustraden mit reichem, phantasievollem Design, die Stuckdecken und die hölzernen Türrahmen. Bemerkenswert sind auch die originalen Fußböden, mit deren Ausführung der renommierte Otto Kauffmann Niedersedlitz betraut wurde. Aufgrund seines historischen und architektonischen Wertes wurde das Gebäude am 24. Juli 2012 in das städtische Register der Denkmäler der Hauptstadt Warschau eingetragen.
Quelle: lapidarium.fundacja-hereditas.pl
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Der ehemalige Kreisverkehr Keksholm (heute Lubliner Unionsplatz) in den Jahren 1910 und 2025. Foto: Public Domain, Wikimedia Commons und WhiteMAD/Mateusz Markowski
Das Gebäude im Jahr 1955 und 2025, Quelle: NAC – Nationales Digitales Archiv www.nac.gov.pl/ und WhiteMAD/Mateusz Markowski
Ansicht des Mietshauses im Jahr 1956 und 2025, Quelle: NAC – Nationales Digitales Archiv www.nac.gov.pl/ und WhiteMAD/Mateusz Markowski
Fassade von der Szucha-Allee Ende der 1960er Jahre und heute. Quelle: Stolica Wochenzeitung Nr. 48 (1095) 01.12.1968 und WhiteMAD/Mateusz Markowski