Das Schloss in Bad Muskau, an der Lausitzer Neiße gelegen, hat eine reiche und faszinierende Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Zu einer Zeit, als die Gegend um Muskau ein wichtiger Kreuzungspunkt für Handelswege war, wurden dort Befestigungen zum Schutz der Straßen und der an der Kreuzung betriebenen Zollstelle errichtet. Diese Befestigungen wurden erstmals 1245 erwähnt. Urkunden über die frühen Besitzer der Muskauer Ländereien sind rar. Im Jahr 1253 erscheint der Markgraf von Meißen, Heinrich III. der Würdige, als Besitzer des Zolls in Muskau. Es ist jedoch nicht klar, ob die Burg zu diesem Zeitpunkt ihm gehörte. Andere Hinweise deuten darauf hin, dass bestimmte Brüder, Berold und Thidricus de Muschov, eine Verbindung zur Burg gehabt haben könnten, aber diese Hypothese ist nicht sicher.
Der erste Besitzer der Burg, dessen Identität zweifelsfrei bestätigt ist, war Bodo von Ileburg. Im Jahr 1366 wurde die Burg seinem Schwiegersohn Heinrich von Kittlitz zur Hochzeit geschenkt. In den folgenden Jahrzehnten wechselte die Burg mehrfach den Besitzer und ging in die Hände verschiedener Adelsfamilien über. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde die Burg von der Familie von Penzig erweitert, die Anlage um einen Nordturm ergänzt und die Befestigungsanlagen mit Umfassungsmauern und einem Torturm verstärkt. Die umliegenden Sümpfe und Auen der Lausitzer Neiße schützten die Festung zusätzlich.
Park und Schloss Bad Muskau im Jahr 1839. Foto: Heinrich Wilhelm Teichgräber, gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Bei der Renovierung des Neuen Schlosses wurden Reste gotischer Mauern entdeckt, um das Aussehen der mittelalterlichen Festung wiederherzustellen. Das Herzstück der Burg war ein Turm mit imposanten Mauern, die zwischen 1,80 und 2,80 m dick waren, was darauf schließen lässt, dass das Gebäude mindestens drei Stockwerke hatte. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich die Burg zu einer zweiteiligen Anlage mit einer hohen Burg und einer niedrigen Vorburg. Nach 1447 ging die Burg in den Besitz der Familie von Bieberstein und später der Familie von Schoenaich über. Nach einem Brand im Jahr 1586 wurde das Schloss im Stil der Renaissance wieder aufgebaut. Dabei wurden sowohl die Anordnung der Gebäude als auch deren Dekoration verändert, was zum Ansehen der Residenz beitrug.
Ansicht des Schlosses in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Jahrhunderts. Foto von August Friedrich Wilhelm Nothnagel (1822-1899), Theodor Albert, Public domain, via Wikimedia Commons
Der berühmteste Besitzer des Schlosses war Hermann von Pückler, der das Anwesen im Jahr 1811 erbte. Der berühmte Exzentriker und Reisende investierte riesige Summen in die Umgestaltung des Schlosses und des umliegenden Parks und schuf eine prächtige Garten- und Parkanlage, die zu einer der bedeutendsten und beeindruckendsten in ganz Europa wurde. Dieser Zustand dauerte bis 1945 an. Am Ende des Zweiten Weltkriegs verlief die Frontlinie durch das Lausitzer Neißetal, in dem sich der Muskauer Park befand. Infolge der intensiven Kriegshandlungen wurden rund 70 Prozent der Stadt zerstört, alle Brücken über die Neiße und das Alte Schloss lagen in Trümmern. Das Neue Schloss wurde am 30. April 1945 von der Roten Armee vollständig geplündert. Nach der Plünderung wurde das Gebäude in Brand gesetzt und blieb für Jahrzehnte eine Ruine, die in Vergessenheit geriet.
Das Neue Schloss im Jahr 1955 und heute. Foto von Brück & Sohn Kunstverlag Meißen, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons und Rabe!, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Der größte Schlag für die Zukunft des Muskauer Parks war die Festlegung des neuen Verlaufs der polnisch-deutschen Grenze gemäß den von den Alliierten in Teheran, Jalta und Potsdam getroffenen Vereinbarungen. Die Neiße, die zuvor fester Bestandteil des Parks gewesen war, wurde nach dem Krieg zu einer unüberwindbaren Grenze, die den Park in zwei Teile trennte. Während der westliche, auf deutscher Seite gelegene Teil des Parks dank der Bemühungen von Gärtnern in relativ gutem Zustand erhalten blieb, geriet der östliche, auf polnischer Seite gelegene Teil in Vergessenheit und wurde von dichtem Wald überwuchert. Ein Durchbruch in der Geschichte des Schlosses und des Parks erfolgte erst 1988, als polnische und deutsche Naturschützer eine Vereinbarung über die gemeinsame Restaurierung des Muskauer Parks als Gesamtkunstwerk unterzeichneten. Die politischen Veränderungen nach 1989 beschleunigten diese Aktivitäten, und der Muskauer Park wurde auf polnischer Seite unter die Obhut des Kulturministeriums gestellt. Auf deutscher Seite ging der Park 1992 in die Obhut des Freistaates Sachsen über.
Das neue Schloss in Bad Muskau in den 1980er Jahren und heute. Foto Erich Braun, CC BY-SA 4.0, über Wikimedia Commons und Heigeheige, CC BY-SA 4.0, über Wikimedia Commons
Unter der Federführung der 1993 gegründeten Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ begannen umfangreiche Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten, die die Rekonstruktion der Orangerie, des Schlosses, der Brücken und des Schlossgartens umfassten. Die Rekonstruktion des Neuen Schlosses begann 1995 und wurde 2011 abgeschlossen. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau des Schlosses beliefen sich auf 25 Millionen Euro. Die Arbeiten zielten darauf ab, der Residenz eine Neorenaissanceform aus der Zeit des Prinzen Friedrich der Niederlande zu geben. Heute ist es ein dreiflügeliges, vierstöckiges Gebäude mit einem zum Park hin offenen Innenhof und zwei Rundtürmen. Die Verbindung zum Park wird durch eine markante Auffahrt und eine breite, mit Löwenskulpturen verzierte Treppe hergestellt. Dem architektonischen Stil entsprechend zeichnet sich das Schloss durch eine Vielzahl von Schmuckelementen wie Ziergiebeln und -gittern, Balkonen, Figuren, Laternen, Friesen und filigranen Turmmasken aus. Ästhetische Funktionen erfüllen auch die charakteristische kastanienbraune Farbe der Fassade und die kontrastierenden hellen cremefarbenen Details.
Die Burgruine vor der Rekonstruktion und das heutige Erscheinungsbild. Foto: muskauer-park.de
Das wieder aufgebaute Schloss ist heute Sitz der Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau und ein Museum. Im Südflügel befindet sich die interaktive Ausstellung Pückler! Pückler? Einfach nicht zu fassen! (Pückler? Einfach nicht zu fassen!“ über das Leben und Wirken des Schöpfers des Parks und in einem der Türme eine Ausstellung zur Schloss- und Stadtgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Der Schlossturm mit seiner Aussichtsplattform kann auch bestiegen werden. Dank dieser Bemühungen erstrahlt das Neue Schloss im Muskauer Park wieder in altem Glanz und ist heute ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Region. Der Wiederaufbau des Schlosses rettete nicht nur ein wertvolles Baudenkmal, sondern trug auch zur Wiederbelebung und Vereinheitlichung des historischen Parks bei, der zu den schönsten Beispielen eines europäischen Landschaftsgartens zählt. Heute sind das Schloss und der Park das gemeinsame Erbe Polens und Deutschlands.
Quelle: zamkipolskie.com, muskauer-park.de
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