Das Salzhaus war eines der charakteristischsten und historisch bedeutendsten Gebäude in der Innenstadt von Frankfurt am Main. Es befand sich auf dem Römerberg und bildete den nordöstlichen Teil des Rathauskomplexes (Römer) in der Altstadt von Frankfurt. Seine Geschichte reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück, und seine Architektur verband Elemente der Gotik und der Renaissance, was das Gebäude zu einer der wichtigsten Errungenschaften der Renaissance im deutschsprachigen Raum machte. Das Ende seiner Existenz kam mit der schweren Bombardierung der Stadt während des Zweiten Weltkriegs.
Das Salzhaus wurde erstmals 1324 erwähnt, als das Gebäude als Salzhandelsplatz genutzt wurde – daher der Name. Im 17. Jahrhundert wurde das Gebäude im Stil der Spätrenaissance umfangreich umgebaut oder neu errichtet. Mit seiner reichen Holz- und Steinfassade erlangte das Salzhaus den Ruf, eines der schönsten Gebäude Mitteleuropas zu sein, und wurde unter anderem mit dem berühmten Kammerzell-Haus in Straßburg verglichen. Im Jahr 1843 erwarb die Stadt das Salzhaus und fügte es mit einem benachbarten Gebäude zusammen. Im Jahr 1890 wurde das Gebäude zum Sitz der Stadtverwaltung, und zuvor – zwischen 1887 und 1888 – wurde es umfassend renoviert.
Das Gebäude am Ende des 19. Jahrhunderts. Foto Photoglob AG, Zürich, Schweiz – Carl Friedrich Mylius (1827-1916)/Wikimedia Commons
Das Salzhaus war bekannt für seine einzigartige Kombination von Elementen der Gotik und der Renaissance. Das Erdgeschoss des Gebäudes wurde aus rotem Sandstein errichtet. Über dem massiven Sockel erhob sich ein Fachwerkbau von charakteristischen Proportionen: Das Gebäude war 22 Meter hoch, wovon fast die Hälfte auf das weit ausladende Dach entfiel. Die reich verzierte Fassade des Salzhauses war ein Symbol für die Meisterschaft der Handwerker jener Zeit. Die geschnitzten Details und Reliefs fielen durch ihre Raffinesse und Kunstfertigkeit auf, und das Gebäude galt als ein Juwel der städtischen Architektur.
Das Salzhaus im Jahr 1900 und heute. Foto von Mylius, gemeinfrei, über Wikimedia Commons und Yair-haklai, CC BY-SA 4.0, über Wikimedia Commons
Während des Zweiten Weltkriegs erlebte Frankfurt zahlreiche Bombenangriffe, die den historischen Stadtkern weitgehend zerstörten. Das Salzhaus überstand zwar den ersten Bombenangriff im Jahr 1943, wurde aber am 22. März 1944, als die Stadt einem der schwersten Angriffe zum Opfer fiel, völlig zerstört. Das Innere des Gebäudes brannte aus, ebenso die oberen Stockwerke. Nur der Steinsockel und Teile der Fassade blieben erhalten.
Das Gebäude in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und heute. Foto von Carl Friedrich Mylius, gemeinfrei, über Wikimedia Commons und Mylius, CC BY-SA 3.0, über Wikimedia Commons
Nach Kriegsende begannen die Beseitigung der Trümmer und der Wiederaufbau der wichtigsten Gebäude. Im Falle des Salzhauses entschied man sich für einen modernen Wiederaufbau im Sinne des Nachkriegsfunktionalismus. Das Gebäude wurde 1952 unter Beibehaltung des historischen Erdgeschosses fertiggestellt, darüber wurden einfache Geschosse in Stahlbetonbauweise errichtet. Trotz der materiellen Einschränkungen zeichnete sich die neue Version des Salzhauses durch künstlerische Elemente wie das Glasmosaik von Wilhelm Geißler aus, das einen Phönix darstellt – ein Symbol für die Wiedergeburt der Stadt aus den Ruinen.
Der Römer in den Jahren 1870 und 2022. Foto: Historisches Museum, Frankfurt i Mylius (GFDL 1.2 oder FAL), via Wikimedia Commons
Seit den 1980er Jahren gibt es Vorschläge, das Salzhaus in seiner ursprünglichen Form zu rekonstruieren. Trotz des großen öffentlichen Interesses und der Unterstützung wurden diese Projekte aufgrund mangelnder finanzieller Mittel nicht realisiert. Im Jahr 2004 präsentierte das Historische Museum in Frankfurt Fragmente der ursprünglichen Fassade, die in den Archiven der Stadt erhalten geblieben waren – rund 60 Prozent der historischen Elemente sind noch in gutem Zustand, so dass eine Rekonstruktion technisch möglich wäre.
Das Salzhaus auf einer Postkarte von 1900 und der gleiche Standort heute. Foto von Wikimedia Commons und Yair-haklai, CC BY-SA 4.0, über Wikimedia Commons
Heute dient das Salzhaus als Verwaltungsgebäude. Im Erdgeschoss ist die Touristeninformation untergebracht, die oberen Stockwerke werden für Bürozwecke genutzt. Obwohl sich das moderne Erscheinungsbild des rekonstruierten Gebäudes deutlich von seinem Renaissance-Original unterscheidet, erinnert das Erdgeschoss aus rotem Sandstein noch immer an das historische Erbe des Ortes.
Quelle: fnp.de, veikkos-archiv.com
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