Das Mietshaus in der Francuska-Straße 38 im Warschauer Stadtteil Saska Kępa wird derzeit renoviert, wobei seine verborgene Schönheit zum Vorschein kommt. Das Gebäude ist ein beispielhaftes Beispiel für die architektonische Strömung, die als Stil 37 bekannt ist und in den letzten Jahren der Zweiten Polnischen Republik beliebt war. Die Renovierung wird mit Hilfe eines städtischen Zuschusses in Höhe von 44 106 PLN durchgeführt.
Das Mietshaus wurde 1938-39 nach einem Entwurf von Jerzy Woyzbun, einem Schüler des berühmten Bohdan Pniewski, errichtet. Die Inspiration durch den Stil des Meisters ist deutlich zu erkennen, vor allem an der Verkleidung aus behauenem Sandstein, die auf Pniewskis Haus in der Na Skarpie Avenue 27 verweist, in dem heute das Museum der Erde der Polnischen Akademie der Wissenschaften untergebracht ist. Wir haben HIER darüber berichtet. Der Stil 37 kombinierte Funktionalismus mit dekorativen Elementen. Charakteristisch für diesen Stil sind gewellte Wände und dekorative Fenstergitter aus Schmiedeeisen. Die Fassade des Gebäudes in der Francuska-Straße 38 ist mit Sandstein verkleidet, was dem Gebäude Prestige und Einzigartigkeit verleiht.
Das Mietshaus in der Francuska-Straße vor der Renovierung. Bildnachweis: mamik/photopolska.eu, Lizenz: CC-BY-SA 3.0
Das Gebäude wurde seit 85 Jahren nicht mehr umfassend renoviert, was zu einem erheblichen Verfall der Fassade geführt hat. Die seit langem ausbleibenden Reparaturen und die verwendeten edlen Materialien stellen nun eine Herausforderung für die Denkmalpfleger dar. Die Wohnungsbaugesellschaft beschloss aufgrund der begrenzten Mittel, die Arbeiten in Etappen durchzuführen. Die Renovierung der vorderen Fassade, die in diesem Jahr begonnen wurde, ist die erste Etappe dieser Arbeiten. Die Sandsteinverkleidung wurde von ihrer schwarzen Patina befreit, so dass zuvor eher verborgene Details wie Steinschwellen und mit Zierrillen verzierte Fensterglyphen sichtbar wurden.
Foto: Capital Conservation
Bei der Reinigung der Fassade wurden Einschussspuren entdeckt, die an den letzten Krieg erinnern. Löcher im Putz, die in der Vergangenheit mit Zement gefüllt wurden, sind nun als dunkle Flecken sichtbar. Im Laufe der diesjährigen Arbeiten werden die meisten dieser Flecken farblich zusammengeführt, aber es wurde beschlossen, einige der Spuren als Zeugen der Geschichte zu belassen, insbesondere im Putz rechts neben dem Fenster im ersten Stock und in der gesamten Steinverkleidung im Erdgeschoss des Gebäudes.
Die Fassade oberhalb des Erdgeschosses ist mit einem Kalkzementputz versehen, der mit Glimmer und Zuschlagstoffen unterschiedlicher Körnung bestreut ist. Nach dem Trockenstrahlen hat dieser Putz sein ursprüngliches Aussehen wiedererlangt. Die Ebene des Putzes wurde durch dünne Rillen in Felder unterteilt, die eine Steinverkleidung imitieren. Der größte Teil des Stucks ist erhalten geblieben, was ein großer Erfolg für die Restauratoren ist.
Foto: Capital Conservator of Monuments
Die Renovierung des Mietshauses in der Francuska 38 ist nicht nur eine Restaurierung der Fassade, sondern auch eine Entdeckung der Geschichte und Schönheit der Architektur der Zweiten Polnischen Republik. Das Gebäude wird bald wieder in seinem alten Glanz erstrahlen und gleichzeitig an die tragischen Ereignisse des Krieges erinnern. Dank der Zuschüsse der Stadt und des Engagements der Wohnungsbaugesellschaft wird Warschau einen weiteren wertvollen Teil seines architektonischen Erbes bewahren.
Quelle: Rathaus Warschau
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