Dom Weynerowskich
Fot. Pit1233, CC0, via Wikimedia Commons

Das Weynerowski-Haus im Bydgoszczer Stadtteil Sielanka: originelle Architektur mit Familiengeschichte im Hintergrund

Bydgoszcz, eine Stadt voller architektonischer Überraschungen, verfügt über zahlreiche Gebäude mit einzigartigem Charakter. Eines davon ist das Haus der Familie Weynerowski, das sich in der Kopernika-Straße 16 im charmanten Stadtteil Sielanka befindet. Die einzigartige Form des Hauses mit seinem geschwungenen Bogendach und den malerischen Fassaden zieht die Blicke aller Spaziergänger auf sich. Das in den 1930er Jahren von Witold Klemens Weynerowski errichtete modernistische Schmuckstück mit holländischen Akzenten birgt in seinen Mauern eine faszinierende Geschichte von Unternehmertum, Familienglück und der turbulenten Geschichte der Stadt.

Von Gorzyskow zum Schuhimperium

Die Geschichte der Familie Weynerowski ist untrennbar mit Bydgoszcz verbunden. Bereits im 18. Jahrhundert ließen sie sich in Gorzysków in der Nähe von Bydgoszcz nieder, wo sie ein Landgut besaßen. Ihre eigentliche Blütezeit erlebte die Familie jedoch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und zwar dank Wiktor Weynerowski. Im Jahr 1876 gründete er eine kleine Schuhfabrik am Bromberger Kanal. Aus diesem bescheidenen Unternehmen entstand ein wahres Imperium. 1906 zog die Fabrik auf ein Grundstück an der Kreuzung der Chocimska- und der Kościuszki-Straße um, und Wiktor Weynerowskis Sohn, Antoni Weynerowski, erweiterte und modernisierte die Fabrik mit Leidenschaft. Bereits 1910 lief die Fabrik auf Hochtouren, und nach 1920 war „W. Weynerowski i Syn“ zu einer international bekannten Marke mit einem Netz von Geschäften und Filialen in großen polnischen Städten wie Warschau, Vilnius, Krakau und Lemberg geworden.

Das Haus in den 1930er Jahren Fot. zabytek.pl/whiteboard

Dom Weynerowskich

Das Weynerowski-Haus – ein Hochzeitsgeschenk im niederländischen Stil

In den 1930er Jahren, während der Blütezeit des Familienunternehmens, beschloss Witold Klemens Weynerowski, seine Hochzeit auf einzigartige Weise zu feiern. Nachdem er aus der Schweiz zurückgekehrt war und 1934-35 eine Niederländerin, Julia Kessler, geheiratet hatte, baute er für sie eine Villa in einem Stil, der an die Architektur der niederländischen Häuser mit ihren charakteristischen geschwungenen Dächern erinnert. Das originellste Element des Entwurfs ist ein Teil des Schiffsbugs mit einem langen, dekorativen Heck. Der Standort des Hauses wurde nicht zufällig gewählt – er fiel auf den eleganten Stadtteil Sielanka. Der Autor des Entwurfs ist unbekannt, aber laut Familienberichten kam er aus dem Land der Tulpen und Windmühlen.

Architektonische Perle von Sielanka

Weynerowskis Villa in der Kopernika-Straße 16 zeichnet sich durch ihre modernistische Architektur mit subtilen historisierenden Details aus. Das Gebäude wurde auf einem Backsteinfundament aus massiven gebrannten Ziegeln und einigen „hohlen“ Ziegeln errichtet, die mit Putz überzogen wurden, und der Sockel wurde mit Klinkern verkleidet. Das Spitzbogendach mit rechteckigen Fassaden und einem halbrunden Risalit verleiht dem Gebäude seinen ursprünglichen Charakter. Obwohl die Innenräume im Laufe der Jahre teilweise umgebaut wurden, sind viele Originalmerkmale erhalten geblieben, wie die Holztreppe, die Fenster- und Türbeschläge sowie Fragmente von Marmor- und Parkettböden.

Foto Google Maps

Turbulente Schicksale und die Rückkehr zu den Wurzeln

Bis 1939 diente die Villa in der Kopernika-Straße 16 der Familie Weyner als Wohnhaus. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hinterließ jedoch seine Spuren in der Geschichte des Hauses. Das Gebäude wurde von der Gestapo und nach dem Krieg vom Sicherheitsdienst besetzt. Die abziehenden Deutschen plünderten die reiche Ausstattung der Villa vollständig. In den 1960er Jahren wurde das Anwesen an die Bürgerwehr übergeben, die darin einen Kindergarten einrichtete. Erst 1993 wurde die Villa an die Familie Weynerowski zurückgegeben.

Das Haus der Familie Weynerowski – für die Liebe zur Geschichte und zur Architektur

Seit 1993 bemühen sich die Eigentümer leidenschaftlich um die Wiederherstellung des „Holländischen Hauses“ in seinem ursprünglichen Charakter. Intensive Renovierungs- und Bauarbeiten wurden durchgeführt, um dem Haus wieder zu seinem alten Glanz zu verhelfen. Die Parkettböden wurden sorgfältig restauriert und aufgefrischt, der Stuck wurde rekonstruiert und die Innenräume mit stilisierten Möbeln, die zum Teil aus der damaligen Zeit stammen, ausgestattet. Dank dieser Bemühungen hat die Villa ihren früheren Charme wiedererlangt und ist nicht nur ein schönes Haus, sondern auch ein lebendiges Denkmal für die Geschichte der Familie Weynerowski und des Bromberger Stadtteils Sielanka. In letzter Zeit steht das Gebäude jedoch verlassen da, was Anlass zur Sorge über seine Zukunft gibt.

Quelle: zabytek.pl

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