Der historische Bahnhof Nadodrze in Wrocław wird in den kommenden Jahren einer umfassenden Renovierung unterzogen. In dem historischen Gebäude werden ein Hotel, Gastronomieflächen und ein Museum zum Gedenken an die Juden entstehen, die während des Zweiten Weltkriegs aus der Stadt deportiert wurden. Verantwortlich für die Realisierung der Investition ist die DL Invest Group. Das in Kattowitz ansässige Unternehmen kaufte das Gebäude im Jahr 2022 für 15 Millionen PLN.
Der Bahnhof Nadodrze ist erhaltenswert
Die Pläne zur Modernisierung des in die Jahre gekommenen Bahnhofs sind das Ergebnis monatelanger Beratungen zwischen dem neuen Eigentümer und dem Woiwodschaftsdenkmalpfleger von Niederschlesien. Ursprünglich wollte der Bauherr den Komplex mit einem neuen Gebäude erweitern, doch der Denkmalpfleger war nicht mit Veränderungen in der Umgebung des Bahnhofs einverstanden, die das historische Stadtbild stören könnten. Wie in der offiziellen Mitteilung betont wird, ist die räumliche Anordnung mit dem Schlosstor, den Sichtachsen und der Baumreihe ein integraler Bestandteil der architektonischen Prämisse und sollte nicht durch neue Volumen gestört werden.
Umfang der anstehenden Änderungen
Das genehmigte Renovierungs- und Modernisierungsprojekt sieht die Restaurierung der Fassade, der Fenster- und Türverkleidungen, die Erhaltung der Innenausstattungselemente und die Restaurierung der ehemaligen ikonischen Leuchtreklame mit der Aufschrift „Nadodrze Station“ vor. Das Gebäude wird seine ursprüngliche funktionale Aufteilung mit Korridoren und separaten Räumen beibehalten. Die Pläne zur Schaffung von Freiflächen, die einer der Hauptstreitpunkte bei den Verhandlungen zwischen Investor und Denkmalschützern waren, wurden fallen gelassen. Die Bauarbeiten umfassen auch den Ausbau des Dachgeschosses. Auf dem Dach werden Oberlichtfenster und Fotovoltaikanlagen installiert. Das Gebäude soll auch einen Teil seiner ursprünglichen Funktion als Bahnhof beibehalten.

Den Juden gewidmetes Museum
Der Teil der Anlage, der dem Gedenken an die Juden gewidmet ist, die zwischen 1941 und 1944 aus Wrocław in die deutschen Vernichtungslager deportiert wurden, wird von besonderer Bedeutung sein. Im Bereich des heutigen Nadodrze-Bahnhofs und des Strzelecki-Platzes befand sich eine der Hauptsammelstellen, von der aus die Deportationen dann durchgeführt wurden. Der Investor kündigt an, dass in Absprache mit gesellschaftlichen Organisationen und in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzbeauftragten ein Museum zur Erinnerung an diese Ereignisse eingerichtet werden soll. Die offizielle Erhaltungsgenehmigung für die Arbeiten wurde am 7. April 2025 erteilt. Das Dokument gilt nur für das historische Bahnhofsgebäude, aber der Denkmalpfleger betont, dass die gesamte dazugehörige räumliche Anlage geschützt werden muss. Die Bauarbeiten könnten Anfang 2026 beginnen, sofern der Bauträger alle erforderlichen Genehmigungen einholt.
Bahnhof Wrocław Nadodrze – Geschichte
Der Bahnhof Wrocław Nadodrze wurde 1868 als einer der letzten normalspurigen Bahnhöfe in Wrocław gebaut. Er wurde von Hermann Grapow entworfen und diente unter anderem der Verbindung nach Oleśnica. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebäude der erste Bahnhof in Wrocław, der den Bahnverkehr wieder aufnahm. Das rote Backsteingebäude ist im historisierenden Stil gehalten und viele seiner Gestaltungselemente sind bis heute erhalten geblieben, was es noch wertvoller und erhaltenswerter macht. Der Bahnhof wird derzeit von Regional- und Schnellzügen sowie Vorortbussen angefahren. Nach Abschluss der anstehenden Renovierung wird der Bahnhof wieder zu einem stolzen Wahrzeichen der Stadt werden und Reisende in der Hauptstadt Niederschlesiens willkommen heißen.
Quelle: Niederschlesischer Landesbeauftragter für Denkmalpflege, tuwroclaw.com
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