Die Ausstellung „Solo Show“ in der Galerie St. Vincents in Antwerpen bietet die Gelegenheit, zum ersten Mal die Arbeiten von Nick Valentijn zu sehen, einem jungen Designer, der die Herangehensweise an die angewandte Kunst revolutioniert hat, indem er die Grenzen zwischen Design, Skulptur und Handwerk verschoben hat. Seine aus Metall und Holz gefertigten Werke sind nicht nur Objekte, sondern laden dazu ein, über den kreativen Prozess und die Grenze zwischen Funktion und Form nachzudenken.
wo die Kontrolle endet, beginnt die Kunst“ – Spannung als Schlüssel zum Verständnis von Valentijns Werk
Nick Valentijn (geb. 1999) ist ein Künstler, der das Material eher als Kollaborateur denn als Werkzeug versteht. Sein Umgang mit Metall und Holz ist voller Improvisation und Interaktion, wobei nicht nur die kreative Absicht, sondern auch die Reaktionen des Materials im Vordergrund stehen. Die Arbeit des Künstlers beginnt dort, wo die Kontrolle endet: in der Spannung zwischen Hand und Rohmaterial, zwischen Absicht und Zufall. In diesem Raum entstehen Objekte, die etwas zu sagen haben.
In der Einzelausstellung in der St. Vincents-Galerie zeigt Valentijn 12 außergewöhnliche Werke, darunter drei aus seinem Abschlussprojekt 2024 an der Maastrichter Kunstakademie. Seine Werke sind nicht nur Gebrauchsgegenstände, sondern vor allem kreative Manifeste, die die Grenzen zwischen Funktionalität und abstrakter Form in Frage stellen.
Schaffen durch Handeln: Prozess im Fokus
Für Valentijn ist der kreative Prozess ein kontinuierlicher Schöpfungsakt, der mit losen Skizzen beginnt – fast automatischen, minimalistischen Gesten, die nur das Wesentliche der Form erfassen sollen. Proportionen werden gefühlt und Unregelmäßigkeiten werden als Teil des Prozesses und nicht als etwas, das korrigiert werden muss, behandelt. Das Ziel ist nicht, ein perfektes Objekt zu schaffen, sondern den Moment einzufangen, in dem Material, kreativer Impuls und Raum aufeinander treffen.
Seine Herangehensweise an Metall geht auf seine Experimente mit Ton zurück, die in der Werkstatt seines Großvaters begannen – der erste Ort, an dem der Künstler mit der Formung von Rohstoffen in Berührung kam. Indem er den Ton gegen Werkzeuge und Wände warf, entdeckte er, wie die Materie auf Kraft, Zeit und Raum reagiert. Diese auf Reaktion und Spontaneität beruhende Herangehensweise an das Schaffen ist die Grundlage für sein gesamtes Werk, das sich zugunsten überraschender Ergebnisse von der geplanten Wirkung verabschiedet.

Skulptur im funktionalen Raum: Formen, die Funktionalität in Frage stellen
In Valentijns Werk hören Gebrauchsgegenstände auf, nur ihre primäre Rolle zu erfüllen und werden zu etwas mehr: zu Gesten, die über die Funktion hinausgehen. Das Sofa, das der Künstler in der Ausstellung präsentiert, ist nicht dazu gedacht, Komfort zu bieten – es ist eine Ablehnung der traditionellen Vorstellung von Funktionalität, die den Betrachter in einen Bereich des Zweifels über die Natur des Komforts führt. Der Schrank, der nicht als Ablage dient, wird zum Versuch, Volumen zu zeigen, und der Kerzenständer, der nicht nur den Raum beleuchtet, sondern mit seiner monumentalen Form die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Valentijns Arbeiten sind nicht nur ein Spiel mit dem Aufbrechen klassischer Kategorien, sondern auch ein Versuch zu verstehen, ab wann ein Objekt mehr als nur ein Gebrauchsgegenstand ist.
werkstatt“ – der Raum, der ein Kunstwerk definiert
Die Werkstatt von Nick Valentijn ist ein perfektes Beispiel für seinen kreativen Ansatz – ein Ort, der das Werk so formt, dass Unvollkommenheiten Teil des kreativen Prozesses werden. Sie befindet sich auf einem ländlichen Bauernhof in den Niederlanden, wo brutale Wetterbedingungen und eine raue Umgebung die Entwicklung von Patina und Metallreaktionen beeinflussen. Das Fehlen von Komfort und Annehmlichkeiten fördert die Konzentration auf den kreativen Prozess selbst – dort, ohne unnötige Überlegungen, werden Objekte geschaffen, die von Improvisation und Intuition zeugen.
„Ich beschäftige mich nicht übermäßig mit der Planung, die Problemlösung findet während des Schaffensprozesses statt. Der Schlüssel liegt darin, direkt auf das Material und den Raum, in dem ich arbeite, zu reagieren“, sagt Valentijn.
Die wichtigsten Werke in der Ausstellung
Bank – Eine Bank aus Kupfer, deren Form und Struktur Valentijns Philosophie des Schaffens widerspiegelt. Handgeformte Bearbeitungsspuren lassen das Objekt zwischen Skulptur und Gebrauchsgegenstand balancieren.
Messinghocker – Ein Messinghocker, der eine strenge Form mit einer fein gearbeiteten Oberfläche verbindet, die den Eindruck von Rohheit und Perfektion zugleich vermittelt.
Bücherregal – Ein Bücherregal aus Messing, das mit seiner Kombination aus matter Patina und glänzenden Oberflächen einen mehrdimensionalen Effekt erzeugt. Ein Objekt, das sich je nach Blickwinkel verändert.
Kerzenständer – Kerzenständer, die durch ihre Monumentalität eine räumliche Spannung hervorrufen und Zweifel an der eigentlichen Funktionalität des Objekts aufkommen lassen.
Kerzen- und Streichholzhalter – Ein Objekt, das nicht offensichtliche Proportionen nebeneinander stellt – ein riesiger Kerzenhalter kontrastiert mit einer kleinen Streichholzschachtel, wobei sowohl die Größe als auch die Präzision der Verarbeitung für die Wahrnehmung entscheidend sind.
Zusammenfassung: Eine Revolution im Design
Die Einzelausstellung bietet die Gelegenheit, die Arbeit eines Künstlers zu entdecken, der das klassische Verständnis von Design und angewandter Kunst in Frage stellt. In seinem Werk weicht die Funktion der Form, und der kreative Prozess wird ebenso wichtig wie das Endergebnis. Valentijn geht über das traditionelle Design hinaus und verbindet Spontaneität mit Präzision, Rohheit mit Raffinesse und Material mit Improvisation.
Fotografien: Alexander Popelier
Siehe auch: Kunst | Kultur | Gold | Belgien



























