In Istanbul laufen derzeit intensive Bemühungen, um die berühmte Hagia Sophia Moschee vor den verheerenden Auswirkungen von Erdbeben zu schützen. Experten für Denkmalschutz und Hochbau analysieren die Struktur des Tempels mit Hilfe digitaler seismischer Simulationen genauestens. Ihr Ziel ist es, Schwachstellen zu identifizieren, die die Statik des wertvollen Bauwerks in Zukunft gefährden könnten, und mögliche Schäden zu verhindern.
Die Arbeiten nutzen modernste Technologien, um die Belastungen und die Festigkeit der Baumaterialien zu analysieren. Ein Team von Spezialisten entwickelt präzise Sicherungsstrategien, um das historische Gebäude zu schützen. Die Notwendigkeit, den Tempel zu verstärken, ergibt sich aus der seismischen Aktivität in der Region des Marmarameers und der Gefahr eines starken Erdbebens, das in Zukunft erwartet wird und das mehr als tausend Jahre alte Bauwerk schwer beschädigen könnte.
Hagia Sophia – ein Tempel aus vielen Epochen
Die Hagia Sophia befindet sich im europäischen Teil Istanbuls. Sie gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke der byzantinischen Welt. Die heutige Kirche, die der göttlichen Weisheit gewidmet ist, wurde zwischen 532 und 537 im Auftrag von Kaiser Justinian I. erbaut und diente zunächst als wichtigster christlicher Tempel des byzantinischen Reiches. Im Laufe seiner Geschichte war es der Ort der Kaiserkrönung und der Mittelpunkt des religiösen und politischen Lebens von Konstantinopel. Nach der Eroberung der Stadt durch die osmanischen Türken im Jahr 1453 wurde die Hagia Sophia in eine Moschee umgewandelt. In der Folgezeit wurden zahlreiche Änderungen an der Gestaltung und den Abmessungen vorgenommen, darunter der Anbau von Minaretten und die Überdeckung einiger christlicher Mosaike. Im 16. Jahrhundert entwarf der Architekt Mimar Sinan die Verstärkung der Kuppelstruktur und fügte weitere Elemente hinzu, um die Stabilität des Gebäudes zu erhöhen.

Kirche, Moschee, Museum und zurück
1934 beschloss die Regierung der Türkischen Republik, die Hagia Sophia in ein Museum umzuwandeln, was unter anderem die Entfernung der islamischen Teppiche und des Putzes, der die byzantinischen Mosaike bedeckte, beinhaltete. Der Tempel war dann für Besucher unabhängig von ihrer Religion zugänglich. Die Entscheidung, im wichtigsten Tempel des Landes ein Museum zu eröffnen, sollte den damaligen Säkularismus der Türkei unterstreichen und galt als Geste der Versöhnung zwischen den Religionen. Im Jahr 2020 wurde das Gebäude nach einer Entscheidung eines türkischen Gerichts und des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan wieder zur Moschee. Seit 2024 ist der Zugang für Touristen nur noch auf der Galerie im ersten Stock möglich und kostenpflichtig. Das Erdgeschoss hingegen ist ausschließlich der religiösen Nutzung für Anhänger des Islam gewidmet. Damit ist die Hagia Sophia die einzige Moschee in der Stadt, die eine Besuchergebühr erhebt.
Zerstörte und wiederaufgebaute Hagia Sophia
Die Geschichte der Hagia Sophia ist auch eine Geschichte der aufeinander folgenden Zerstörung und des Wiederaufbaus. Die erste Kirche aus dem 4. Jahrhundert fiel mehrmals Bränden und Naturkatastrophen zum Opfer. Die größten Schäden verursachten die Unruhen von 532 sowie die Erdbeben von 558 und 989. Nach jeder Katastrophe wurde das Gotteshaus jedoch hartnäckig wieder aufgebaut. Die größte Restaurierung des Gebäudes seit der Gründung der türkischen Republik, also seit mehr als einem Jahrhundert, ist derzeit im Gange.
Schutz von Denkmälern, Häusern und Menschen
Das katastrophale Erdbeben im Süden der Türkei im Jahr 2023 veranlasste die Behörden in der 16-Millionen-Einwohner-Stadt Istanbul, Maßnahmen zu ergreifen, um sich auf ähnliche mögliche Erschütterungen vorzubereiten, die in einer seismisch so aktiven Region der Welt unvermeidlich sind. Experten zufolge könnte ein starkes Erdbeben in der Bosporus-Region bis zu 100.000 Todesopfer fordern. Die Behörden haben daher die Vorbereitungsarbeiten in der Stadt beschleunigt und mit der intensiven Inspektion der am stärksten gefährdeten Gebäude begonnen.
Quelle: tvn24.pl, wszystkoconajważniejsze.pl
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