Waliców
fot. Grupa 5 Architekci

Die Mietshäuser in der Waliców-Straße werden wiederbelebt! Das Projekt wurde von Grupa 5 Architekci vorbereitet

Na endlich! Nach Jahren der Ungewissheit und Besorgnis über das Schicksal der drei Wahrzeichen der Waliców-Straße im Warschauer Stadtteil Wola gibt es nun konkrete Pläne. Die Gebäude mit den Nummern 10, 12 und 14 werden als Büro- und Kulturräume ein neues Leben erhalten. In den renovierten Mauern soll die Stiftung Auschwitz-Birkenau untergebracht werden.

Waliców als Zeuge der Geschichte

Die Mietshäuser in der Waliców-Straße gehören zu den letzten Zeugen der tragischen Geschichte des Warschauer Ghettos. Während des Zweiten Weltkriegs teilweise zerstört, blieben sie jahrzehntelang vergessen und baufällig. Ein besonders dramatisches Schicksal ereilte das Gebäude Nr. 14, dessen von Bomben zerstörte Fassade nie wieder aufgebaut wurde. Heute sind die erhaltenen Mauerfragmente fast ein Museumsexponat – eine stumme, aber deutliche Spur der Vergangenheit. Auf der anderen Straßenseite steht noch ein authentisches, von Kugeln durchlöchertes Fragment der Ghettomauer, das in die neuen Gebäude integriert wurde.

Ein Dialog zwischen Alt und Neu

Das Studio Grupa 5 Architekci hat ein Projekt für die Anpassung mehrerer Mietshäuser entwickelt, bei dem die authentische historische Substanz erhalten und hervorgehoben wird. Die Gebäude wurden bereits 2018 unter Denkmalschutz gestellt. Jetzt ist es an der Zeit, sie zu retten und in öffentliche Räume zu verwandeln. In den Erdgeschossen sind Ausstellungs- und Servicefunktionen vorgesehen, in den Obergeschossen moderne Büros. Dank des entwickelten Konzepts zur Überdachung des Raums, der durch die nicht vorhandene Fassade des Gebäudes Nummer 14 entsteht, werden die erhaltenen Mauerfragmente endlich angemessen geschützt. Sie werden jedoch nicht vollständig überbaut. Das Dach, dessen Form an die ursprüngliche Form von vor 1944 erinnert, wird einen halboffenen Raum schaffen. Er bleibt von der Straße aus zugänglich, was die symbolische Bedeutung der sichtbaren Zerstörung als Narben der Stadt unterstreicht.

photo Group 5 Architects

Neue Form der historischen Mauern

Die zeitgenössischen Elemente des Entwurfs, wie die verglasten Anbauten an den Volumen oder die neuen Dächer über den Höfen, heben sich deutlich von der ursprünglichen Bausubstanz ab. Auf diese Weise soll eine klare Struktur geschaffen werden, in der die historischen Mauern ihre Identität behalten und die moderne Architektur ihren Hintergrund bildet und sie ergänzt. Der nördliche Teil des Mietshauses Waliców 12 wird mit einer Glaswand umschlossen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Anbau nicht versucht, den Anschein zu erwecken, ein ursprüngliches Element zu sein. Eine solche Entscheidung ergibt sich aus den Empfehlungen des Denkmalschutzes und dient dazu, die Geschichte von den zeitgenössischen Eingriffen klar zu trennen.

Öffentliche und pädagogische Funktion

Die Höfe aller drei Stadthäuser werden überdacht und durch die historischen Tore von der Pereca- und Waliców-Straße aus zugänglich gemacht. Im Inneren werden helle Lobbys und Foyers geschaffen, die die Gebäude zu einem zusammenhängenden Komplex verbinden. Sowohl im Erdgeschoss als auch im Untergeschoss des ehemaligen Gebäudes Nr. 14 sind Ausstellungen geplant. Die Stiftung Auschwitz-Birkenau will hier Ausstellungen veranstalten, darunter eine geplante Ausstellung der Plakate „No More War“, die seit Jahren die Jahrestage des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs begleiten. Der Komplex wird damit zu einem Ort der Arbeit und des Nachdenkens.

Die Stadthäuser heute und in Zukunft. Foto: Mateusz Markowski/whiteMAD und Grupa 5 Architekci

Die Straßen von Waliców in neuem Gewand

Das Architektenteam sieht eine maximale Nutzungsflexibilität der Gebäude vor. Die ehemaligen Wohnungen werden zu größeren Büromodulen zusammengefasst, und die vertikale und horizontale Kommunikation wird den gesamten Komplex miteinander verbinden, so dass die verschiedenen Teile von verschiedenen Eingängen aus unabhängig voneinander zugänglich sind. Ein typisches Stockwerk wird mehr als 1.500 m² Fläche bieten, die je nach den Bedürfnissen der Mieter angepasst werden können. Darüber hinaus wird im hinteren Teil des Gebäudes, in der Waliców 10 und 12, eine intime Tiefgarage entstehen.

Eine architektonische Lektion in Sachen Gedächtnis

Die bevorstehende Renovierung der Mietshäuser in der Waliców-Straße ist mehr als nur ein architektonisches Projekt. Es ist eine Form des bewussten Dialogs mit der Geschichte eines Ortes, der nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut wurde und noch Jahrzehnte danach an die Tragödie des Warschauer Ghettos erinnerte. Die Waliców-Straße schien immer ein Schattendasein zu führen, doch dank des neuen Konzepts wird sich dies nun endlich ändern.

Quelle: Grupa 5 Architekci

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Überlebende Mietshäuser in Waliców, 1935 und 2024. Foto: mapa.um.warszawa.pl