Die polnische Botschaft in Berlin ist für den EU-Mies-Preis 2026 nominiert

Die neue Botschaft der Republik Polen in Berlin, die von JEMS Architekci entworfen wurde, ist für den prestigeträchtigen EU Mies Award 2026 nominiert worden. Dies ist einer der wichtigsten Preise in der europäischen Architektur, der seit 1987 von der Europäischen Kommission und der Mies van der Rohe Stiftung verliehen wird. Der Preis wird alle zwei Jahre an die Verfasser der besten Projekte verliehen, die in diesem Zeitraum fertiggestellt wurden.

In der Geschichte des Wettbewerbs hat bisher nur ein polnisches Gebäude den Hauptpreis gewonnen. Dies war die Mieczysław-Karłowicz-Philharmonie in Stettin, die von dem spanischen Büro Barozzi Veiga entworfen wurde.

Mies-van-der-Rohe-Preis

Der Mies-van-der-Rohe-Preis zielt darauf ab, die Leistungen europäischer Architekten zu fördern und die Bedeutung der Architektur als Raum für den Austausch von Ideen und die Bildung von Gemeinschaften hervorzuheben. Die Nominierungen werden von den nationalen Architektenkammern und einem beratenden Ausschuss in Zusammenarbeit mit der Stiftung vorgenommen. Das Auswahlverfahren umfasst mehrere Stufen. Im Januar 2026 wird eine Liste von 40 Projekten bekannt gegeben, die in die Halbfinalrunde kommen. Im Februar werden fünf Finalisten bekannt gegeben, und der Name des Gewinners wird im April bekannt gegeben.

Botschaft der Republik Polen in Berlin

Die neue polnische Botschaft befindet sich in der Straße Unter den Linden, direkt neben dem Brandenburger Tor. Das Gebäude wurde Anfang 2025 eröffnet und zieht seither die Aufmerksamkeit aller Passanten auf sich, denn es ist unmöglich, gleichgültig daran vorbeizugehen. Das Gebäude wurde schnell zu einem Musterbeispiel zeitgenössischer diplomatischer Architektur und zu einem Vorzeigeobjekt Polens im Herzen Berlins. Seine Form zeichnet sich durch Zurückhaltung und Eleganz aus und fügt sich perfekt in den Charakter der historischen Allee ein. Die Architekten von JEMS haben einen Entwurf geschaffen, der Harmonie und einen klaren Bezug zur polnischen Identität vermittelt.

Geschichte von Unter den Linden 70-72

Das Grundstück Unter den Linden 70-72 wurde 1964 von den DDR-Behörden an Polen übergeben. Zuvor befand sich dort das Innenministerium des Königreichs Preußen, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. In der Nachkriegszeit wurde an seiner Stelle das von Emil Leybold und Christian Seyfahrt entworfene modernistische Gebäude der PRL-Botschaft errichtet. Ein charakteristisches Element dieses Gebäudes war das Garagentor von Fritz Kühn, das mit 224 Lindenblättern aus Aluminium und einer Spatzenfigur verziert war. Dieses Element wurde beibehalten und in das neue Gebäude integriert.

Entwurf von JEMS Architekci

Der Wettbewerb für das neue Botschaftsgebäude wurde im Jahr 2012 ausgelobt. Der Siegerentwurf sah einen modernen, repräsentativen Sitz mit einer rhythmischen Fassade und einer klaren Struktur vor. Das alte Gebäude wurde 2016 abgerissen, und nachdem alle erforderlichen Genehmigungen eingeholt worden waren, wurde mit dem Projekt begonnen. Die Fassade der neuen Botschaft verbindet Schlichtheit und Raffinesse. Das subtile Spiel mit vertikalen Unterteilungen schafft je nach Blickwinkel wechselnde Perspektiven. Der transparente Teil der Fassade gibt den Blick frei auf einen Innenhof mit den Flaggen Polens und der Europäischen Union.

Das ehemalige Gebäude Unter den Linden 70-72 und die neue Botschaft. Foto von Marcin Sadowski, JEMS und Jörg Zägel, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Die polnische Botschaft in Berlin – Innenausstattung und Symbolik

Die Gestaltung der Botschaftsräume spiegelt den Dialog zwischen Licht und Raum wider. Die rhythmische Wiederholung der Strukturelemente verleiht dem Innenraum eine dynamische Ausstrahlung und fördert das Eindringen von natürlichem Licht. Das Gebäude wurde so flexibel gestaltet, dass es sowohl für offizielle Veranstaltungen als auch für Treffen im intimeren Rahmen genutzt werden kann. Die Innengestaltung ist vom polnischen Modernismus inspiriert. Das Nebeneinander von rohem Beton und natürlichem Holz und die Verwendung von Möbeln im einheimischen Design schaffen eine kohärente Komposition mit einem warmen, freundlichen Charakter.

Architektur des Lichts von JEMS Architekci

Nach Einbruch der Dunkelheit erhält das Gebäude einen ganz neuen Ausdruck. Die subtile Beleuchtung unterstreicht die Struktur der Fassade und verleiht ihr Leichtigkeit. Das Licht hebt architektonische Details hervor und erzeugt ein eindrucksvolles Schattenspiel. Wie die Mitautorin des Projekts, Izabela Leple-Migdalska, betont, ist das Licht ein integraler Bestandteil der Komposition und verstärkt die emotionale Wahrnehmung der Architektur.

Die Nominierung der Botschaft der Republik Polen in Berlin für den EU-Mies-Preis 2026 bestätigt den hohen Rang dieses Projekts unter den europäischen Realisierungen der letzten Jahre und ist ein Beweis für die wachsende Position polnischer Architekten auf der internationalen Bühne. Wir drücken dem Studio JEMS Architekci die Daumen!

fotos: whiteMAD-Redaktion

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