Die Franziskaner-Klosterkirche ist eines der ältesten und bedeutendsten Beispiele der Backsteingotik in Berlin. Das in der Klosterstraße im Bezirk Mitte gelegene Gebäude stammt aus der Zeit um 1250 und ist heute ein historisches Denkmal und ein Kulturraum.
Die Franziskanerkirche wurde als Teil des Klosters des Ordens der Grauen Brüder errichtet. Ihre Existenz wurde erstmals 1249 erwähnt, womit sie zu den ältesten Gebäuden Berlins gehört. Es wird vermutet, dass an dieser Stelle ursprünglich eine einfache steinerne Hallenkirche stand, von der sich Elemente in den Ruinen der Außenmauern des heutigen Nordschiffs erhalten haben. Mit dem Bau der frühgotischen Backsteinkirche wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts begonnen.
Die Klostergebäude im Jahr 1852. Quelle: Wikimedia Commons
Die Franziskaner-Klosterkirche wurde als dreischiffige Basilika mit Kreuzgewölben und perfekten Proportionen konzipiert. Sie zeichnete sich durch hohe Wände mit schmalen Fenstern aus, die eine einzigartige Raumwirkung erzeugten. Der reich mit Fresken geschmückte Chor hingegen spielte eine zentrale Rolle in der Liturgie und diente als Vorbild für spätere Bauten der Franziskaner in der Region.
Innenraum vor dem Krieg. Quelle: Mediathek des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt Universität zu Berlin
Die Franziskanerkirche unterscheidet sich von anderen Berliner Kirchen sowohl durch ihre baulichen Lösungen als auch durch ihren Stil. Die abwechselnden Formen der Pfeiler im Kirchenschiff – ineinandergreifende polygonale und quadratische Pfeiler – waren für die damalige Zeit innovativ. Die charakteristischen Bögen, die die Seitenschiffe vom Hauptschiff trennen, und die hoch angesetzten Spitzbogenfenster verleihen dem Innenraum Eleganz und Leichtigkeit.
Mit der Reformation im Jahr 1539 wurde das Franziskanerkloster aufgehoben und seine Gebäude wurden in weltliche Einrichtungen umgewandelt. Die Kirche diente einer Vielzahl von Funktionen, von einer Druckerei bis zu einem Gymnasium, in dem Persönlichkeiten wie Otto von Bismarck und Karl Friedrich Schinkel ausgebildet wurden. Im 19. Jahrhundert wurde eine Reihe von Renovierungen vorgenommen, darunter der Abriss des Giebelturms und der Bau neuer Westtürme. Das ursprüngliche Aussehen des Innenraums wurde in den 1930er Jahren wiederhergestellt.
Ansicht des Chors im Jahr 1896 und heute. Quelle: Berlin und seine Bauten, Verlag Wilhelm Ernst & Sohn, 1896 und Josef Streichholz, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Die Franziskaner-Klosterkirche wurde am 3. April 1945 bei einem alliierten Luftangriff weitgehend zerstört. Ihre Gewölbe, Teile der Mauern und Türme stürzten ein, und der gerade erst wiederhergestellte Innenraum war praktisch nicht mehr vorhanden. Nach dem Krieg wurde die zerstörte Kirche gesichert, so dass sie als dauerhafte Ruine bis heute an die bewegte Geschichte Berlins und die Tragödie des Krieges erinnert. Die Klostergebäude, die die Kirche umgeben, wurden abgerissen und das Gelände in einen Park umgewandelt. Seit den 1980er Jahren dient die Ruine als Ort für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen. Dank der in den Jahren 2003-2004 durchgeführten Restaurierung hat die Anlage ihre strukturelle Stabilität wiedererlangt.
Das Eingangsportal in den Jahren 1927 und 2021. Foto von Berit Wallenberg, Public domain, via Wikimedia Commons und Matthias Süßen, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Im Rahmen der geplanten Neugestaltung des an die Ruine angrenzenden Molkenmarktes soll die Franziskaner-Klosterkirche in die neue architektonische Gestaltung des Stadtteils integriert werden. Das Projekt umfasst auch die Rekonstruktion der historischen Arkaden, die das Gebäude einst mit den Nachbargebäuden verbanden.
Franziskaner-Klosterkirche im Jahr 1890 und 2022 Quelle: Landesdenkmalamt Berlin und Google Maps
Die Ruine der Franziskanerklosterkirche ist nicht nur ein Zeugnis gotischer Meisterschaft, sondern auch ein Symbol für den jahrhundertelangen Wandel Berlins. Ihr heutiger Zustand erinnert an die Erhabenheit der einstigen Architektur und ihr dramatisches Kriegsschicksal, während sie den Berlinern als Plattform für zeitgenössische Kunst und Kultur dient.
Quelle: klosterruine.berlin, berlin.de
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