Wien ist eine Stadt mit einer äußerst reichen Architekturgeschichte, in der der Jugendstil eine besondere Rolle gespielt hat. Im Herzen der österreichischen Hauptstadt, in der Gegend um den Naschmarkt, stehen drei Gebäude, die zu Ikonen dieses Stils geworden sind. Die Wienzeilenhäuser, die von dem bedeutenden Architekten Otto Wagner entworfen wurden, gehören zu den schönsten Beispielen des Wiener Jugendstils (Jugenstil). Die zwischen 1898 und 1899 errichteten Häuser sind ein Manifest der modernen Architektur, das Funktionalität und künstlerischen Elan vereint.
Die Neugestaltung Wiens und die Errichtung der Wienzeilenhäuser
Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde Wien intensiv modernisiert. Otto Wagner – österreichischer Architekt, Stadtplaner, Planer und Möbeldesigner – unterbreitete den kühnen Vorschlag, die Wienzeile (das ehemalige Flussbett) in einen modernen Boulevard mit avantgardistischen Gebäuden zu verwandeln. Als Architekt und Bauherr konnte er seine Visionen voll und ganz verwirklichen, indem er historische Formen zugunsten innovativer Lösungen verwarf. Entlang der neuen Straße wurden zwei von Wagner entworfene Stadthäuser gebaut, die damals Europa in Erstaunen versetzten und zum Symbol des modernen Wiens wurden. Ein drittes Haus wurde in der Nähe errichtet.
Haus Majolik: Harmonie von Form und Funktion
Das auffälligste Gebäude des Ensembles ist das Majolik-Haus in der Linken Wienzeile 40. Seine Fassade ist mit Majolika verkleidet – glasierten, bunten Keramikfliesen mit floralen Motiven, die dem Gebäude eine ungewöhnliche Leichtigkeit und Dekorativität verleihen. Entworfen wurden sie von dem Wagner-Schüler Alois Ludwig. Neben ihren ästhetischen Qualitäten hatte die Fassade auch einen praktischen Nutzen: Sie konnte leicht mit Wasser gereinigt werden, was unter städtischen Bedingungen sehr praktisch war.
C.Stadler/Bwag, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Das Medaillonhaus: ein Spiel aus Details und Symbolik
Ein weiteres Gebäude in der Linken Wienzeile ist das sogenannte Medaillonhaus mit der Hausnummer 38, dessen Fassade mit vergoldeten Medaillons von Koloman Moser, einem weiteren bekannten Wiener Jugendstilkünstler, verziert ist. Auf dem Dach des Gebäudes befinden sich Skulpturen von Othmar Schimkowitz, die sogenannten „Weinenden Frauen“, die zu den erkennbarsten Elementen der Wiener Architektur dieser Zeit gehören.
Stadtresidenz Wagner
Das dritte Gebäude, das sich in der Köstlergasse 3 befindet, war eine Zeit lang die städtische Residenz von Wagner selbst. Im Gegensatz zu den anderen Gebäuden ist seine Fassade eher zurückhaltend und fast ohne Ornamente, was auf die späteren Tendenzen der Moderne hindeutet. Das Innere hingegen birgt luxuriöse Details, darunter ein markantes Bad mit Marmor und vernickelten Elementen, das zu einem der innovativsten Entwürfe der Zeit wurde.
Wienzeilenhäuser – Wagners großartiges Erbe
Otto Wagners Werk ist ein Meilenstein in der Geschichte der europäischen Architektur. Die Wienzeilenhäuser sind nicht nur ein herausragendes Beispiel des Wiener Jugendstils, sondern auch ein Symbol für den Bruch mit dem Historismus und ein Vorbote des modernen Architekturdenkens. Auch heute noch sind diese Gebäude ein wichtiger Orientierungspunkt auf der Landkarte Wiens und ziehen Kunst- und Architekturliebhaber aus der ganzen Welt an.
Quelle: panoramastreetline.com, planet-vienna.com
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