Die Wohnsiedlung Zatrasie in Warschau wurde in das Register der historischen Denkmäler eingetragen

Über die mögliche Aufnahme des Anwesens in das Denkmalschutzregister haben wir bereits vor einigen Monaten HIER berichtet. Jetzt haben wir den Abschluss des Verfahrens gesehen. Der Denkmalschutzbeauftragte der Woiwodschaft Masowien hat entschieden, dass die in den 1960er Jahren errichtete Warschauer Wohnsiedlung in das Denkmalregister eingetragen werden soll. Zatrasie wurde in die Denkmalliste eingetragen. Was zeichnet diesen modernistischen Gebäudekomplex aus?

Die Wohnsiedlung Zatrasie im Warschauer Stadtteil Żoliborz ist eines der interessantesten Beispiele für die Wohnarchitektur der Nachkriegszeit. Durch eine Entscheidung des Denkmalschutzbeauftragten der Woiwodschaft Masowien wurde der historische Gebäudekomplex der Siedlung in das Register der unbeweglichen Denkmäler eingetragen. Diese Entscheidung unterstreicht nicht nur den ästhetischen Wert, sondern auch die ideologische Bedeutung dieses Komplexes, da er das Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre realisierte Konzept des Autors dokumentiert. Entworfen wurde er von einem Team unter der Leitung von Jacek Nowicki in Zusammenarbeit mit Wacław Materski, Jerzy Osuchowski, Tadeusz Fiećka und der Landschaftsarchitektin Wanda Staniewicz. Andrzej Wadowski war zusammen mit Seweryn Hauler und Aleksander Koch für die Bauplanung verantwortlich.

Zatrasie. Geschichte

Die Arbeiten an der Siedlung Zatrasie begannen 1962 mit der Grundsteinlegung, und die ersten Arbeiten wurden an der nordöstlichen Ecke des Geländes begonnen. Die Umsetzung des Projekts erfolgte schrittweise – zunächst wurden drei Kolonien nach den ursprünglichen architektonischen Vorgaben in Big-Block-Technik (Gasbetonwände) errichtet. Bereits 1964 wurden Änderungen an dem Projekt vorgenommen, u. a. die Aufstockung der Wohnungen und die Verwendung der Großblocktechnik. Nach 1965 wurde das Projekt an die Anforderungen der so genannten Warschauer Einheit UW2 angepasst, was die Standardisierung der Lösungen beeinflusste. Der Bau der Siedlung wurde 1972 abgeschlossen. Die Arbeiten wurden zunächst von Społeczne Przedsiębiorstwo Budowlane und dann von Przedsiębiorstwo Budownictwa Uprzemysłowionego aus Jelonki ausgeführt.

Auf dem Zatrasia-Gelände wurden insgesamt 37 Wohngebäude errichtet, die die Grundlage für ein integriertes Wohngebiet bildeten. Der Komplex wurde mit öffentlichen Einrichtungen ausgestattet, darunter eine Schule, ein öffentlicher Kindergarten und ein Haus für kreative Arbeit. Darüber hinaus wurden Dienstleistungs- und Einzelhandelspavillons, Transformatoren und Garagen entworfen, um die Funktionalität der Siedlung in den Alltag der Bewohner einzubinden. Trotz ursprünglicher Pläne für den Bau eines Kinos und eines Gemeindezentrums wurden diese Einrichtungen nicht realisiert, so dass sich der Charakter der Siedlung hauptsächlich auf den Wohnaspekt konzentriert.

Ästhetische Kohärenz

Eines der auffälligsten Elemente der Siedlung Zatrasie ist ihre homogene architektonische Gestaltung. Die Fassaden der Gebäude wurden sorgfältig verputzt und weiß gestrichen, variiert mit Details in Grau, Gelb oder Rot, die die einzelnen Kolonien voneinander unterscheiden. Diese Vorgehensweise verleiht der Siedlung nicht nur ein kohärentes Erscheinungsbild, sondern unterstreicht auch ihren spätmodernen Charakter. Das Ergebnis ist ein Raum, in dem die ursprünglichen Dimensionen und Massen der Gebäude eine harmonische Komposition bilden und gleichzeitig eine einzigartige Aussicht und räumliche Beziehung erhalten.

Zatrasie

Anordnung der Grünflächen

Ein wesentlicher Bestandteil der Siedlung sind die sorgfältig geplanten Grünflächen, die die architektonische Kohärenz des Komplexes vervollständigen. Die Grünanlagen wurden 1974 fertiggestellt und schaffen eine freundliche Umgebung für die Bewohner. Innerhalb der Siedlung wurden eine Spazierallee und ein Garten angelegt, sowie ein Erholungsgebiet mit Sport- und Spielplätzen. Zusätzliche landschaftsgestalterische Elemente und dekorative Raumformen unterstreichen die Liebe zum Detail und verbinden Funktionalität mit Ästhetik.

Kulturelle Bedeutung

Die Zatrasie-Siedlung ist nicht nur ein Beispiel für ein gut durchdachtes architektonisches Konzept, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des städtebaulichen Erbes der Nachkriegszeit in Warschau. In der Ära des modernistischen Minimalismus, der den bis dahin vorherrschenden sozialistischen Realismus ablehnte und Vorkriegstraditionen mit modernen Bedürfnissen verband, stellt dieses Projekt einen Meilenstein in der Entwicklung des Warschauer Wohnungsbaus dar.

Objekte aus den 1960er und 1970er Jahren sind heute für Denkmalschützer von besonderem Interesse, wie die Eintragung des Gebäudes der ehemaligen Ungarischen Handelsausstellung (1972) und des Warschauer Hauptbahnhofs (1972-1974) in die Denkmalliste zeigt. In diesem Zusammenhang ist die Zatrasie-Siedlung nicht nur ein Zeugnis des historischen Ansatzes bei der Gestaltung des städtischen Raums, sondern auch ein wertvolles Bindeglied, das die architektonischen Errungenschaften jener Zeit dokumentiert.

Quelle: Woiwodschaft Masowien, Beauftragter für Denkmalschutz

Fotos: WUOZ in Warschau

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