Ein Betonhaus in Prag. Gebaut für einen Fan des Modernismus

Das Betonhaus wurde auf einem kleinen, lange unbebauten Grundstück am Fuße eines Hügels im Prager Stadtteil Troja errichtet. Umgeben von Gebäuden aus verschiedenen Epochen, von klassischen Villen bis hin zu modernen Einfamilienhäusern, füllt es eine Lücke auf dem leeren Grundstück neben den Straßenbahnschienen. Die Nähe zu der stark befahrenen Straßenbahnlinie hat den Grundriss des Gebäudes und seine Beziehung zum Garten geprägt und dem Projekt seinen einzigartigen Charakter verliehen. Wie sind die Architekten Ján Stempel und Jan Jakub Tesař mit den Zwängen umgegangen? Schauen Sie selbst!

Auf den ersten Blick folgt das Innenraumprogramm in Bezug auf die Anzahl und Größe der Räume den klassischen Richtlinien. Der Bauherr machte jedoch eine eindeutige Vorgabe: Rohbeton sollte das vorherrschende Material sowohl im Außen- als auch im Innenbereich sein. Diese Prämisse eröffnete den Architekten die Möglichkeit, mit Masse, Textur und Farbe des Betons zu experimentieren, so dass eine weniger skulpturale als funktionale und durchdachte Architektur entstand.

Die unmittelbare Nähe zu den Straßenbahnschienen verhinderte, dass sich die repräsentativen Tagesräume dieser Seite des Grundstücks zuwandten. Die Lösung waren langgestreckte Vorhangfassaden, die nicht nur den Lärm dämpfen, sondern auch eine abgeschiedene Enklave schaffen. Sie machten sowohl den Innenraum als auch den Entspannungsbereich im Garten zu einem komfortablen Ort der Entspannung, der ein Gefühl von Privatsphäre vermittelt.

Zweifarbiger Ausdruck

Die klare Trennung zwischen den Etagen wird durch die unterschiedlichen Farbtöne und Texturen des Betons gekennzeichnet. Das Erdgeschoss besteht aus dunklem, getöntem Beton mit einer plankenartigen Textur, die fast mit dem Gelände verschmilzt und in die Stützmauer des Hügels eindringt. Ein heller, fast weißer Beton umhüllt den oberen Teil des Hauses mit einer glatten Textur. Um die modernen Wärmedämmungsnormen bei Sichtbetonwänden zu erfüllen, wurde eine Schichtbauweise verwendet. Zunächst wurde der tragende Kern der Wände betoniert, dann die Dämmung angebracht und schließlich eine dünne, dekorative Beschichtung aufgebracht. Dabei wurden auch Fugen in der Betonmasse für den Einbau von Fensterrahmen ausgespart, was den Minimalismus des Entwurfs weiter unterstreicht.

Die Betonmasse der Wände stabilisiert perfekt die Temperatur in den Innenräumen, unterstützt durch die schattigen Verglasungen, die von den vorspringenden Strukturelementen abgeschirmt werden. Auf diese Weise wird eine übermäßige Hitze im Sommer vermieden und die Wärme im Winter aufrechterhalten. Eine mit einer Wärmepumpe betriebene Fußbodenheizung vervollständigt die Ökobilanz des Hauses.

Innenausstattung und maßgefertigte Möbel

Die Nutzfläche des Gebäudes beträgt 205 Quadratmeter. Der Raum ist durch helle Wände mit Möbeln aus Birkenfurnier unterteilt, die die Zonen abgrenzen, ohne sie vollständig zu umschließen. Das helle Furnier mildert den industriellen Charakter des Betons, während die subtilen Unebenheiten beider Materialien die Natürlichkeit und Einzigartigkeit jedes einzelnen Möbelstücks unterstreichen.

Das Projekt in Troy zeigt, wie roher Beton in einen einladenden Lebensraum verwandelt werden kann, der skulpturale Ästhetik mit den Bedürfnissen des täglichen Lebens verbindet.

entwurf: Stempel & Tesar architekti

fotos: Filip Šlapal, www.filipslapal.cz

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