Das Chilehaus ist ein zehnstöckiges Bürogebäude im Kontorhausviertel von Hamburg. Es gilt als außergewöhnliches Beispiel für den Backsteinexpressionismus, der für die Architektur der 1920er Jahre typisch ist. Das Gebäude wurde von dem deutschen Architekten Fritz Höger entworfen und zwischen 1922 und 1924 im Auftrag von Henry B. Sloman, einem wohlhabenden deutschen Unternehmer. Im Jahr 2015 wurde das Chilehaus zusammen mit der gesamten Speicherstadt und dem Kontorhausviertel zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, was seine historische und kulturelle Bedeutung weiter unterstreicht.
Das Chilehaus befindet sich im zentralen Teil des Kontorhausviertels, am südlichen Rand der Hamburger Innenstadt, angrenzend an die Speicherstadt und in Hafennähe. Das Gebäude befindet sich am Burchardplatz 1, flankiert von der Burchardstraße und der Pumpenstraße, und wird durch die Straße Fischertwiete geteilt, die in die Struktur des Gebäudes einbezogen wurde. Die Entstehung des Chilehauses ist eng mit der Person von Henry B. Sloman, der nach einem langjährigen Aufenthalt in Chile, wo er im chilenischen Salpeterhandel sein Vermögen gemacht hatte, nach Hamburg zurückkehrte. Zur Zeit der Hyperinflation der Weimarer Republik gehörte Sloman zu den reichsten Menschen Hamburgs, was es ihm ermöglichte, ein ehrgeiziges Projekt zum Bau eines beeindruckenden Bürogebäudes zu verfolgen.
J.-H. Janßen, CC BY-SA 4.0, über Wikimedia Commons
Ende der 1920er Jahre war das Kontorhausviertel modernisierungsbedürftig. Die Stadt Hamburg beschloss, Grundstücke in diesem Gebiet für Neubauten zu verkaufen. Sloman gewann die Ausschreibung für das Grundstück im Zentrum des Viertels und setzte sich gegen die Konkurrenz durch, darunter auch gegen den Hamburger Bankier Max Warburg, der bereits einen Entwurf für ein Gebäude hatte. Sloman beschloss jedoch, einen neuen Entwurf bei Fritz Höger in Auftrag zu geben, der die Pläne immer wieder an die Anforderungen der Stadtverwaltung anpasste. Das 1924 fertiggestellte Chilehaus wurde mit über 36.000 Quadratmetern Nutzfläche eines der größten Bürogebäude Deutschlands vor dem Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1935 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und 1983 in die Denkmalliste eingetragen. Bei den alliierten Bombenangriffen auf Hamburg 1943, bei denen rund 74 % der Stadt zerstört wurden, blieb das Gebäude glücklicherweise verschont.
1966 Foto FORTEPAN / Gyöngyi, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Das Chilehaus wurde aus dunkelroten Klinkern gebaut, was ihm das charakteristische Aussehen des norddeutschen Expressionismus verleiht. Seine Form erinnert an ein Schiff, dessen Ziegel bei unterschiedlicher Beleuchtung das Licht in Blau-, Grün- und Violetttönen reflektieren. Das Gebäude besteht aus zwei Blöcken auf beiden Seiten der Fischertwiete. Der westliche Block hat eine rechteckige Form, während der östliche Block sich zu einer markanten Spitze verjüngt, die an den Bug eines Schiffes erinnert. Auf diesem „Bug“ befindet sich die Figur eines steinernen Kondors von Richard Kuöhl, die sich auf das Wappen Chiles bezieht.
Arnoldius, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Die Nordfassade verläuft geradlinig, während die Südfassade einen leichten S-Bogen bildet. Die Straße Fischertwiete ist in das Gebäude integriert, so dass eine für den Verkehr gesperrte Arkadenpassage entsteht. Die Innenausstattung des Chilehauses ist im Art-déco-Stil gehalten, was den eleganten und historischen Charakter des Hauses unterstreicht. Aufgrund seiner einzigartigen Architektur und seiner reichen Geschichte ist das Gebäude eines der Wahrzeichen Hamburgs.
Quelle: hamburg.com, chilehaus.de
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