Biblioteka Narodowa Kosowa
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Ein mit Fischernetzen verschnürtes Gebäude. Hier ist die berühmte Nationalbibliothek des Kosovo

Die Nationalbibliothek des Kosovo (alb. Biblioteka Kombëtare e Kosovës, BKK), die sich in Pristina befindet, ist die wichtigste Bibliothekseinrichtung des Landes. Der Name der Bibliothek ehrt Pjetër Bogdani, einen bekannten albanischen Schriftsteller und Geistlichen. Die ungewöhnliche und höchst originelle Architektur des in den 1980er Jahren errichteten Gebäudes hat weltweit sowohl Befürworter als auch Gegner.

Die Nationalbibliothek des Kosovo wurde am 25. November 1944 in Prizren, der damaligen Hauptstadt, gegründet. Im September 1981 wurde die Bibliothek, die damals noch Universitätsbibliothek des Kosovo hieß, in das moderne Gebäude verlegt, das auch heute noch ihr Sitz ist. Zwischen 1990 und 1999 geriet sie unter die Kontrolle der serbischen Behörden und erhielt den Namen Ivo Andricia. Das Gebäude wurde dann zur Unterbringung der zahlreichen Flüchtlinge aus Bosnien und Herzegowina und Kroatien genutzt, die wegen des Jugoslawienkriegs aus ihren Ländern geflohen waren. Nach der Besetzung des Kosovo durch die NATO im Juni 1999 wurde bekannt, dass die jugoslawische Armee die Bibliothek als Kommando- und Kontrollzentrum genutzt hatte. Die darin befindlichen Materialien wurden gestohlen, die Möbel im Lesesaal zerstört und der Zettelkatalog im Keller verstreut. Auch einige der unschätzbaren albanischsprachigen Bestände der Bibliothek wurden in dieser Zeit zerstört.

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Biblioteka Narodowa Kosowa

Unter dem Namen Nationalbibliothek des Kosovo ist sie seit 1999, als das Kosovo seine Autonomie erlangte, tätig. Nach dem Krieg war der Wille groß, die Bibliotheksgebäude wieder aufzubauen und ihre Dienste auf allen Ebenen wiederherzustellen. Dies geschah mit Hilfe von Experten der UNESCO, des Europarats und der International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA). Zu diesem Zweck wurden verschiedene Schulungsprogramme aufgelegt.

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Die Bibliothek ist in einem ungewöhnlichen Gebäude untergebracht, das vom kroatischen Architekten Andrija Mutnjaković entworfen wurde. Das 16 500 Quadratmeter große Gebäude am Hasan-Priština-Platz besteht aus einem Dutzend unregelmäßig angeordneter Kuben. Die Masse an sich ist schon schwer – um sie noch schwerer zu machen, sind die Wände des Gebäudes mit Metallnetzen verkleidet, die Fischernetze symbolisieren. Andrij Mutjakovic dachte jedoch daran, etwas Leichtigkeit hinzuzufügen – das Dach der Bibliothek ist mit 99 Kuppeln bedeckt, die als Qeleshe stilisiert sind – die traditionelle albanische Kopfbedeckung. Die Lobby des Gebäudes wird für verschiedene kulturelle Veranstaltungen genutzt. Ihr Boden ist mit farbenfrohen Marmormosaiken ausgekleidet. Das Gebäude hat sechs Stockwerke, von denen vier unterirdisch sind. Im Inneren befinden sich zwei Amphitheatersäle mit 150 und 75 Plätzen sowie Lesesäle für 600 Personen und Arbeitsräume für Forscher.

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Das Aussehen des Gebäudes ruft gemischte Gefühle hervor und spaltet das Publikum in Befürworter und Gegner. Für die einen ist es ein Beispiel für großartigen architektonischen Brutalismus, für die anderen ist es das hässlichste Gebäude der Welt. Der Architekt Bekim Ramu von der Kosovo-Architekturstiftung bezeichnet es als einzigartig und weist darauf hin, dass der Stil des Gebäudes byzantinische und islamische Elemente verbindet und die Kuppeln für Leichtigkeit sorgen. Andere hingegen kritisieren die schwere Masse und die Dominanz des Gebäudes im Stadtraum.

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Die Bibliothek sammelt derzeit Bücher, Zeitschriften, Karten, Atlanten und Musiksammlungen. Ihr Bestand beläuft sich auf 2 Millionen Bände, darunter rund 200 000 Buchtitel. Das älteste Stück im Bestand ist ein Exemplar von Marin Barletis „Historia de vita et gestis Scanderbegi Epirotarum principis“ aus dem 16. Die Institution ist auch dabei, ihre Bestände zu digitalisieren. Gemäß ihrer Satzung organisiert die Bibliothek auch wissenschaftliche, kulturelle und pädagogische Veranstaltungen. Sie gibt ihre eigene Zeitschrift „Biblioletra“ sowie Bibliographien von Drucken aus dem Kosovo und bibliothekswissenschaftliche Publikationen heraus.

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Die Pjetër Bogdani Nationalbibliothek des Kosovo ist ein Symbol für die Kultur und das nationale Erbe des Landes. Ihre reichen Sammlungen, ihre vielfältigen Funktionen und ihre kontroverse Architektur machen sie zu einem einzigartigen Ort auf der europäischen Landkarte. Trotz schwieriger Zeiten in ihrer Geschichte setzt die Bibliothek ihre Aufgabe fort, das dokumentarische und literarische Erbe des Kosovo zu sammeln, zu bewahren und zu fördern, und wird so zu einem wichtigen Kultur- und Bildungszentrum der Region.

Quelle: trojka.polskieradio.pl, balkanyrudej.pl

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