Ein Mosaik von einem polnischen Künstler in Skopje. Es ist riesig

Das monumentale Mosaik von Przemyslaw Blejzyk, bekannt als Sainer, an der Fassade des Planetariums des Jugendkulturzentrums in Skopje ist ein Werk, das einen Dialog mit der Stadt anregt. Die Titelkomposition harmonoise26042025 besteht aus mehr als 104.000 Elementen und bezieht ihre Energie aus der Spannung zwischen Malerei, digitaler Kunst und traditioneller Handwerkskunst. Sie ist gleichzeitig ein konsequenter Schritt in der Praxis des Künstlers und eine präzise Antwort auf die modernistische Sprache von Skopje: streng, funktional und doch offen für angewandte Kunst.

Skopje ist eine Stadt, deren moderne Identität nach einer Katastrophe – dem Erdbeben von 1963 – entstanden ist. Polnische Architekten beteiligten sich am Wiederaufbau und schufen eine städtebauliche Sprache, die sich bis heute im Rhythmus der Fassaden und Sichtachsen widerspiegelt. Das Mosaik von Sainer ist ein organischer Teil dieser Geschichte: es schmückt nicht, sondern unterhält sich mit dem Raum, trägt zu seiner Struktur und seinem Rhythmus bei und benutzt die Wand des Planetariums als Instrument. So verstanden ist der Eingriff eine Hommage an die Nachkriegsmoderne und gleichzeitig eine Geste in Richtung Zukunft – eine Bestätigung, dass der öffentliche Raum ein Feld von echter Bedeutung und nicht nur ein Hintergrund sein kann.

Die Komposition harmonoise26042025 ist ein Beispiel für die formale Synthese der analogen und digitalen Welt. Ihre Dynamik beruht auf der Verpixelung, die nicht als ästhetischer Effekt, sondern als Methode der Bildanalyse verstanden wird – eine Zerlegung in elementare Einheiten, aus denen Rhythmus und Maßstab entstehen. Die mehr als 104.000 Module wirken wie eine Partitur: Aus der Nähe ist es die materielle Textur und die Arbeit der Hand, aus der Ferne ist es ein klares, synthetisierendes Ganzes, das der Fassade eine malerische Dimension zurückgibt. So gesehen „udigitalisiert“ das Mosaik nicht die Malerei, sondern offenbart die gemeinsame Grundlage beider Ordnungen: ein Raster, ein Raster, eine Wiederholung, die sich zu einem Sinn ordnet.

Das Projekt wird von Cezary Hunkiewicz von der BD Gallery / Warschau kuratiert, der die Entwicklung von Sainers Sprache hervorhebt – von spektakulären Wandinterventionen zur Strenge vereinfachter Strukturen. Die Essenz dieser Transformation klingt in seinen Worten an: die Suche nach den grundlegenden Komponenten des Bildes, bei der die Verpixelung zu einem Werkzeug wird, um zum Wesen der Form vorzudringen. Es geht darum, die Kunst als einen Prozess der Destillation zu betrachten – eine Reduktion, die nicht verarmt, sondern die Konturen schärft.

„Das Werk von Sainer hat eine faszinierende Wandlung durchgemacht“, sagt der Kurator des Projekts, Cezary Hunkiewicz. – Przemyslaw Blejzyk verschiebt seit einigen Jahren konsequent die Grenzen zwischen Malerei und digitalen Formen. Der Künstler, der für seine spektakulären Interventionen im urbanen Raum und seine herausragenden Einzelausstellungen bekannt ist, erforscht zunehmend die Sprache der vereinfachten Formen. In seinen neueren Werken dominieren Strukturen, die auf der Pixelisierung beruhen, was eine Art Erkundung und formales Experiment darstellt – eine Rückkehr zu den Grundbestandteilen des Bildes. Mosaic in Skopje ist eine natürliche Fortsetzung dieser Erkundungen“

Diese Realisierung zeigt, wie man mit der Materie der Stadt „arbeiten“ kann, ohne in Dekorativität oder Literalismus zu verfallen. In diesem Fall ist die Fassade des Planetariums keine Projektionsfläche für die Grafik, sondern ein Mitautor des Werks: seine Unterteilungen, Proportionen und Lichtverhältnisse modulieren die Rezeption, und das Mosaik selbst gibt der Architektur einen neuen Rhythmus zurück. Im öffentlichen Raum von Skopje entsteht so ein Bezugspunkt – ein Werk, das wiederholt, zu verschiedenen Tageszeiten und aus unterschiedlichen Entfernungen gelesen werden kann und sich in den täglichen Fluss der Stadt einfügt. Es ist ein heute seltener Fall eines zeitgenössischen Mosaiks in dieser Größenordnung, das nicht der Nostalgie erliegt, sondern die Tradition als Antrieb für zeitgenössisches Denken nutzt.

Das Projekt wurde im Mai 2025 im Rahmen des Kulturprogramms der polnischen EU-Ratspräsidentschaft ins Leben gerufen und eröffnet einen symbolischen Kanal zwischen Kunst und Kulturdiplomatie. Das Mosaik wurde in Zusammenarbeit mit dem Atelier Truffle Mosaic hergestellt, was die Bedeutung der Beziehung zwischen dem Konzept des Autors und dem Können der Werkstatt unterstreicht. Die kuratorische Aufsicht von Cezary Hunkiewicz und die Einbettung des Projekts in den Kontext der BD Gallery verdeutlichen das Gleichgewicht der Kräfte, das es ermöglichte, Vision, Methode und Ort zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.

Harmonoise26042025 ist nicht nur eine neue Adresse auf der Landkarte der Kunst im öffentlichen Raum von Skopje, sondern auch ein Versuch zu definieren, was Monumentalität heute sein kann. Sie muss nicht Pathos oder Übertreibung bedeuten, sondern kann die Feinabstimmung der Stadt, die Harmonie zwischen dem Denken des Bildes und der Materialität des Mediums sein. In dieser Stille und diesem Lärm – in der Harmonie und dem „Lärm“ – erklingt das zeitgenössische Alphabet der Form: aus Pixeln und Kieselsteinen, aus der Erinnerung und der Zukunft, aus der Geste des Künstlers und dem Atem der Architektur.

harmonoise26042025

Autor: Sainer (Przemyslaw Blejzyk)

Kurator: Cezary Hunkiewicz (BD Galerie)

Ort: Skopje, Nordmazedonien

Jahr: 2025

Vom Adam-Mickiewicz-Institut organisiertes Projekt im Rahmen des auswärtigen Kulturprogramms der polnischen EU-Ratspräsidentschaft

quelle: Pressematerialien

Lesen Sie auch: Kunst | Kultur | Einzelhandel | Featured | whiteMAD auf Instagram