Tripolis Park

Ein neues Arrangement des modernistischen Meisterwerks von Aldo van Eyck. Tripolis-Park in Amsterdam

Tripolis Park ist ein bemerkenswertes Projekt zur Renovierung und Erweiterung eines der letzten Werke des niederländischen Modernisten Aldo van Eyck. Die Initiative umfasste die Restaurierung von zwei der drei historischen Gebäude, wie sie ursprünglich von ihrem Planer vorgesehen waren, und den Anbau eines 12-stöckigen modernen Bürogebäudes, das eine Lärmschutzwand und einen Schutz vor der Verschmutzung durch die nahe gelegene Autobahn A10 bildet. Der Neubau hält einen angemessenen Abstand zu den historischen Gebäuden ein und schafft einen dynamischen Raum zwischen ihnen, in dem Vergangenheit und Gegenwart durch gläserne Brücken miteinander verbunden sind.

Standort und Projektgeschichte

Der Tripolis-Park befindet sich in Amsterdam, in unmittelbarer Nähe des berühmten Waisenhauses – ein Werk von Van Eyck aus dem Jahr 1960, das zu den Meilensteinen des Strukturalismus zählt. Der 1994 fertiggestellte Tripolis-Bürokomplex sollte das Erbe des Waisenhauses bewahren, das in den 1980er Jahren vom Abriss bedroht war. Eine Bedingung für den Erhalt des Waisenhauses war die Nutzung des angrenzenden Grundstücks für neue Gebäude, die von Van Eyck und seiner Frau Hannie entworfen wurden.

Das Waisenhaus im Jahr 1960. Foto KLM Aerocarto Schiphol-Oost, CC BY-SA 3.0, über Wikimedia Commons

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Trotz seines architektonischen Wertes war Tripolis kein wirtschaftlicher Erfolg und blieb jahrelang verlassen. Das zunehmende Verkehrsaufkommen auf der nahe gelegenen Autobahn A10 verschärfte die Situation zusätzlich, da Lärm und Umweltverschmutzung zunahmen. Angesichts dieser Herausforderungen wurde eine Intervention notwendig, um die Zukunft des Standorts neu zu definieren.

Erneuerung mit Respekt vor dem Erbe

Im Rahmen der Restaurierungsarbeiten gestalteten die Designer des Büros MVRDV die Gebäudefassaden so um, dass sie den ursprünglichen Visionen Van Eycks näher kamen. Anstelle der früheren Kombination aus Holz und Granit wurden die Fassaden ganz mit Holz verkleidet, wie es der Architekt ursprünglich beabsichtigt hatte. Auch die charakteristischen mehrfarbigen Fensterrahmen wurden beibehalten.

Tripolis Park

In den Innenräumen wurden ursprüngliche Elemente wie das Treppenhaus und die Steinböden wiederhergestellt und gleichzeitig die Räumlichkeiten an moderne Büroarbeitsstandards angepasst. Im Rahmen der Arbeiten wurden viele Trennwände entfernt, wodurch der Raum offener gestaltet wurde. Die Dächer wurden mit Grünflächen, Sonnenkollektoren und Pavillons aufgewertet, die die Interaktion zwischen den Nutzern fördern und für Veranstaltungen genutzt werden können. Der Komplex wurde mit dem BREEAM-Zertifikat Outstanding ausgezeichnet, was seine außergewöhnliche Vielseitigkeit bestätigt.

Eine neue Schicht der Geschichte – ‚The Window‘

Das auffälligste Merkmal des Bauvorhabens ist das 12-stöckige Gebäude, das als „The Window“ bekannt ist und an der Grenze des Geländes direkt an der Autobahn A10 steht. Das Gebäude dient als Sicherheitsbarriere, und seine Südfassade ist mit einem riesigen „Fenster“ versehen, das den Blick auf den historischen Tripolis-Komplex freigibt. Die Nordfassade wiederum nimmt Bezug auf die unregelmäßigen Formen der Van Eyck-Gebäude. Die Räume zwischen dem neuen und dem alten Gebäude wurden so gestaltet, dass sie möglichst wenig Lärm verursachen und einen interessanten, dynamischen Treffpunkt bilden.

Tripolis Park

Das Erbe von Van Eyck in einem modernen Kontext

Der Abriss historischer Gebäude ist die einfachste Lösung, vor allem in Geschäftsvierteln, die von Hochhäusern dominiert werden“, erklärt Winy Maas, Gründer von MVRDV. „Der Tripolis Park zeigt, dass es möglich ist, das historische Erbe auf eine Weise zu erhalten, die den heutigen Erwartungen entspricht. Es ist eine neue Schicht der Geschichte, die den Raum dazwischen feiert – etwas, das Van Eyck als eine der Hauptquellen der Schönheit in der Architektur betrachtete.“

Tripolis vor und nach der Rekonstruktion

Heute beherbergt der Tripolis Park renommierte Mieter wie Uber und die Anwaltskanzlei De Brauw Blackstone Westbroek. Für die Zukunft sind weitere Arbeiten an einem dritten Gebäude und eine weitere Begrünung des Geländes geplant, um einen parkähnlichen Campus zu schaffen, in dem das Erbe von Van Eyck aus den Jahren 1960 und 1994 harmonisch mit moderner Architektur koexistieren wird.

Projekt: MVRDV
Standort: Amsterdam, die Niederlande
Jahr der Fertigstellung: 2023
Fläche: 61 000 Quadratmeter
Investor: Flow Development
Fotografie: Ossip van Duivenbode

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