In der Belwederska-Straße 20/22 in Warschau steht das ehemalige Centralny Dom Handlowy „Dom Książki Uniwersus“ – ein Gebäude, das ein Symbol für Innovation und einen innovativen Ansatz in der Architektur ist. Das Gebäude wurde zwischen 1975 und 1980 errichtet und beherbergte ursprünglich eine der größten und modernsten Buchhandlungen in Polen. Seine einzigartige Architektur wurde anerkannt und geschätzt, wie der Titel des Mister Warschau 1980 beweist. Heute dient das Gebäude als Bürofläche und wird auch als Gestell für großformatige Werbung genutzt.
Die Vergangenheit und eine Zeit des Wandels
An der Stelle, an der das Gebäude jetzt steht, befand sich früher ein Mietshaus aus dem 19. Jahrhundert im Stil der Neorenaissance, das seit 1881 als Herberge für Gelähmte diente. Nach seinem Abriss wurde beschlossen, ein Gebäude zu errichten, das den Geist der neuen Zeit widerspiegelt. Im Jahr 1975 wurde ein Architektenteam bestehend aus: Leszek Sołonowicz, Ryszard Lisiewicz und Arkadiusz Starski ein hochmodernes Gebäude mit Innenräumen von Włodzimierz Kaczmarzyk.
Konstruktion, Architektur und Zweckbestimmung
Schon der Bau des Pavillons, der den pompösen Namen Uniwersus trägt, erregte das Interesse der Warschauer. Damals wurde die Aufmerksamkeit auf seine ungewöhnliche Form gelenkt, die sich von anderen Gebäuden in der Umgebung abhob. Es wurde beschrieben als „eine Eisenkonstruktion von phantasievoller Gestalt, mit einer Terrasse oben und einer Arkade unten, die einem Kasten mit drei Ebenen ähnelt“. Der Standort in der Nähe der königlichen Bäder wurde als ideal für eine solche neuartige Entwicklung angesehen. Ursprünglich war Uniwersus als sowjetischer Ausstellungspavillon geplant, doch schließlich wurde hier 1980 eine der modernsten Buchhandlungen Polens eröffnet. Der Ort war sorgfältig durchdacht – er bot eine umfangreiche Büchersammlung, einen Sitzungssaal, eine Schallplattenabteilung, Ausstellungsräume, ein Café und eine Garderobe. Die Buchhandlung zeichnete sich durch ihre Selbstbedienungsstände aus, die bei den Kunden sehr beliebt waren. 100 Warenkörbe waren ständig im Einsatz und an den Kassen bildeten sich lange Schlangen.
„Warschau wurde um eine weitere kulturelle Einrichtung bereichert – die größte Buchhandlung der Hauptstadt in der Belwederska-Straße.“ Quelle: Wochenzeitung Stolica, Nr. 27-28 (1698-99), 06.07.1980
Technische Probleme und Änderungen der Funktion
Das Gebäude hatte jedoch auch seine Nachteile. Undichte Fenster und niedrige Temperaturen im Winter zwangen die Angestellten, mit zusätzlichen Abdeckungen zu arbeiten. Der Luftschleier am Eingang wurde aus Kostengründen nicht genutzt. Nach der politischen Wende in den 1990er Jahren wurde die Buchhandlung geschlossen und das Gebäude in ein Bürogebäude umgewandelt. Im Jahr 2015 beantragte Selko Industries die Genehmigung für den Abriss des Universus, um es durch einen 55 Meter hohen Turm zu ersetzen. Diese Idee stieß auf den Widerstand der Architektenschaft und der Anwohner und wurde letztlich nicht realisiert. Der Uniwersus selbst wurde als ein Versuch beschrieben, den japanischen Brutalismus der 1960er Jahre und den Strukturalismus der sowjetischen Architektur der 1970er Jahre nachzuahmen, aber nach Ansicht von Experten entsprach die Form des Gebäudes nicht ganz diesen Trends. Schließlich wurde das Gebäude als zeitgenössisches Kulturgut unter Denkmalschutz gestellt.
Universus – Architektur und Zukunft
Der Uniwersus ist ein Beispiel für eine Architektur, die vom Brutalismus, insbesondere seiner japanischen Variante, inspiriert ist. Die Stahlkonstruktion ermöglichte die Errichtung einer stützenfreien Halle mit den beeindruckenden Abmessungen von 80 mal 80 Metern. Die Fassade wurde aus Syenit gefertigt, mit Aluminiumdetails, die den futuristischen Charakter des Gebäudes unterstreichen. Große Fensterbänder garantierten den Zugang zu natürlichem Licht, das für die Ausstellungsfunktion der Buchhandlung von entscheidender Bedeutung war. Nach Einbruch der Dunkelheit verleihen die beleuchteten Innenräume dem Gebäude jedoch ein Gefühl von Leichtigkeit. Ursprünglich waren sie mit Holz, Stein und Aluminium verkleidet, wodurch ein sehr eleganter Raum entstand. Auch heute noch ist das Uniwersus ein wichtiger Bestandteil der Warschauer Architekturlandschaft. Sein weiteres Schicksal bleibt jedoch ungewiss, denn obwohl es als zeitgenössisches Kulturgut unter Denkmalschutz steht, ist es noch immer nicht streng vor einem möglichen Abriss geschützt.
Quelle: cargocollective.com, warszawskiemozaiki.pl
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