Die Bürgerhäuser von Ostrów Wielkopolski sind ein äußerst wertvolles Zeugnis der historischen Architektur der Stadt und zeigen die städtische Entwicklung an der Wende vom 19. zum 20. Besonders erwähnenswert ist das Gebäude in der Raszkowska-Straße 26. Es handelt sich um ein eindrucksvolles Mietshaus im Neorenaissancestil, dessen Fassade und Innenräume ihren außergewöhnlichen historischen Charakter bewahrt haben. Das Geschäft im Erdgeschoss ist eines der am besten erhaltenen historischen Interieurs in der ganzen Stadt, in dem man den Geist einer vergangenen Epoche spüren kann. Heute befindet sich hier die Konditorei „Marcepanek“, die von Aneta Szczeblewska geführt wird, die die langjährige Konditorentradition der Familie fortführt.
Raszkowska-Straße 26 – Geschichte und Architektur des Gebäudes
Das 1901 von Johann Nagler (Initialen „JN“ auf dem Giebel) errichtete Mietshaus ist im Stil der Neorenaissance mit Elementen der französischen und norddeutschen Renaissance gehalten. Zu seinen charakteristischen Merkmalen gehören hohe Mansardenfenster, verzierte Giebel und eine auffällige Fassade aus Backstein und Sandstein. Das Gebäude hat eine dreigeschossige, symmetrische Fassade mit einem zentralen Erker, der von einem Türmchen und einer Kuppel überragt wird. Die Fenster haben profilierte Rahmen und die Balkone schmiedeeiserne Balustraden. Das rustizierte Eingangstor ragt aus der Gesamtkomposition heraus. Im Inneren sind eine Holztreppe, Keramikmosaike und eine Holztür erhalten.
Historisches Ladendekor – ein einzigartiges Interieur aus der Zeit
Der größte Schatz des Stadthauses ist das Innere des Ladens im Erdgeschoss, das seit mehr als einem Jahrhundert fast unverändert erhalten geblieben ist. Seine Wände sind mit Keramikdekorationen im Jugendstil verziert, die in drei Ebenen unterteilt sind. Der untere Teil, der einen Sockel imitiert, ist mit dunkelgrünen Fliesen mit Reliefrosetten und Girlanden bedeckt. Der mittlere Streifen zeichnet sich durch helle Fliesen mit einem Spitzenmuster aus, während der obere Rand mit Blumenmotiven in Pastellfarben verziert ist, die einen Kontrast zum Rot der Decke bilden. Als die Familie Szczeblewski das Gebäude 2013 übernahm, befand es sich in einem beklagenswerten Zustand. Unübersehbar waren die Abnutzungen aus der PRL-Zeit, die den Charakter des historischen Interieurs verwischt hatten. Unter dem maroden Linoleum befand sich der ursprüngliche, hundert Jahre alte Fußboden, der mit Keramikfliesen in einem klassischen geometrischen Muster verlegt war.

Sowohl der freiliegende Fußboden als auch der Rest des Innenraums wurden von der Familie Szczeblewski nach den Richtlinien des Denkmalschutzes gründlich renoviert. Bei dieser Gelegenheit wurde auch das Schaufenster ausgetauscht, wobei seine frühere Form und sein Charakter wiederhergestellt wurden. Die neuen Elemente wurden aus exotischem Holz gefertigt. Bei den Arbeiten an der Seitenwand konnte eine ehemals eingebaute Nische (ein Überbleibsel der Tür zum Nebenraum) freigelegt werden, die nun mit einem dekorativen Spiegel in einem Goldrahmen verziert ist. Elegante Details wie Holzmöbel im Vintage-Stil, Spitzentischdecken, Lampen, Porzellan und andere Accessoires versetzen den Besucher in die Zeit der Belle Époque zurück.
Geschichte der Konditorei der Familie Szczeblewski
Das heutige Geschäft „Marcepanek“ in der Raszkowska-Straße 26 ist der zweite Standort der Familienkonditorei, deren Geschichte bis ins Jahr 1980 zurückreicht, als Zbigniew Szczeblewski in der Asnyka-Straße 18 in Ostrów Wielkopolski sein Konditoreigeschäft eröffnete. Das Unternehmen entwickelte seine Produktion schrittweise, und das dynamische Wachstum führte zwischen 1988 und 1990 zum Bau eines neuen Betriebs in der Strzelecka-Straße 119. Heute setzt die Konditorei nicht nur die Tradition der Konditorei fort, sondern bildet auch künftige Meister aus, indem sie Studenten schult und die Geheimnisse des Handwerks weitergibt.
Die Raszkowska-Straße 26 und ihr historisches Interieur
Das historische Interieur der Konditorei ist ein äußerst wertvoller Teil des Erbes von Ostrów Wielkopolski. Es ist nicht nur ein Zeugnis einer vergangenen Epoche, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der lokalen Identität. Das restaurierte Interieur spiegelt den familiären Charakter der Konditorei wider und unterstreicht ihre Verbundenheit mit der Tradition und Geschichte der Stadt. Dank der Bemühungen der Familie Szczeblewski erstrahlt die Konditorei heute wieder in neuem Glanz und zieht sowohl Einheimische als auch Touristen an, die nicht nur die Atmosphäre der Belle Époque, sondern auch köstliche Konditoreiwaren genießen möchten.
Quelle: KamienicoweLove, zabytek.pl
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