niemieckie napisy w Bydgoszczy
fot. UMB

Eine Renovierung in Bydgoszcz hat einen Sturm ausgelöst. Es ging um renovierte deutsche Inschriften

In Bydgoszcz wurde die Renovierung eines Mietshauses in der Toruńska-Straße 66 abgeschlossen. Schon vor Beginn der Arbeiten hatte das mehr als 100 Jahre alte Gebäude die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich gezogen, da an seiner Fassade deutsche und polnische Inschriften aus verschiedenen Epochen deutlich sichtbar waren. Nach der Enthüllung der restaurierten Fassade entwickelte sich eine lebhafte Diskussion in den sozialen Medien und in der lokalen Presse. Als Streitpunkt erwies sich die Entscheidung, die deutschen Inschriften beizubehalten und gleichzeitig einige der polnischen Erinnerungsspuren zu übermalen.

Die Geschichte des Gebäudes in der Toruńska-Straße 66

Der erste Eigentümer des Hauses war der Gastwirt Friedrich Galow. Er war es, der Ende des 19. Jahrhunderts in den Bau des Hauses investierte, um den Bedürfnissen der wachsenden Stadt gerecht zu werden. Um 1910 beherbergte das Gebäude das „Bromberger Arbeiterheim“, das als Treffpunkt für verschiedene Berufsgruppen diente. Das Gebäude verfügte auch über einen Gastronomie- und Freizeitbereich. In den folgenden Jahren wurde dort auch ein Kasino betrieben. Nach 1920, als Bydgoszcz an Polen zurückgegeben wurde, ging das Haus in den Besitz der Stadtverwaltung über. In den Innenräumen befanden sich ein Lebensmittelladen und eine Bäckerei, die von Antoni Klein betrieben wurden. An der Fassade des Gebäudes erschienen damals gemalte Werbungen für Produkte wie Milch oder Eier sowie der Name des Unternehmers. In den folgenden Jahren erinnerten zweisprachige Schilder die Besucher an die Geschichte des Ortes und seine wechselnden Geschicke. Gleichzeitig verfiel das Gebäude und befand sich in einem solchen Zustand, dass seine Fassade dringend renoviert werden musste.

Tenement House im Jahr 1900. Foto Wikibenchris, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Umstrittene Entscheidungen des Naturschutzes

Vor kurzem wurde schließlich beschlossen, die notwendigen Arbeiten durchzuführen. Diese umfassten die Fassade einschließlich ihrer Details. Die Ziegeloberfläche des ersten Stocks wurde aufgefrischt, die hellen Farben des Erdgeschosses mit Rustizierung wurden wiederhergestellt, und das Ganze wurde mit erneuerten Gesimsen und Fenstergiebeln ergänzt. Die größte Aufregung verursachte jedoch der Umgang mit den historischen Inschriften. Die Spuren der polnischen Reklame aus der Zwischenkriegszeit wurden von der Fassade entfernt, lediglich die Aufschrift Antoni Klein“ wurde erneuert. Gleichzeitig wurde das deutsche Schild „Bromberger Arbeiterheim“ freigelegt. Diese Auswahl der Schichten löste eine Kontroverse aus.

Deutsche Inschriften und Reaktionen

Nach der Enthüllung der Fassade wurde im Internet eine Lawine von Kommentaren losgetreten, in denen kritisiert wurde, dass das deutsche Schild im Vordergrund steht, während die polnischen Aufschriften, die für „Brot“ oder „Milch“ warben, entfernt wurden. Der Woiwodschaftsdenkmalpfleger, der vom „Express Bydgoszcz“ zitiert wird, behauptet, seine Entscheidung sei richtig gewesen. Außerdem appelliert er, die Aktionen von 1945 nicht zu wiederholen, als die Spuren der Vergangenheit systematisch ausgelöscht wurden und jedes Objekt seiner vielschichtigen Identität beraubt wurde. Nach Ansicht des Restaurators spielte die Wohnungsbaugesellschaft, die die deutsche Inschrift als Teil der Geschichte des Gebäudes erhalten wollte, in diesem Fall eine wichtige Rolle.

Das Mietshaus vor und nach der Fassadensanierung. Foto Wikibenchris, CC BY-SA 4.0, über Wikimedia Commons und UMB

Deutsche und polnische Inschriften – Schichten der Erinnerung

Der Streit um das Mietshaus in der Torunska-Straße 66 reißt nicht ab. Dass an der Fassade sowohl der Name eines polnischen Unternehmers als auch der eines deutschen Arbeiterhauses erhalten ist, ändert für viele Menschen nichts. Die uneinheitlichen Fensterrahmen, die sich sehr negativ auf die Ästhetik und die Komposition der Fassade auswirken, fallen hingegen niemandem auf. Es ist nicht das erste Mal, dass die renovierten postdeutschen Inschriften kritisiert werden. Praktisch bei jeder solchen Renovierung werden Stimmen laut, die sich dagegen aussprechen. Besonders laut wurden sie kürzlich, als Pläne zur Renovierung der Grunwaldbrücke in Wrocław bekannt wurden, bei denen Inschriften wiederhergestellt werden sollten, die nach dem Krieg von dem Bauwerk entfernt worden waren.

Angesichts dieser Ereignisse stehen wir nun vor der Herausforderung, wie wir unsere Vergangenheit so interpretieren können, dass sie in all ihren Phasen verstanden und gerecht wird.

Quelle: bydgoszczinformuje.pl, tygodnikbydgoski.pl

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