Im historischen Zentrum von Turin haben die Architekten des Büros BRH+ eine einzigartige Aufgabe übernommen. Sie wurden von den Eigentümern einer Wohnung beauftragt, für die sie einen Raum schaffen wollten, der sowohl zum Wohnen als auch zur Ausstellung ihrer umfangreichen Sammlung zeitgenössischer Kunst geeignet ist. Das Ergebnis der Arbeit von Barbara Brondi und Marco Rainò wurde zu einem Labor für neue Formen des Dialogs zwischen antiken und zeitgenössischen Ausdrucksformen.
Das Gebäude, in dem die Wohnung untergebracht ist, wurde 1841 im Stadtteil Borgo Nuovo errichtet. Es handelt sich um einen Stadtteil, der auf Initiative von König Viktor Emanuel I. von Savoyen speziell für die Turiner Aristokratie geschaffen wurde. Der Palast von Pucci Baudan wurde schnell zu einer der elegantesten Residenzen des neuen Stadtteils. Seine prächtige Fassade unterstreicht noch heute den noblen Charakter der damaligen Architektur. Eine Architektur, die in die Liste der vom Denkmalschutzbeauftragten geschützten Gebäude aufgenommen wurde, so dass die Arbeiten in der Wohnung unter seiner strengen Aufsicht durchgeführt werden mussten.
Hauptziel der Modernisierung der bis zu 300 Quadratmeter großen Wohnung war die Verbesserung der Wärme- und Energieleistung bei gleichzeitiger Wahrung der Authentizität des historischen Interieurs. Um unerwünschte Installationen zu verbergen, wurde ein Teil des ursprünglichen Parkettbodens angehoben und anschließend neu verlegt. Die Tür- und Fensterrahmen wurden konserviert und mit zusätzlichen Dämmschichten versehen. Besonderes Augenmerk galt der Restaurierung der historischen Böden – sowohl des Seminato- als auch des heimischen Nussbaumparketts -, die durch die Arbeit örtlicher Handwerker wieder in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlten.

Der Eingang zur Suite dient gleichzeitig als Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst. Entlang der Wände wurde ein speziell entworfenes Gehäuse angebracht, in dem die Eigentümer ihre Sammlung von Werken ausstellen. Diese Lösung verbindet Praxis mit Ästhetik, da sie die Tür zu den Nebenräumen zusätzlich verdeckt. Die Farbkomposition der Lobby basiert auf Oktan-Tönen, die im Kontrast zu den polychromen Fresken von Victoria Stoian stehen, die von der Galerie Simondi vertreten werden.
Der Wohnbereich der Suite besteht aus einem geräumigen Wohn- und Esszimmer, über dem sich kunstvolle Gewölbe erheben. Die Gemälde, die deren Oberflächen bedecken, wurden restauriert, um ihre frühere Farbintensität und Detailtreue wiederzuerlangen. Das Herzstück der Einrichtung ist die komplett maßgefertigte Küche. Sie besteht aus einer Kombination von Alpi-Räuchereichenfurnier und Velvet-Onyxplatten, deren natürliche Maserung sorgfältig angepasst wurde, um ein kohärentes, fast cartoonhaftes Layout zu schaffen.
Der Übergang zum privaten Bereich führt durch einen Korridor, dessen Innenraum durch eine Abfolge von Nischen gestaltet wurde. Das Nebeneinander von Holz und Stein verleiht ihm einen eleganten Rhythmus, und die integrierte Beleuchtung ermöglicht eine Abstufung der Atmosphäre. Auf diese Weise bleiben die technischen Teile und Nebenräume der Wohnung fast unsichtbar und der Raum vermittelt den Eindruck von Ordnung und Klarheit.

In den Bädern dominieren Marmor und Onyx, die in der Werkstatt Sommo Marmi, einer der ältesten Steinmanufakturen Turins, von Hand bearbeitet wurden. Die Präzision des Schliffs und die Wahl der Farben haben diesen kleinen Räumen eine einzigartige, skulpturale Note verliehen.
Bei der Gestaltung der Schlafzimmer wurde auf die Bedürfnisse der einzelnen Familienmitglieder Rücksicht genommen. Im Zimmer des Sohnes wurden ein graues Furnier und das Parkett Biscuit von Listone Giordano in einer speziell für das Projekt entwickelten Version verwendet. Bei den Renovierungsarbeiten in diesem Zimmer wurde eine Nische in der Rückwand entdeckt, die in eine abgehängte Nische umgewandelt wurde und dem Raum einen individuellen Ausdruck verleiht.
Das Wohnungsprojekt im Zentrum von Turin ist ein Beispiel für eine sorgfältig durchdachte Renovierung, die den Glanz der historischen italienischen Architektur des Palazzo Pucci Baudan wiederherstellt, aber auch einen zeitgemäßen Lebensraum auf hohem Niveau schafft.
Projekt: BRH+ / Barbara Brondi & Marco Rainò
Mitarbeiter: Elena Costanzo
Standort: Turin, Italien
Fläche: 300 Quadratmeter
Jahr: 2025
Fotografie: Filippo Bamberghi
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