Der Essener Hauptbahnhof ist der Hauptbahnhof der Stadt Essen im westdeutschen Ruhrgebiet. Er befindet sich südlich des alten Stadtzentrums, direkt neben der Autobahn A40. Er wurde im Jahr 1862 von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn eröffnet. Das markante Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert wurde während des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt und in den 1950er und 1960er Jahren und danach vollständig wieder aufgebaut, wodurch die Stadt eines ihrer wertvollsten und charakteristischsten Gebäude verlor.
Das erste Bahnhofsgebäude Essens wurde 1862 an der heutigen Hachestraße errichtet. Es handelte sich um einen teilweise in Fachwerkbauweise errichteten Bau, der dem rasanten Wachstum der Stadt während der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts nicht gewachsen war. Jahrhunderts nicht gewachsen war. 1902 wurde ein prächtiges neues Bahnhofsgebäude fertiggestellt, das der Architekt Fritz Klingholz in Zusammenarbeit mit anderen Architekten und unter der Leitung des preußischen Baudirektors Alexander Rüdell entworfen hatte. Das neue Gebäude erhielt einen Neorenaissance-Stil mit neugotischen Elementen und wurde in Backstein und Sandstein ausgeführt. Ein charakteristisches Element der Gebäudekomposition war ein Turm mit einer beleuchteten Uhr und hohen, reich verzierten Giebeln. Das Dach des Bahnhofs wurde mit Modulziegeln gedeckt.
Postkarte von 1910 Quelle: Ansichtskarte von 1910, Public domain, via Wikimedia Commons
Am beeindruckendsten war die Haupthalle des Bahnhofs, die in einem reichen neugotischen Stil gehalten war. Die Warteräume, ausgestattet mit einer Damentoilette und einem Nichtraucherraum, befanden sich im Ostflügel des Gebäudes. Die Wände der Warteräume für die Passagiere der ersten und zweiten Klasse waren zwei Meter hoch und mit rotbraunen und dunkelgrünen Fliesen versehen, während die Wände der Räume für die dritte und vierte Klasse mit dunkelgelben Ziegeln verkleidet waren. Die Grundstruktur des Gebäudes war aus Eisen, da man wegen des intensiven Kohleabbaus im Stadtgebiet Einsturzgefahr befürchtete. Der Bahnsteig beherbergte eine Zweigstelle des Hauptpostamtes, einschließlich eines Telegrafenbüros, und der nördliche Bahnhofsvorplatz war eine Haltestelle für Kutschen.
Innenansicht im Jahr 1905. Quelle: alte Ansichtskarte, Public domain, via Wikimedia Commons
Während des Ersten Weltkriegs passierten viele Truppentransporte und Lazarettzüge mit verwundeten Soldaten den Bahnhof. Die Anlage diente auch als Auffangstation für verwundete Soldaten. Während des Zweiten Weltkriegs fuhren vom Essener Hauptbahnhof und vom Bahnhof Segeroth neun Züge ab, die insgesamt rund 1.200 Juden in Vernichtungslager im nationalsozialistisch besetzten Mitteleuropa brachten, vor allem in das Generalgouvernement und das Protektorat Böhmen und Mähren. Der erste Zug brachte etwa 200 Menschen in das Ghetto Lodz, acht weitere Züge gingen in das Konzentrationslager Auschwitz und das Ghetto Theresienstadt.
Essen Hauptbahnhof im Jahr 1945. Foto Stadtbildstelle
Durch alliierte Luftangriffe in den Jahren 1944 und 1945 wurden das Bahnhofsgebäude und die umliegenden Gebäude des Gesamtkomplexes schwer beschädigt oder völlig zerstört. In der Nachkriegszeit wurde der Bahnhof durch ein neues, wesentlich schlichteres Gebäude im typischen Stil der 1950er Jahre ersetzt, das teilweise von den Architekten Kurt Rasenack und Bernd Figge entworfen wurde. Kurze Zeit später wurde das Gebäude wieder aufgebaut, wodurch der Bahnhof seine Großzügigkeit verlor.
Der Bahnhof heute. Foto von Christian Liebscher (Platte), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Im Jahr 2008 begann eine weitere umfassende Renovierung des Bahnhofs mit dem Ziel, die Verkaufsfläche zu vergrößern und die Zugänglichkeit und Funktionalität des Gebäudes zu verbessern. Die Arbeiten umfassten den Umbau der Eingangshalle, den Einbau von Aufzügen an den Bahnsteigen sowie die Sanierung der Unterführungen und des Busbahnhofs. Die Modernisierung wurde mit der offiziellen Eröffnung im Januar 2010 abgeschlossen, kurz bevor Essen zu einer der Kulturhauptstädte Europas ernannt wurde. Die Kosten für die Renovierung beliefen sich auf 57 Millionen Euro, von denen ein Großteil von Bund, Land und der Deutschen Bahn getragen wurde.
Heute passieren täglich rund 400 Züge den Bahnhof. Damit ist der Essener Hauptbahnhof nach dem Dortmunder Hauptbahnhof und dem Duisburger Hauptbahnhof der drittgrößte Bahnhof im Ruhrgebiet.
Quelle: bahnhof.de, einkaufsbahnhof.de
Lesen Sie auch: Bahnhof | Metamorphose | Fassade | Kuriositäten | Architektur | Deutschland