Das Vytautas-Magnus-Kriegsmuseum (Vytauto Didžiojo karo muziejus) zählt zu den wichtigsten modernen Denkmälern in Kaunas und ist eines der ältesten Museen in Litauen. Seit seiner Gründung dient es als Institution, die die Geschichte des Unabhängigkeitskampfes des Landes dokumentiert, und als Ort mit besonderer symbolischer Bedeutung für das nationale Gedächtnis Litauens.
Das Kriegsmuseum von Kaunas – die Ursprünge der Einrichtung
Die Idee zur Gründung des Museums entstand 1919 unter den Armeeführern des wiedergeborenen litauischen Staates. Unter dem Befehl von General Pranas Liatukas begann die Organisation der Einrichtung mit der Aufgabe, die bewaffneten Anstrengungen im Kampf um die Freiheit zu konsolidieren. General Vladas Nagevičius, der zum Organisator der Einrichtung ernannt wurde, bereitete bald die erste Ausstellung in dem Holzgebäude der ehemaligen Reitschule vor. Das Museum wurde 1921, am dritten Jahrestag der Unabhängigkeit, in Anwesenheit von Präsident Aleksandras Stulginskis und den höchsten staatlichen Behörden feierlich eröffnet. Die ersten Ausstellungen umfassten fünf thematische Abteilungen und konzentrierten sich auf die Geschichte der litauischen Armee, Helden des Unabhängigkeitskampfes und militärische Organisationen. Im Laufe der Zeit wurden die Sammlungen um Exponate erweitert, die die Entwicklung von Waffen, den Verlauf von Schlachten und nationale Traditionen zeigten. Dadurch wurde das Museum zu einem wichtigen kulturellen Zentrum und einem Ort der Bildung patriotischer Einstellungen.
Bau der neuen Räumlichkeiten des Vytauto Didžiojo karo muziejus
Mitte der 1920er Jahre wurde aufgrund des sich verschlechternden Zustands des Holzgebäudes der Beschluss gefasst, ein neues, zweckmäßiges Gebäude zu errichten. Zunächst wurden Entwürfe in Betracht gezogen, die sich an der Form mittelalterlicher Burgen und altlitauischer Kapellen orientierten, doch schließlich entschied man sich für ein modernes Konzept der Architekten Vladimir Dubeneckis, Karolis Reisonas und Kazimieras Kriščiukaitis. Der Grundstein des Gebäudes wurde 1930, am 500. Jahrestag des Todes von Vytautas dem Großen, geweiht. Jahrestag des Todes von Vytautas dem Großen eingeweiht. In das Fundament wurde Erde von Orten mit besonderer historischer Bedeutung, darunter der Gediminas-Hügel und der Ross-Friedhof, eingebracht. Die feierliche Eröffnung des neuen Museums fand am 16. Februar 1936 unter Teilnahme von Präsident Antanas Smetona statt.

Kaunas War Museum – Architektur und Aufbau
Das Museumsgebäude gilt als eines der herausragendsten Beispiele des Kaunaser Modernismus. Es hat eine klassische Komposition, aber die monumentalen, stromlinienförmigen Formen verraten den Einfluss der frühen Moderne und des Art déco. Der zentrale Teil der Fassade wird durch hohe vertikale Fenster betont, die durch Pilaster voneinander getrennt sind, und eine breite Treppe aus braunem Granit führt zum Haupteingang. Ihr Grundriss wurde so konzipiert, dass sie bei Staatszeremonien als Tribüne genutzt werden kann. Der militärische Teil des Gebäudes hat einen eher strengen Charakter. Die Fassade ist in drei Risalite unterteilt, und horizontale Fensterbänder verleihen ihr ein rhythmisches, geordnetes Aussehen. Das Ganze wird von einem 32 m hohen Turm überragt, der durch einen Arkadengang mit dem Gebäude verbunden ist und in dem Zierkanonen aus verschiedenen Epochen untergebracht sind. Schon zum Zeitpunkt seiner Errichtung stach das Museum in der Landschaft von Kaunas als ein Gebäude hervor, das speziell mit Blick auf die Museumsfunktion gebaut wurde, was zu dieser Zeit selten war.
Garten und Umgebung des Museums
Das Gelände um das Museum wurde zu einem repräsentativen Garten umgestaltet, der mit einem von der Festung Kaunas stammenden Eisenzaun eingezäunt war. In den 1920er Jahren begann man, Büsten bedeutender Persönlichkeiten des Landes aufzustellen. Mit der Zeit wurde die Allee der bedeutenden Persönlichkeiten Litauens mit Skulpturen von Juozas Zikaras und Bronius Pundzias angelegt. Im Jahr 1928 wurde im Garten das Freiheitsdenkmal enthüllt, und in seiner Nähe wurde das Grabmal des unbekannten Soldaten errichtet, das später als Altar des Vaterlandes bekannt wurde. Die Kapelle von Vytautas dem Großen und die Krypta der Gefallenen, die von Mstislav Dobużyński entworfen wurden, sind ebenfalls wichtige Elemente des Komplexes. Die Symbolik der für den Bau und die Skulpturen verwendeten Materialien, wie z. B. das Metall von Patronenhülsen, betonte die Verbindung zwischen der Erinnerung an die Schlacht und der Idee des nationalen Opfers.
Das Museum auf einer Postkarte aus den 1930er Jahren und die gleiche Ansicht heute. Foto von Laurynas Mar, CC BY-SA 4.0, über Wikimedia Commons und Google Maps
Das Schicksal von Vytauto Didžiojo karo muziejus während der Kriege und der Besatzung
Während des Zweiten Weltkriegs änderte das Museum mehrmals seinen Namen und die Art seiner Aktivitäten, je nach der aktuellen Regierung. Während der sowjetischen Besatzung wurden Denkmäler und nationale Symbole entfernt, und ein Teil der Sammlungen wurde zerstört oder verstreut. Die Freiheitsstatue und das Grabmal des Unbekannten Soldaten wurden durch Objekte ersetzt, die der sowjetischen Ideologie entsprachen. Nach der Wiederherstellung der Unabhängigkeit im Jahr 1990 wurde der ursprüngliche Name des Museums wiederhergestellt und sein historisches Erscheinungsbild rekonstruiert. Zwischen 1988 und 1991 wurden der Garten rekonstruiert und die Denkmäler der Nationalhelden restauriert. Im Jahr 1998 wurde die Krypta der für die Freiheit Gefallenen restauriert, und 2015 wurde die Kupferskulptur des „Soldaten von Altlitauen“ im Museumsturm rekonstruiert.
Das Kriegsmuseum Vytautas Magnus heute
Heute ist das Kriegsmuseum in Kaunas eine Einrichtung des litauischen Verteidigungsministeriums. Es verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Waffen, Dokumenten, Fotografien und Kunstwerken. Außerdem beherbergt es Erinnerungsstücke an die Flieger der „Lituanica“, Sammlungen zum Partisanenkampf und eine umfangreiche numismatische Sammlung. Die wissenschaftliche Bibliothek des Museums umfasst etwa 15 000 Publikationen, von denen die älteste aus dem frühen 17. Jahrhundert stammt. Das Museumsgebäude und seine Umgebung wurden in die Liste der geschützten Kulturdenkmäler aufgenommen und gelten als eine der wichtigsten architektonischen Leistungen der Zwischenkriegszeit in Kaunas. Seine beeindruckende Form, sein Symbolcharakter und seine reiche Geschichte machen es zu einem zentralen Ort der litauischen nationalen Identität.
Quelle: vdkaromuziejus.lt, visit.kaunas.lt
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