Fast ein Jahrhundert alt. Der Bahnhof in Zbąszyń nach der Metamorphose

Der Bahnhof in Zbąszyń, im Westen Großpolens gelegen, wurde umgebaut. Es handelt sich um ein großes Gebäude, das nun die historische Architektur mit modernen Standards verbindet. Der Abschluss der Arbeiten wurde von der Firma PKP S.A. bekannt gegeben.

Das Bahnhofsgebäude in Zbąszyń wurde zwischen 1927 und 1929 nach einem Entwurf des Architekten Adolf Piller gebaut, der Professor an der Staatlichen Bauschule in Poznań und zuvor Stadtarchitekt in Lemberg war. Der Bau des Gebäudes stand in direktem Zusammenhang mit der Neugestaltung der polnischen Grenzen nach dem Ersten Weltkrieg – Zbąszyń wurde zur Grenzstadt zur Weimarer Republik. Im Rahmen des Aufbaus der Identität und des Prestiges des jungen Staates spielte der moderne, repräsentative Bahnhof eine große Rolle. Seine Imagefunktion war besonders wichtig, denn er war oft der erste Kontakt der Besucher mit dem Territorium der Republik. Sein Bau wurde auch durch die Allgemeine Landesausstellung in Poznań im Jahr 1929 inspiriert, die die Errungenschaften von 10 Jahren unabhängigem Polen präsentierte. Einige Kilometer weiter, bereits auf deutscher Seite, befand sich der neue Eisenbahnknotenpunkt Neu Bentschen (das heutige Zbąszynek). Das Erscheinungsbild der beiden Grenzbahnhöfe auf deutscher und polnischer Seite war auch aus Imagegründen wichtig.

Umfassende Modernisierung mit Respekt vor der Vergangenheit

Der Bahnhof in Zbąszyń wurde mit einem Kostenaufwand von fast 42,45 Mio. PLN umgebaut. Die Fassade des Gebäudes wurde restauriert, einschließlich des markanten, etwa 25 Meter hohen Turms mit dem polnischen Wappen, der von den Bahnsteigen aus sichtbar ist. Auch die Fenster- und Türschreinerei wurde erneuert, und das Gebäude erhielt eine Beleuchtung, die seinen modernistischen Charakter unterstreicht.

Der Bahnhof im Jahr 1930:

Foto Blompl, wikimedia.org, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Das Innere des Bahnhofs wurde einer umfassenden Renovierung unterzogen. Im Erdgeschoss befindet sich ein moderner Raum für die Dienstleistungen der Reisenden – ein Warteraum mit neuen Bänken, Fahrkartenschalter der Großpolnischen Eisenbahn, elektronische Informationstafeln, ein Sprachinformationssystem und Toiletten. Außerdem wird es Platz für Getränke- und Snackautomaten, einen Fahrkartenautomaten und eine Telefonladestation geben.

In anderen Teilen des Gebäudes sind Geschäftsräume und Räume für lokale Sport- und Freizeitinitiativen vorgesehen. Interessanterweise umfasst die Bahnhofshalle auch einen speziellen Raum für die Unterbringung von Fahrrädern mit einem Zugang von den Bahnsteigen aus – eine innovative Lösung, die es in Polen bei Bahngebäuden noch nie gegeben hat.

Barrierefreiheit und Sicherheit

Die Modernisierung umfasste auch die Anpassung des Gebäudes an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und eingeschränkter Mobilität. Es wurden Leitwege für Blinde und Sehbehinderte, Beschilderungen in Blindenschrift und zwei Aufzüge installiert. Die Sicherheit wurde durch den Einbau von Überwachungssystemen, Zugangskontrollen, Einbruchs- und Überfallalarmen sowie Brandschutzmaßnahmen erhöht. Auch die unmittelbare Umgebung des Bahnhofs wurde umgestaltet: neue Pflasterung und Landschaftsgestaltung, Abriss von überflüssigen Nebengebäuden und Garagen, um einen ästhetischeren und funktionelleren Raum zu schaffen.

Ein regionaler Knotenpunkt mit Potenzial

Der Bahnhof in Zbąszyń bedient täglich rund 70 Züge, darunter Fern- und Regionalverbindungen. Sieben Intercity-Züge der PKP fahren vom Bahnhof ab, darunter solche nach Warschau, Poznań, Szczecin, Świnoujście, Gorzów Wielkopolski und Zielona Góra. Viele weitere Züge halten im nahe gelegenen Zbąszynek, darunter auch internationale Züge, die zwischen Polen und Deutschland verkehren (Züge von Warschau und der Dreistadt nach Berlin).

Der Bahnhof von Zbąszynek ist ein Beispiel für eine gelungene Kombination aus Geschichte und Moderne – er erfüllt nicht nur die Rolle des Verkehrs, sondern schafft auch die Identität des Ortes und seiner Einwohner, indem er einen funktionalen, freundlichen und für unterschiedliche Bedürfnisse offenen Raum bietet. Es ist eine Investition, die beweist, dass Modernität nicht bedeuten muss, dass das Erbe aufgegeben wird – im Gegenteil, es kann eine Fortsetzung davon sein.

Zum Schluss noch ein Blick in die Geschichte. Ende Oktober 1938 wurden etwa 9.000 Juden polnischer Herkunft, die von der Gestapo im Rahmen der so genannten Polenaktion aus dem Gebiet des Dritten Reiches deportiert worden waren, mit Zügen zum Bahnhof in Zbąszyń gebracht. Diesen Menschen wurde auf der Grundlage eines seit dem Frühjahr desselben Jahres geltenden Gesetzes die polnische Staatsbürgerschaft aberkannt, und sie wurden gleichzeitig gezwungen, Deutschland zu verlassen. Etwa 6 000 von ihnen wurden in ein provisorisches Durchgangslager in und um Zbąszyń gebracht, das in ehemaligen Kavalleriekasernen, Ställen und einer stillgelegten Mühle eingerichtet wurde. Im Laufe der Zeit verringerte sich die Zahl der Insassen des Lagers allmählich.

quelle: PKP S.A.

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