Praga-Północ, einer der ältesten und stimmungsvollsten Stadtteile Warschaus, feierte kürzlich seinen 377. Aus diesem Anlass wurde an einem symbolträchtigen Ort – dem ehemaligen Bärengehege an der Solidarności-Allee – eine einzigartige Kunstinstallation mit dem Titel „Die Insel vom Vortag“ geschaffen, die aus gläsernen Kaktuspflanzen besteht. Das Projekt wurde dank der Zusammenarbeit zwischen dem Museum des Warschauer Stadtteils Praga und dem Bezirksamt Praga-Północ realisiert, und seine Autorin ist Viola Plaga-Głowacka. Die Bauelemente wurden Natalia Glowacka und Robert Malysz anvertraut, während die Glaselemente vom Glasstudio von Maciej Rafalski hergestellt wurden.
Bärengehege in Praga
Das Bärengehege an der Solidarności-Allee in Warschau wurde Anfang der 1950er Jahre auf Initiative der Stadt als Ergänzung zur W-Z-Route und als Schaufenster für den Zoo der Hauptstadt angelegt. Die ersten Bewohner waren die Bären „Teddy“ und „Elka“. Nach 2000 beherbergte das Gehege die Weibchen „Tatra“, „Turnia“ und das Männchen „Mirage“. Im Jahr 2016 wurden dank des städtischen Budgets eine Kaskade und weitere Grünflächen hinzugefügt. Ein Jahr später wurde am Gebäude in der Floriańska-Straße 14 die Wandmalerei „Bei den Teddybären“ angebracht. am 26. Mai 2021 wurden die Bären „Sabina“ und „Little“ nach einem erneuten Übergriff durch einen Unbefugten in den Zoo gebracht. Seitdem steht das Gehege leer und wird für künstlerische Veranstaltungen genutzt.
„Insel des vergangenen Tages“ – die Bedeutung der Installation
Die jährliche Feier des Prager Geburtstags bezieht sich auf das Datum des 10. Februar 1648, an dem der Bezirk die Stadtrechte erhielt. Ziel der Installation war es, das künstlerische Schaufenster an einem Ort von außergewöhnlicher historischer und kultureller Bedeutung zu schaffen. Das ehemalige Bärengehege ist eines der ikonischen Symbole des Viertels, das einst Bewohner und Touristen anzog. „Previous Day’s Island“ schlägt eine Brücke zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Veränderungen im städtischen Raum und deren Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaft. Eines der Schlüsselelemente der Installation sind nachts beleuchtete Glasskulpturen, die an Kaktuspflanzen erinnern. Sie symbolisieren die Kraft des Überlebens und der Unerschütterlichkeit, was im Kontext der dynamischen Veränderungen, die Praga-Północ durchläuft, von besonderer Bedeutung ist. Die Kakteen, die die Fähigkeit entwickelt haben, unter extremen Bedingungen zu leben, sind zu einer Metapher für Ausdauer und Anpassung an die raue städtische Realität geworden.
Recycling in der zeitgenössischen Kunst
Die für die Installation verwendeten Materialien wurden nicht zufällig ausgewählt. Die Glaselemente wurden aus geschmolzenen Glasflaschen hergestellt, die auf den Straßen Prags gefunden wurden, was ihnen einen zusätzlichen Kontext verleiht. Jedes Glasfragment war, bevor es im Atelier von Maciej Rafalski in den Schmelzofen wanderte, Teil der Prager Landschaft und Zeuge des alltäglichen Lebens in diesem Viertel. Die Metall- und Holzelemente der Struktur stammen ebenfalls aus recycelten Materialien, was die Idee der Wiederverwendung von Rohstoffen in der zeitgenössischen Kunst noch unterstreicht.
die „Insel des vergangenen Tages“ als Polemikgegen die Vision einer zeitgenössischen Metropole
Das Projekt „Insel des vorigen Tages“ ist sowohl eine künstlerische Installation als auch eine Form der Reflexion über die zeitgenössische Stadt und ihre Veränderungen. Viola beobachtet seit Jahren, wie sich Prag-Nord unter dem Einfluss von neuen Investitionen und dem Gentrifizierungsprozess verändert. Die Installation ist Ausdruck eines künstlerischen Dialogs mit der utopischen Vision der modernen Metropole, die oft das Wesentliche der lokalen Identität und Kultur übersieht. Obwohl sich Praga-Północ ständig weiterentwickelt, darf es seine Geschichte und seinen einzigartigen Charakter nicht vergessen. Die Installation soll nicht nur ästhetisches Vergnügen wecken, sondern auch zum Nachdenken über den Platz der Kunst im öffentlichen Raum und über die Auswirkungen der heutigen Konsumwelt auf kulturelle und künstlerische Werte anregen.
Neuer Raum für Kunst in Wola
Das Projekt von Viola Plaga-Głowska ist auch Teil der Aktivitäten des neu eingerichteten Galerieraums „63 Galery“ in der Wileńska-Straße 63. Dort befassen sich Künstler mit der Frage der Präsenz von Kunst im städtischen Raum und ihrer Beziehung zu der sich dynamisch verändernden Struktur Warschaus. Die Diskussion über die Rolle der Kunst im städtischen Ballungsraum wird immer aktueller, und die „Insel des vergangenen Tages“ ist ein Beispiel dafür, wie künstlerische Aktivitäten den öffentlichen Raum beleben und gestalten können.
Konzept und Umsetzung des Projekts: Viola Plaga-Glowacka (instagram: glowackaviola, 63_galery)
Herstellung der Bauelemente (Metall und Holz): Natalia Glowacka (instagram: netlikk) und Robert Malysz (instagram: chlopakizlasu)
Glaselemente: Maciej Rafalski Glaswerkstatt (instagram: maciejrafalski_glassproject)
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