Die Grundtvig-Kirche im Kopenhagener Stadtteil Bispebjerg ist ein bemerkenswertes Beispiel für expressionistische Kirchenarchitektur. Sie wurde nach dem dänischen Philosophen, Seelsorger und Dichter N.F.S. Grundtvig benannt und ist eine der markantesten und bekanntesten Sehenswürdigkeiten der dänischen Hauptstadt.
Der Entwurf der Kirche wurde 1913 im Rahmen eines Wettbewerbs ausgewählt, den der dänische Architekt Peder Vilhelm Jensen-Klint gewann. Obwohl der Grundstein erst nach dem Ersten Weltkrieg, am 8. September 1921, gelegt wurde, erfolgte der Bau des Hauptteils der Kirche zwischen 1921 und 1926. 1927 fand die Einweihungsfeier statt, bei der der markante Turm fertiggestellt wurde. Die Arbeiten am Innenraum dauerten bis 1940 und wurden nach dem Tod des Vaters 1930 von Jensen-Klints Sohn Kaare Klint fortgesetzt. Die Grundtvig-Kirche ist von einer Wohnsiedlung umgeben, die ebenfalls von Jensen-Klint entworfen wurde. Diese Gebäude aus gelbem Backstein harmonieren mit der Architektur der Kirche und bilden ein kohärentes Ganzes.
Bau, 1926. Foto: https://steinwart.dk/grundtvigs-kirke-under-opforelse-pa-bispebjerg-bakke-1926/
Die Architektur der Grundtvig-Kirche ist eine Synthese aus verschiedenen Stilen. Jensen-Klint ließ sich von den traditionellen dänischen Landkirchen inspirieren, insbesondere von denen auf der Insel Seeland, die durch Stufengiebel gekennzeichnet sind. In seinem Entwurf kombinierte er diese traditionellen Elemente mit modernen geometrischen Formen, die für den Backsteinexpressionismus charakteristisch sind, und einer gotischen Vertikale. Das auffälligste Element der Kirche ist ihre Westfassade, die an eine riesige Kirchenorgel erinnert. Der dominante, 49 Meter hohe Turm, der von Stufengiebeln gekrönt wird, verleiht dem Gebäude ein imposantes Aussehen, das in den Himmel ragt. Der untere Teil des Turms ist geometrisch aufgebaut, während die oberen Teile wellenförmig zu sein scheinen und eine einheitliche, dynamische Oberfläche bilden.
Jan Rasmussen, Public domain, via Wikimedia Commons
Das Innere der Kirche ist trotz seiner gotischen Proportionen von einem minimalistischen Stil geprägt, bei dem der Schwerpunkt eindeutig auf Raum und Licht liegt. Hohe Gewölbe, spitze Arkaden und gerippte Kreuzgewölbe betonen die für die gotische Architektur typische Vertikalität, aber die Verwendung von gelbem Backstein und das Fehlen von Verzierungen verleihen dem Innenraum einen modernen Charakter. Der Innenraum der Kirche bietet Platz für etwa 1.440 Personen und ist damit eines der größten religiösen Gebäude in Kopenhagen. Für den Bau der Kirche wurden etwa fünf Millionen gelbe Ziegelsteine verwendet, was typisch für die dänische Architektur ist.
Die Grundtvig-Kirche hat zwei Orgeln. Die kleinere Orgel, die sich an der Nordseite des Kirchenschiffs befindet, wurde 1940 gebaut. Die größere, 1965 erbaute Orgel befindet sich am westlichen Ende des Kirchenschiffs. Die größte der Pfeifen misst 11 Meter und ist damit die längste Orgelpfeife Skandinaviens. Das Gotteshaus ist das Herzstück eines Wohngebiets, das aus symmetrisch angeordneten Gebäuden auf beiden Seiten der Kirche besteht. In diesen von Jensen-Klint entworfenen Gebäuden sind Gemeindehäuser und Wohnungen untergebracht. Eine lange Allee führt zur Kirche hinauf und bildet eine malerische, an die barocke Stadtplanung erinnernde Achse.
seier seier, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons
Heute ist die Grundtvig-Kirche das ganze Jahr über für die Öffentlichkeit zugänglich, nicht nur während der Gottesdienste. Regelmäßig finden hier Orgelkonzerte statt, bei denen die mächtige Marcussen-Orgel zum Einsatz kommt. Die Kopenhagener Kirche ist nicht nur ein Gotteshaus, sondern auch ein Architekturdenkmal, das durch seine Form beeindruckt. Das Gebäude verbindet Tradition und Moderne zu einem einzigartigen sakralen Kunstwerk.
Quelle: visitcopenhagen.de, archdaily.de
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