Das Mietshaus in der Wieniawskiego-Straße 21/23 in Poznań erregt seit langem die Aufmerksamkeit der Einwohner der Stadt. Dieses imposante Gebäude aus dem Jahr 1904 stand seit Jahren leer und sein technischer Zustand hatte sich systematisch verschlechtert. Dennoch galt es aufgrund seiner einzigartigen Architektur als eines der schönsten Gebäude in diesem Teil der Stadt. Angesichts des fortschreitenden Verfalls war es unmöglich, nicht zu bemerken, wie sehr das Potenzial des Ortes vergeudet wurde. Heute ist die restaurierte Villa eine Augenweide, und ihre Innenräume wurden für die Nutzung durch das Institut für Bioorganische Chemie der Polnischen Akademie der Wissenschaften hergerichtet.
Ein neues Kapitel in der Geschichte des Gebäudes begann vor fast einem Jahrzehnt, als das Institut für Bioorganische Chemie der Polnischen Akademie der Wissenschaften (ICHB PAN) das Gebäude von der Stadtverwaltung Poznań erwarb. Das Institut hatte den ehrgeizigen Plan, das vernachlässigte Mietshaus in moderne Laboratorien umzuwandeln. Dies erforderte jedoch einen enormen Geldbetrag für eine umfassende Renovierung, da der technische Zustand des Gebäudes sehr zu wünschen übrig ließ. Nach mehreren Jahren sorgfältiger Vorbereitung wurde eine Ausschreibung für die Durchführung der Sanierung nach der Formel “Design and Build” veröffentlicht. Den Zuschlag erhielt DEMIURG, ein Unternehmen mit umfassender Erfahrung in der Renovierung und Sanierung historischer städtischer Gebäude wie der Städtischen Galerie Arsenal oder der Kinder unter der Sonne.
Die restaurierte Villa. Foto: Maciej Lulko
Das Projektteam stand vor der schwierigen Aufgabe, moderne Forschungsfunktionen in ein fast 120 Jahre altes Gebäude zu integrieren. Eine zusätzliche Herausforderung war der Beginn der Arbeiten während der Pandemie im Jahr 2021, was das Projekt noch viel schwieriger machte. Als größte Herausforderung erwies sich jedoch die Integration der für den Betrieb der Labors erforderlichen modernen Anlagen in die historische Struktur des Gebäudes. Katarzyna Kulinska, Vertragsmanagerin bei DEMIURG, betont, dass ein wesentlicher Aspekt des gesamten Prozesses darin bestand, ein Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne zu wahren. Die Zusammenarbeit mit dem städtischen Denkmalpfleger in Poznań war unabdingbar, um sicherzustellen, dass jede Maßnahme den Anforderungen des Denkmalschutzes entsprach. So konnte der ursprüngliche Charakter des Gebäudes bewahrt und gleichzeitig moderne Laborfunktionen eingeführt werden, wodurch das Gebäude zu einem der wenigen seiner Art in Polen und sogar in Europa wurde.
Das Gebäude vor und nach der Renovierung. Fotos: Tomasz Hejna LAGOMphoto
Das monumentale Gebäude, das mit architektonischen Details wie Buntglasfenstern, Luxusglas, Rosetten, Facetten und reich verzierten Balustraden aufwartet, wurde sorgfältig restauriert. Die Elemente, die nicht gerettet werden konnten, wurden nach dem ursprünglichen Entwurf rekonstruiert. Die Restaurierungsarbeiten erstreckten sich auch auf die Treppenhäuser, in denen die wunderschönen polychromen Dekorationsmalereien erhalten geblieben sind und nun in ihrer vollen Pracht bewundert werden können. Die Außentüren und einige Innentüren wurden ebenfalls renoviert. Besonderes Augenmerk wurde auf Details wie die Messinggriffe an den Türen und Fenstern gelegt, die ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte des Gebäudes sind. Ein Beispiel für die harmonische Verbindung von Tradition und Moderne sind die Bäder, die nach den neuesten Trends gestaltet wurden und Ästhetik, Funktionalität und technische Anforderungen vereinen. Außerdem wurde das Gebäude durch den Einbau eines verglasten Außenaufzugsschachts an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen angepasst.
Foto von Szymon Kavka
Auch die Ästhetik war ein wichtiger Faktor bei der Gestaltung der Abfallentsorgungslösungen. Anstelle der herkömmlichen Mülleimer wurden ästhetisch ansprechende, unauffällige Kioske neben dem Gebäude installiert, deren Behälter sich unterirdisch befinden. In den Labors und in einigen Räumen wurde auf herkömmliche Heizkörper verzichtet und stattdessen ein Gebläsekonvektor unter der Decke installiert, der für eine effiziente Beheizung sorgt. Das Gebäude ist außerdem mit einem hochmodernen Zugangskontrollsystem und einer Videoüberwachung ausgestattet, die Sicherheit und Überwachung auf höchstem Niveau gewährleisten. Die Außenfassade des Gebäudes wurde sorgfältig restauriert, und alle Stuckdetails, einschließlich der Balustraden, wurden renoviert und auf den neuesten technischen Stand gebracht. Das gesamte Gebäude wird von einem hohen Mansarddach mit Türmchen und Türmchen gekrönt, was dem Gebäude einen einzigartigen Charakter verleiht.
Das Jahr 2014 und die restaurierte Villa heute. Fotos: Tomasz Hejna LAGOMphoto
Radosław Piechnik, Bauleiter, betont, dass es eine große Herausforderung war, solch moderne Räume in einem historischen Gebäude zu realisieren. Es galt, Tradition und fortschrittliche Technik in Einklang zu bringen und dabei die wertvollsten historischen Elemente zu erhalten. Die Lage des Stadthauses im Stadtzentrum erschwerte die Arbeit zusätzlich, da die Baustelle sehr beengt war und die Lieferungen sorgfältig geplant und mit kleineren Fahrzeugen durchgeführt werden mussten. am 3. September 2024 wurde das Zentrum für Innovation und soziale Bildung (CIES) des Instituts für Bioorganische Chemie PAS in einer renovierten Villa in der Wieniawskiego-Straße 21/23 in Poznań offiziell eröffnet. Moderne Labore, Schulungsräume und ein Gründerzentrum bieten nun einen einzigartigen Raum, der reiche Geschichte mit Modernität verbindet.
Foto von Szymon Kavka
Das Zentrum für Innovation und Sozialpädagogik (CIES) umfasst derzeit drei Schlüsselelemente. Das erste sind die fortschrittlichen Technologieplattformen, die nicht nur auf nationaler, sondern oft auch auf europäischer Ebene herausragend sind. Sie wurden im Rahmen von ehrgeizigen Infrastrukturprojekten des Instituts für Bioorganische Chemie der Polnischen Akademie der Wissenschaften geschaffen. Ein weiteres wichtiges Element ist das Gründerzentrum, das aus drei separaten Modulen besteht, die ein Labor und ein kleines Büro umfassen. Diese Module werden für einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt, die Ideen für die Kommerzialisierung ihrer Forschungsergebnisse haben. Der letzte wichtige Teil des CIES ist das Gemeinschaftsbildungszentrum. Ausgestattet mit hochmodernen Hörsälen und Demonstrationslabors ermöglicht es jungen Wissenschaftlern, Studenten und Schülern, praktische Einblicke in moderne Forschungsmethoden und den Arbeitsalltag von Wissenschaftlern zu gewinnen. Dank der Bemühungen vieler Menschen ist die restaurierte Villa in der Wieniawskiego-Straße nicht nur ein schönes Denkmal, sondern auch ein modernes Wissenschafts- und Bildungszentrum geworden.
Die Villa vor und nach der Renovierung. Fotos: Tomasz Hejna LAGOMphoto
Investor: Institut für Bioorganische Chemie, Polnische Akademie der Wissenschaften
Planer und Generalunternehmer: DEMIURG
Lesen Sie auch: Architektur in Polen | Poznan | Mietshaus | Renovierung | Interessante Fakten | whiteMAD auf Instagram