Osiedle Jazdów
Fot. Panek, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Jazdów-Siedlung in Warschau – eine einzigartige Kolonie sogenannter finnischer Häuser im Herzen der Stadt

Die Jazdów-Siedlung in Warschau ist eine einzigartige Kolonie von Familienhäusern aus Holz, die 1945 gegründet wurde und noch heute im Herzen der Stadt existiert. Der Komplex aus 90 so genannten „finnischen Häusern“ wurde als erste Nachkriegssiedlung in der Hauptstadt errichtet. Die kleinen Gebäude stammen aus den Kriegsreparationen, die Finnland nach dem Zweiten Weltkrieg an die Sowjetunion zahlen musste. Heute dienen sie hauptsächlich als Sitz verschiedener Organisationen und Wohneinrichtungen. Kürzlich sind neue Pläne für ihre Nutzung aufgetaucht, die breite Empörung und Widerstand hervorgerufen haben.

Die leichten, vorgefertigten Holzhäuser, die Teil der Kolonie waren, gehörten zum ersten Hilfspaket der Sowjetunion für die zerstörte Stadt. Im März 1945 erhielt Warschau 407 Gebäude mit 503 Wohnungen und 1.280 Zimmern geschenkt. Ihre Montage begann am 24. März 1945.

1945, Montage der Häuser. Foto: Sechs-Jahres-Plan für den Wiederaufbau Warschaus

Die Siedlung mit 90 finnischen Häusern wurde für das Personal des Büros für den Wiederaufbau des Kapitals (BOS) gebaut. Sie wurde am Weichselufer auf dem Gelände des 1944 teilweise zerstörten Ujazdowski-Krankenhauses zwischen dem Sejm-Komplex, dem Park und dem Ujazdowski-Schloss errichtet. Von den 90 versprochenen Häusern wurden schließlich 40 an die BOS vergeben, die übrigen an die Mitarbeiter der Sozialen Baugesellschaft. Die Übergabe der Gebäude an die Mieter erfolgte Anfang August 1945. Sie beherbergten u. a. Adolf Ciborowski, Alfred Funkiewicz, Maciej Nowicki und Zygmunt Skibniewski. Später zogen auch Künstler ein, darunter Maria Czubaszek, Barbara Wrzesińska und Jonasz Kofta.

Das Gut Jazdów im Februar 1947. Foto: Polnische Nationalbibliothek

Auf dem Gut wurden zwei Arten von Häusern errichtet. Die kleineren waren 72 m² groß und hatten drei Zimmer, während die größeren 80 m² groß waren und vier Zimmer hatten. Jedes Haus hatte einen kleinen Keller und einen kleinen Dachboden. Es gab Strom und die Bewohner bezogen ihr Wasser aus dem Brunnen des Anwesens. Später wurde in der ehemaligen Leichenhalle des Ujazdowski-Krankenhauses ein Badehaus mit Duschen und Bädern eingerichtet.

Die Siedlung Jazdów in den Jahren 1945 und 2021. Foto: mapa.um.warszawa.pl

Im Jahr 2011 ergriff der Bürgermeister des Śródmieście-Bezirks, Wojciech Bartelski, Maßnahmen, um die Häuser zu entfernen, da sie mit einem so prestigeträchtigen Standort wie dem Viertel der Botschaften, dem Sejm, dem Ujazdowski-Park und der Trasa Łazienkowska nicht vereinbar seien. Damals wurden sie von Anwohnern besetzt. Es blieb nicht ohne Proteste. Vier der Gebäude wurden abgerissen, doch schon bald beschlossen die Bezirksbehörden, dass die Siedlung erhalten bleiben sollte, allerdings in einer leicht veränderten Form – einige der Häuser blieben bewohnt, während andere für kulturelle und soziale Zwecke genutzt wurden. Außerdem wurden sie unter Schutz gestellt.

Foto Panek, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Im April 2017 wurde die städtebauliche Anlage der Siedlung Jazdów in das städtische Denkmalregister eingetragen. Drei Gebäude sind einzeln geschützt: in Jazdów 5A und Jazdów 8 (Metsäkoto-Modelle) und Jazdów 10 (Päiväkoto-Modell). Von den 26 erhaltenen Häusern sind derzeit einige bewohnt. Die anderen werden vom Bezirksamt Śródmieście verschiedenen Organisationen zur Verfügung gestellt.

Foto von Adrian Grycuk, CC BY-SA 3.0 PL, via Wikimedia Commons

Anfang dieses Jahres kursierte in den Medien die Nachricht, dass der durchgesickerte Entwurf des Bebauungsplans für das Gebiet des Ujazdowski-Parks darauf hindeutet, dass die berühmte Wohnsiedlung keine Wohnfunktion mehr haben wird. Es wurde darauf hingewiesen, dass die grundlegende Nutzung des Gebiets, in dem die finnischen Häuser stehen, öffentliche Dienstleistungen in den Bereichen Kultur, Verwaltung, Bildung oder Wissenschaft sein sollen. Auch eine gastronomische Nutzung ist zulässig.

Dies gefiel vor allem den Aktivisten der Vereinigung Otwarty Jazdów nicht, die sich für die Beibehaltung der derzeitigen Nutzung der Gebäude, einschließlich der Wohnnutzung, einsetzen. Die Aktivisten befürchten auch eine Zerstörung des Charakters des Ortes. Die Angelegenheit bleibt vorerst ungelöst und offen.

Quelle: culture.pl, tvn24.pl

Lesen Sie auch: Architektur in Polen | Warschau | Siedlung | Stadtplanung | Geschichte | Interessante Fakten | Holz

BESTSELLERY W NASZYM SKLEPIE

przesuń i zobacz więcej