Die Kirche am Hohenzollernplatz ist eine evangelische Kirche im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Das Gebäude gilt als führendes Beispiel für den Backsteinexpressionismus und ist ein Zeugnis für die außergewöhnliche Qualität der Kirchenarchitektur in Berlin. Der Name der Kirche, der sich von dem Platz ableitet, auf dem sie steht, war ursprünglich als Provisorium gedacht, wurde aber schließlich dauerhaft.
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts nahm die Zahl der Neubürger in der Gemeinde stark zu, so dass die vorhandenen drei Kirchen für die wachsende evangelische Gemeinde Wilmersdorfs nicht mehr ausreichten. Im Jahr 1927 beschloss die wohlhabende Gemeinde, eine neue Kirche zu bauen. Den Wettbewerb für den Entwurf der Kirche gewann das Hamburger Büro Fritz Höger mit einem Entwurf des Architekten Ossip Klarwein, dessen Konzept von Höger teilweise modifiziert wurde. Klarwein zog kurz vor Baubeginn nach Berlin, um das Projekt persönlich zu betreuen. Die Bauarbeiten wurden ab 1930 fortgesetzt, und am 19. März 1933 wurde die Kirche offiziell eröffnet. Kurz nach der Fertigstellung emigrierte Klarwein mit seiner Familie nach Palästina, um der Verfolgung der deutschen Juden durch die Nationalsozialisten zu entgehen.
1935. Foto von Carl Dransfeld † 1941-11-09, gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Der extreme Modernismus des Entwurfs war bereits vor Baubeginn Gegenstand vieler Diskussionen. Die Grundstruktur der Kirche besteht aus einem Betonskelett, auf dem die Wände ruhen. Die Fassade ist mit in Pilastern angeordneten Ziegeln, halbzylindrischen Strukturen zu beiden Seiten des Eingangs, wo sich die Treppen befinden, und einem hohen, schlanken Glockenturm verziert. Das grünliche Kupferdach kontrastiert mit dem dunkelroten Backstein. Das Eingangsportal ist mit auffälligen, kreuzförmig angeordneten Mosaiken verziert. Das riesige Kirchenschiff besteht aus 13 gewölbten Stahlbetonbalken. Vom Westeingang aus betrachtet, erwecken die Joche den Eindruck, sich nach Osten hin zu verjüngen. Das Innere der Kirche erinnert trotz seiner Modernität an die monumentale Gotik, was ihr einen einzigartigen Charakter verleiht. Diese Merkmale haben der Kirche den Beinamen Kraftwerk Gottes eingebracht. Neben der Kirche wurden ein Pfarrhaus und ein Gemeindehaus gebaut.
Gunnar Klack, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Die Kirche am Hohenzollernplatz wurde bei der Bombardierung Berlins durch die Alliierten im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und brannte am 22. November 1943 nieder. Nach dem Krieg erfolgte ein schrittweiser Wiederaufbau, der 1965 abgeschlossen wurde. In den Jahren 1990-91 führte der Architekt Gerhard Schlotter die Restaurierung und den Wiederaufbau durch und verwandelte die Kirche in einen Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst. Schlotter stellte auch die ursprüngliche Farbgebung des Betsaals vor der Zerstörung wieder her. Der Maler und Kunstprofessor Hermann Sandkuhl schuf die dekorativen Sgraffiti, die die äußeren Nischen zwischen den Backsteinpfeilern schmückten. Leider wurden sie alle 1943 zerstört. Auch der Tympanonschmuck von Erich Waske, der die Bergpredigt darstellt, ist verloren gegangen. Der Betsaal wird durch ein dreifach hohes Fenster erhellt, dessen Original ebenfalls bei den Bombenangriffen zerstört wurde. Im Jahr 1962 entwarf Sigmund Hahn ein neues Glasfenster, und in den 1990er Jahren fügte Achim Freyer farbige Fenster an den Seiten des Hauptschiffs hinzu. Dies verleiht dem Innenraum einen ungewöhnlichen, farbenprächtigen Charakter.
Der originale Taufstein aus Klinkersteinen von Höger hat den Krieg unversehrt überstanden. Die Kirche beherbergt auch eine abstrakte Engelsskulptur von Regina Roskoden, eine Druckgrafik von Max Pechstein und ein Gemälde der Kreuzigung von Hermann Krauth. Dank der großzügigen Spenden der Gemeindemitglieder konnte eine neue Orgel angeschafft werden, die von der Firma E. Kemper & Sohn, die nach 1965 eingebaut wurde. Seit 1987 finden in der Kirche zweimal im Jahr Ausstellungen zeitgenössischer Kunst statt. Die Kunst spielt im Leben der Gemeinde eine wichtige Rolle, was sich auch in den Themen der Gottesdienste widerspiegelt. 1991 modernisierte die Orgelbaufirma Sauer die Kemper-Orgel, die regelmäßig bei Gottesdiensten und Konzerten eingesetzt wird. Seit November 2008 findet jeden Samstag um 12:00 Uhr der „NoonSong“ statt, eine 30-minütige Liturgie, gesungen vom professionellen Vokalensemble Sirventes Berlin, die Hunderte von Zuhörern anzieht.
Quelle: berlin.de, vielfaltdermoderne.de
Lesen Sie auch: Architektur | Kirchenarchitektur | Baudenkmal | Deutschland | Berlin | Backstein