Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus ist ein einzigartiges Regierungsgebäude am Ufer der Spree im Herzen Berlins, in unmittelbarer Nähe zu anderen wichtigen staatlichen Einrichtungen wie dem Reichstagsgebäude und dem Bundeskanzleramt. Das Gebäude ist Teil des symbolträchtigen architektonischen Ensembles „Band des Bundes“, dessen Idee es ist, die ehemaligen Teile des geteilten Berlins zu vereinen. Seine Namensgeberin, Marie-Elisabeth Lüders (1878-1966), war eine Pionierin der deutschen Politik – sie war die erste Frau im Land, die einen Doktortitel in Politikwissenschaft erwarb und sich für Frauenrechte und Sozialreformen einsetzte.
Das 2003 eröffnete Gebäude wurde von dem deutschen Architekten Stephan Braunfels entworfen. Er gewann 1993 einen Wettbewerb für die Gestaltung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses und des benachbarten Paul-Löbe-Hauses. Seine Vision überzeugte die Jury mit einem unverwechselbaren und modernen Design, das den demokratischen Charakter des Staates betont und als Vorbild für andere Gebäude in diesem Teil Berlins dient. Das Gebäude zeichnet sich durch eine schlichte, ja asketische Linienführung und eine kammartige Struktur mit offenen Höfen aus. Die Kombination aus Betonwänden und Glasfassaden ermöglicht eine optimale Belichtung der Innenräume, während die markanten Traufen dem gesamten Gebäude einen individuellen Charakter verleihen. Der 36 Meter hohe Turm dominiert die Masse des Gebäudes, und die zentrale Halle, die bis zu 1 200 Personen fassen kann, wurde für öffentliche Veranstaltungen hergerichtet. Die gläserne Rotunde, das Herzstück der Parlamentsbibliothek, befindet sich auf einer Ost-West-Achse.
Ansgar Koreng, CC BY-SA 3.0, über Wikimedia Commons
Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus ist das Informations- und Dokumentationszentrum des Bundestages. Es beherbergt die Parlamentsbibliothek, das Archiv und die Pressedokumentation – zum ersten Mal in der Geschichte sind alle diese Funktionen in einem einzigen Gebäude untergebracht. Zuvor war die Bundestagsbibliothek in acht verschiedenen Gebäuden in Bonn untergebracht. Die Bibliothek in der Rotunde, eine der größten ihrer Art weltweit, bietet Platz für 1,4 Millionen Bände und zahlreiche Zeitschriften. Der Buchbestand mit 22.000 aktuellen Publikationen ist nach den traditionellen, bis 1986 erhaltenen Fiskalkatalogen geordnet, ein Transportsystem ermöglicht die schnelle Auslieferung der Bücher an die Leser und im Untergeschoss des Gebäudes befinden sich Lagerräume. Die Rotunde wird von vier unteren Türmen erhellt, in denen die Kataloge und Archive untergebracht sind.
Manfred Brueckels, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Das Gebäude beherbergt auch die Abteilung Pressedokumentation, die seit 1999 die Parlamentarier durch die Sammlung von archivierten Presseausschnitten (23 Millionen von 1949 bis 1999) und eine umfangreiche Karikaturensammlung unterstützt. Darüber hinaus gibt es Sondersammlungen zur Arbeit des Bundestages, wie z. B. die Dokumentation von Gesetzen, Tonaufnahmen, Fotografien und Protokollen. Alle Materialien sind online verfügbar. Der Öffentliche Anhörungssaal ist ein quadratischer Raum von 290 Quadratmetern, der hauptsächlich für Anhörungen von Untersuchungsausschüssen genutzt wird. Durch die Fenster ist von hier aus das Reichstagsgebäude zu sehen, was den Ort der öffentlichen Debatte symbolisch mit dem wichtigsten Ort staatlicher Entscheidungsfindung verbindet.
Das Gebäude beherbergt nicht nur Regierungsfunktionen, sondern auch verschiedene Kunstwerke. Es beherbergt u. a. den Blauen Ring von Maurizio Nannucci, eine 80 m lange Neoninstallation, die das Gewölbe der Rotunde umkreist und auf die Spannung zwischen Freiheit und Gleichheit anspielt. Zu den Werken gehören auch ein Kreuz aus Neonbändern des Franzosen François Morellet und schwarze Rechtecke von Julia Mangold. Auf der Außentreppe über dem Spreeufer steht das symbolische Denkmal „Miracolo – L’idea di un’immagine“, eine Skulptur eines Reiters auf einem Pferd, die an die menschliche Standhaftigkeit erinnert. Außerdem befindet sich im Inneren der Rotunde ein Fragment der Berliner Mauer, das an die dramatische Teilung der Stadt erinnert. Das Gebäude ist außerdem mit Gemälden und Skulpturen zahlreicher deutscher und internationaler Künstler geschmückt, was seinen modernen und integrativen Charakter noch unterstreicht.
„Miracolo – L’idea di un’immagine“. Foto von OTFW, Berlin, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus ist nicht nur ein Gebäude mit einzigartiger Architektur, sondern auch ein Symbol für die deutsche Einheit und Offenheit. Zusammen mit den anderen Gebäuden des Föderationsbandes verbindet es die ehemals geteilten Teile Berlins und ist ein dauerhaftes Symbol für Versöhnung und eine gemeinsam gestaltete Zukunft.
Quelle: bundestag.de, berlin.de
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