André Basdevant war ein französischer Ingenieur, der drei äußerst kühne, aber auch sehr umstrittene Konzepte vorschlug. Zwei von ihnen entsprachen zwar den Modeerscheinungen der Zeit, erwiesen sich aber als völlig unpraktisch und nicht umsetzbar. Das dritte hingegen war viel bodenständiger, wenn auch für die damalige Zeit noch zu innovativ.
André Basdevant und seine spiralförmigenRampen auf dem Eiffelturm
1936 legte Basdevant einen Entwurf vor, der es Autos ermöglichen sollte, das Restaurant auf der zweiten Ebene des Eiffelturms zu erreichen. Der Plan sah vor, zwei spiralförmige Rampen aus Beton auf beiden Seiten des Bauwerks zu errichten. Jede sollte aus 10 engen Windungen bestehen, was eine schwindelerregende Fahrt von 115 Metern über dem Straßenniveau bedeutet hätte. Oben angekommen, sollten die Fahrer in einem Restaurant speisen können. Natürlich durfte in Paris der Wein nicht fehlen, was in Verbindung mit der anschließenden Talfahrt zu einem weiteren „verdrehten“ Erlebnis führen konnte. Das Projekt wurde als lächerlich empfunden und schließlich nie verwirklicht.
Drehende Landung über der Seine
Die zweite Idee von Basdevant aus dem Jahr 1938 war noch spektakulärer. Sie sah den Bau einer rotierenden Landebahn für Flugzeuge im Zentrum von Paris vor, direkt über der Seine und der Île de la Cité mit der Kathedrale Notre-Dame. Die Landebahn sollte auf zwei riesigen kreisförmigen Plattformen basieren, die von hohen wolkenkratzerartigen Türmen getragen werden. In einer Visualisierung richtete der Autor einen Aussichtspunkt im Inneren des Doppeldeckers ein, von dem aus die Landebahn durch die gekreuzten Tragseile zu sehen ist. Auch diese Idee wurde als völlig unpraktisch erachtet und verworfen.

Ärmelkanaltunnel
Basdevants drittes Konzept, ebenfalls aus dem Jahr 1938, hatte viel mehr Potenzial. Darin schlug der Ingenieur den Bau eines Tunnels unter dem Ärmelkanal vor. Der Entwurf sah eine untere Ebene für Züge mit zwei Gleisen und eine obere Ebene für Autos mit vier Fahrspuren vor. Die Idee eines Tunnels unter dem Ärmelkanal kursierte schon seit mindestens zwei Jahrhunderten, aber technische und politische Probleme verhinderten ihre Verwirklichung. Der Vorschlag von Basdevant fand jedoch so großen Anklang, dass er von der französischen Handelskammer unterstützt wurde. Die Baupläne wurden durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs unterbrochen, obwohl der Oberste Kriegsrat der Alliierten kurzzeitig die Möglichkeit eines baldigen Baubeginns in Betracht zog.
André Basdevant und weitere Pläne für den Tunnel
Nach dem Krieg legte André Basdevant sein Projekt einer französisch-britischen Kommission vor, das jedoch von den Briten aufgrund technischer Probleme im Zusammenhang mit Geologie und Belüftung abgelehnt wurde. 1958 legte der Visionär in Zusammenarbeit mit anderen Ingenieuren eine modifizierte Version des Tunnels vor, aber auch dieser Plan konnte nicht verwirklicht werden. Schließlich wurde die Unterquerung des Kanals erst viele Jahre später nach einem Alternativentwurf des Konsortiums TransManche Link gebaut. Die Eröffnung, ausschließlich für den Eisenbahnverkehr, fand 1994 statt.
Die verrückten Ideen des französischen Ingenieurs
André Basdevant ist in die Geschichte eingegangen als ein Ingenieur mit einer außergewöhnlichen Vorstellungskraft und dem Mut, kühne, wenn auch absurde Visionen zu formulieren. Seine Entwürfe, die den technischen und städtebaulichen Gegebenheiten seiner Zeit nicht gerecht werden, zeugen von seinem Ehrgeiz, den urbanen Raum auf spektakuläre und innovative Weise zu verändern. Obwohl keine seiner Ideen verwirklicht wurde, ist die Erinnerung an sie nicht gestorben – und auch das ist eine Leistung.
Quelle: worldenoughblog.de, vintagenewsdaily.de
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Die spiralförmigen Rampen des Eiffelturms und das Gebäude heute. Foto: culture.gouv.fr und Google Earth
Die rotierende Landebahn an der Seine und das heutige Zentrum von Paris. Foto: francearchives.gouv.fr und Google Earth