Modernismus mit einer volkstümlichen Seele. Das Dušan Jurkovič-Haus in Brünn ist eine Rarität

Das Haus von Dušan Jurkovič, einem bekannten Architekten und Designer, ist ein einzigartiges Werk, das Elemente des Modernismus mit Inspirationen der Volkskunst verbindet. Das Gebäude im heutigen Brünner Stadtteil Žabovřesky wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut und beeindruckt noch heute durch seine Originalität und die durchdachte Verbindung von Tradition und Moderne.

Der Architekt erwarb das Grundstück für das Haus im September 1905. Das malerisch gelegene Grundstück bot einen atemberaubenden Blick auf das Tal des Flusses Svratka und den nahe gelegenen Císařský-Wald. Damals gehörte das Grundstück zum Dorf Žabovřesky, das erst 1919 in die Stadt Brünn eingemeindet wurde.

Das Haus im Jahr 1907. Foto: Der Architekt 1907, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Der Entwurf wurde durch die innovativen Bauten von Joseph Maria Olbrich in Darmstadt und Josef Hoffmann auf der Hohen Warte in Wien inspiriert. Durch den Einsatz fortschrittlicher Techniken und einzigartiger ästhetischer Lösungen entstand ein Haus, das zu seiner Zeit als eines der modernsten Gebäude in Brünn galt, unter anderem neben der von Leopold Bauer entworfenen Karl-Reissig-Villa.

Haus im Jahr 1907. Foto Der Architekt 1907, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Der Bau des Hauses wurde im Sommer 1906 abgeschlossen und kurz darauf zog Jurkovič mit seiner Familie ein. Zu diesem Anlass organisierte er eine Ausstellung für Architektur und Kunstgewerbe, bei der die Besucher sowohl das Gebäude selbst als auch seine einzigartigen Innenräume bewundern konnten. Das Haus ist eine einzigartige Kombination aus modernistischen britischen und Wiener Einflüssen und regionalen volkstümlichen Elementen. Der Architekt verwendete Materialien wie Stein, Holz und Kork, was für die damalige Zeit innovativ war.

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Innenraum im Jahr 1907. Foto: Das Interieur 1907, gemeinfrei, über Wikimedia Commons

Das Fundament des Gebäudes besteht aus gespaltenen Steinen, die von einem Holzrahmen getragen werden. Die Fachwerkwände wurden mit einem Gemisch aus Schlacke, Sand und Kalk ausgefüllt und mit einer Korkisolierung versehen. Außen wurde Zementputz verwendet, und die Innenräume wurden mit traditionellem Putz versehen. Das Haus weist auch verzierte Elemente auf – am bemerkenswertesten sind die massive Steinloggia, das geschnitzte Holztor und das bunte Mosaik über dem Haupteingang, das das Märchenmotiv „Hirte und Drache“ zeigt.

Kamil Till, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Funktionalität des Hauses gliedert sich in drei Zonen. Der repräsentative Bereich besteht aus einer zentralen Halle mit einem modernen Treppenhaus, einem Wohnzimmer und Räumen für Empfänge. Der private Bereich besteht aus Schlafzimmern, Kinderzimmern und Bädern, die sich im Erdgeschoss befinden. In den intimeren Bereichen des Hauses befinden sich Nutzräume wie die Küche, das Dienstbotenzimmer und der Keller mit den Versorgungseinrichtungen sowie die Hausmeisterwohnung.

Michal Klajban, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Jurkovič bewohnte das Gebäude mit seiner Frau und seinen drei Kindern bis 1919. Nach seinem Umzug nach Bratislava verkaufte er das Haus, und in den folgenden Jahren wechselte das Gebäude mehrmals den Besitzer. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Keller zu einem Luftschutzkeller umgebaut, und in der Nachkriegszeit zwangen die kommunistischen Behörden mehrere Familien, in dem Gebäude zu wohnen. Im Jahr 1963 wurde das Haus offiziell als Kulturdenkmal eingestuft. Lange Zeit blieb es jedoch in Privatbesitz, und erst 2006 wurde es vom Staat übernommen und unter die Verwaltung der Mährischen Galerie in Brünn gestellt.

Martin Strachoň (Bazi), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Nach dem Erwerb des Hauses durch die Mährische Galerie begannen umfangreiche Forschungsarbeiten zur Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes des Gebäudes. Das Restaurierungsprojekt, das zwischen 2009 und 2010 durchgeführt wurde, wurde mit Mitteln aus dem norwegischen Finanzierungsmechanismus (Norway Grants) unterstützt. Eine Schlüsselrolle bei der Restaurierung spielten die Spezialisten des Büros Transat architekti, die die architektonischen Details mit großer Sorgfalt wiederherstellten. Im April 2011 wurde das Haus von Dušan Jurkovič als Dušan-Jurkovič-Zentrum für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es dient nun als Museum und bietet Besuchern die Möglichkeit, sich über die Arbeit des Architekten und die Geschichte des Gebäudes zu informieren.

Dom Dušana Jurkoviča Martin Strachoň (Bazi), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Das Haus von Dušan Jurkovič verbindet sehr gekonnt und harmonisch die Ästhetik des Modernismus mit Funktionalität und lokaler Inspiration. Heute ist es nicht nur ein bedeutendes architektonisches Denkmal, sondern auch ein Symbol für die Verschmelzung von Kulturen und Epochen, das von der einzigartigen Vision des Architekten zeugt.

Quelle: old.moravska-galerie.cz, gotobrno.cz

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