Museum der Amsterdamer Schule in Kaunas. Ode an die Architektur

Kaunas ist eine Stadt mit einer ungewöhnlich reichen architektonischen Tradition. Hier befindet sich das einzige Gebäude in Litauen, das den Stil der Amsterdamer Schule repräsentiert und in dem das Museum der Amsterdamer Schule eröffnet wurde. Dieser Stil ist eine Synthese aus Elementen des Art déco und des Jugendstils und zeichnet sich durch skulpturale Formen, weiche Linien und reiche Verzierungen aus. In der Hauptstadt der provisorischen litauischen Republik der Zwischenkriegszeit, wo der Modernismus den Rhythmus der rasanten Entwicklung der Stadt bestimmte, ist dieses Gebäude ein originelles Beispiel für die formalen und ästhetischen Erkundungen dieser Epoche.

Das Museum der Amsterdamer Schule in Kaunas – ein Haus mit ungewöhnlicher Form und Geschichte

Das Mietshaus in der Vytauto-Allee 58 wurde 1928 auf Initiative der Besitzer der Textilfabrik Liteksas, Mozes Posviański und Giršas Klisas, errichtet. Die beiden Unternehmer wohnten im zweiten Stock des Gebäudes und nutzten die übrigen Wohnungen zur Miete. Der Entwurf des Hauses stammt von dem jungen Architekten Jokūbas Peras, der damals erst 25 Jahre alt war. Sein Werk zeichnet sich durch eine dynamische Fassade mit klar modellierten Linien, abgerundeten Ecken und einer rhythmischen Anordnung der Fenster aus. Die charakteristischen Skulpturen und dekorativen Details verleihen der Fassade einen ganz besonderen Ausdruck und unterstreichen den deutlichen Art-déco-Einfluss.

Renovierung des Vytauto 58 in Kaunas und ein neues Leben für das Gebäude

2019 wurden die Fassade, die Haupttür und die Fenster des Treppenhauses restauriert. Auch die ursprünglichen Blau- und Goldtöne im Inneren des Treppenhauses wurden wiederhergestellt. Einige Jahre später, im Januar 2023, wurde in der Wohnung Nr. 6 das Amsterdamer Schulmuseum eröffnet. Das Projekt wurde von den Gründern des Kaunas Art Déco Museum, Karolis Banis und Petras Gaidamavičius, initiiert. Es ist ihre zweite private Einrichtung, die dem Erbe der Zwischenkriegszeit gewidmet ist. Das Museum ist in einer 136 m² großen Fünf-Zimmer-Wohnung untergebracht, die über zwei Balkone und eine Terrasse mit Blick auf die grünen Hänge von Žaliakalnis verfügt. Die Innenräume sind im Geiste der Amsterdamer Schule und des Art déco mit Originalmöbeln, Kunstwerken und Alltagsgegenständen aus den 1920er und 1930er Jahren eingerichtet. Zu den Ausstellungsstücken gehören auch Bücher, Geschirr und Haushaltsgeräte aus dieser Zeit.

Museum der Amsterdamer Schule in Kaunas

Die Führungen haben die Form von interaktiven, sinnlichen Spaziergängen, bei denen man die Atmosphäre des Lebens der Einwohner von Kaunas während der Zeit der ersten litauischen Republik nachempfinden kann. Die Kuratoren des Museums stützen sich auch auf die Queer-Theorie, um die intensiven Farben der Innenräume und die ausdrucksstarken Formen der Skulpturen zu erklären, die das Gebäude schmücken. Das jüdische Erbe von Kaunas, das durch den Holocaust brutal unterbrochen wurde, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Interpretation der Geschichte des Ortes. Zeitgenössische Erzählungen erinnern uns an den enormen Beitrag der litauischen Juden zur Entwicklung der Stadt und zur Schaffung ihrer einzigartigen Architektur.

Kaunas auf der UNESCO-Liste

Im Jahr 2023 wurde die Architektur der Zwischenkriegszeit in Kaunas, darunter auch das Gebäude in der Vytauto-Straße 58, in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Diese Auszeichnung bestätigt die Bedeutung des Kaunaser Modernismus und seiner verschiedenen Spielarten, darunter die äußerst seltene Amsterdamer Schule. Das Museum befasst sich mit den architektonischen Qualitäten des Gebäudes und dem Alltagsleben seiner ehemaligen Bewohner.

Quelle: Amsterdamo mokyklos muziejus

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