Kostrzyn an der Oder, früher bekannt als Küstrin, ist eine Stadt mit einer äußerst reichen und bewegten Geschichte. Die Stadt, die heute als „polnisches Pompeji“ oder „polnisches Hiroshima“ bezeichnet wird, wurde während des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört und ist ein ergreifendes Zeugnis der Vergangenheit. Die Ruinen der Altstadt, die als Symbol der Kriegszerstörung übrig geblieben sind, sind ein lebendiges Denkmal für die mehr als 700-jährige Geschichte der örtlichen Siedlung. Es ist ein Ort, der zum Nachdenken über das tragische Schicksal dieser einst großen Stadt und ihrer Bewohner anregt.
Geschichte von Kostrzyn nad Odrą
Die Geschichte der Stadt reicht bis ins frühe Mittelalter zurück, als Kostrzyn innerhalb der Grenzen von Großpolen lag. Im Jahr 1232 schenkte Herzog Władysław Odonic diese Ländereien dem Templerorden, was zur weiteren Entwicklung der Siedlung beitrug. Im Jahr 1261 erhielt Kostrzyn das Stadtrecht und ging in den Besitz der Brandenburger über. Dank ihrer Lage an der Oder und der Warthe gewann die Stadt schnell an strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Ein Wendepunkt in der Geschichte kam im 16. Jahrhundert, als Markgraf Johann Hohenzollern Kostrzyn zu seiner Residenz wählte. Dies gab den Anstoß für den Bau einer beeindruckenden Festung und die Modernisierung des Schlosses. Die Stadt wurde bald zur Hauptstadt der Neumark und ihre militärische und administrative Bedeutung wuchs.
Panorama der Stadt im Jahr 1650. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg
Kostrzyn als Festungsstadt
Im 17. Jahrhundert verstärkten die Schweden die Festung von Kostrzyn durch den Bau neuer Wälle und Ravelins, wodurch die Stadt zu einer der wichtigsten Festungen in der Region wurde. Ab dem 18. Jahrhundert war Kostrzyn Schauplatz wichtiger politischer und militärischer Ereignisse, u. a. im Zusammenhang mit Friedrich II, der hier als Gefangener weilte. Die industrielle Entwicklung brachte neue Eisenbahnlinien, Fabriken und Straßenbahnen mit sich. Die Stadt belebte sich und erreichte 1939 eine Einwohnerzahl von 24.000. Doch der kommende Krieg sollte das Gesicht der Stadt unwiderruflich verändern.
Zerstörung von Kostrzyn nad Odrą im Krieg
1945 wurde Kostrzyn zu einem wichtigen Punkt auf dem Weg der Roten Armee nach Berlin. Heftige Kämpfe in Verbindung mit massivem Artilleriebeschuss führten zur fast vollständigen Zerstörung der Stadt. Etwa 95 % der bebauten Fläche wurden in Ruinen verwandelt, darunter das Schloss, die Kirchen, das Rathaus und Tausende von Häusern. Die Stadt hörte auf, in ihrer früheren Form zu existieren, und ihre Altstadt ist bis heute ein bewachsenes Trümmerfeld.
Die Teilung der Stadt und ihr Schicksal in der Nachkriegszeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Kostrzyn gemäß den Bestimmungen der Potsdamer Konferenz zwischen Polen und Deutschland aufgeteilt. Die Altstadt und die Neustadt wurden Teil Polens, während die Lange Vorstadt und der Kietz Deutschland zugeschlagen wurden. Das zerstörte Kostrzyn wurde nicht wieder aufgebaut und die Ruinen (einschließlich des Schlosses und der Marienkirche) wurden gesprengt. An der Warthe, östlich der ehemaligen Festungsanlagen, wurde eine neue Stadt errichtet.
Die Festung Kostrzyn in den Jahren 1921 und 2024. Foto Kapitel, CC BY-SA 3.0, über Wikimedia Commons und Google Earth
Kostrzyn an der Oder – eine ungebaute Stadt
Seit Jahren wird in Kostrzyn an der Oder über Pläne zum Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Altstadt gesprochen. Historiker, Wissenschaftler und Naturschützer wünschen sich dagegen die Einrichtung eines Kulturparks. Kostrzyn verfügt über etwas Einzigartiges und Einzigartiges in Polen – eine Festungsbastion mit einer Ruinenstadt darin. Unter der Erde sind noch viele Geheimnisse und unentdeckte Schätze verborgen. Die Gespräche sind im Gange, und die endgültige Entscheidung liegt bei den städtischen Behörden.
Quelle: kostrzyn.pl, kostrzynnadodra.naszemiasto.pl
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Kostrzyn an der Oder in den 1920er Jahren und heute. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg und Google Earth
Das Rathaus auf dem Platz in Kostrzyn in den 1930er Jahren und an gleicher Stelle heute. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg und Google Earth
Berliner Straße auf einer Postkarte aus dem frühen 20. Jahrhundert und heute. Quelle: Zielona Góra Digital Library und Google Earth
Die Marienkirche in den 1930er Jahren und derselbe Ort heute. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg und Google Earth
Das Schloss vor dem Krieg und seine Ruine heute. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg und Google Earth