In Polen wurden vor allem während der kommunistischen Zeit häufig Mosaike verschiedener Art in der Architektur verwendet, um Privathäuser und öffentliche Gebäude zu schmücken. Leider sind viele dieser Werke heute von der Zerstörung bedroht. Ende Januar dieses Jahres kam es in Pruszków zu einem solchen Vorfall. Der Bauträger NS Real Estate riss ein Haus in der Chopina-Straße 58 ab, dessen Fassade mit Mosaiken aus Schotter und verschiedenen Schiffstypen verziert war. Die Zerstörung des Werks, das ein dekoratives Element und ein Zeugnis der lokalen Geschichte war, löste bei Anwohnern, Kunstliebhabern und Internetnutzern Empörung aus. Die Vertreter des Bauträgers versichern jedoch, dass das Porzellanmosaik teilweise gerettet wurde.
Porzellanmosaik – Geschichte und Merkmale
Das Mosaik, das unter anderem die Säulen und die Seitenwand des Gebäudes ziert, war mehr als ein halbes Jahrhundert lang ein außergewöhnliches Beispiel für die Verwendung von Porzellanstücken durch berühmte Designer. Für das Werk wurden Teller, Tassen, Vasen, Beistellteller, Muster neuer Glasuren, Ikebans oder Krüge u. a. von Janina Asłanowicz, Wiesława Gołajewska, Danuta Duszniak, Zofia Przybyszewska, Jan Kantorek und Wiesław Niewiedzielski verwendet. Seine Existenz war eng mit den Aktivitäten der inzwischen aufgelösten Porzellantischfabrik „Pruszków“ verbunden, die jahrzehntelang ein wichtiger Punkt auf der Landkarte des polnischen Industriedesigns war. Einer der Hauptverteidiger des Mosaiks war Krzysztof Ciechoński, der eine Facebook-Fanpage betreibt, die der Pruszków-Porzellanfabrik gewidmet ist. In den sozialen Medien brachte er seine Enttäuschung und sein Bedauern zum Ausdruck und betonte, dass er mehrmals versucht habe, sich für den Erhalt des Mosaiks einzusetzen.
„Ich habe mehrere Versuche unternommen, zu intervenieren und den Bauträger zu kontaktieren, leider wurde ich über den Urlaub des Vorstands informiert, der plante, einen Teil des Gebäudes mit diesem Mosaik auszubauen, aber heute hat der Bauträger beschlossen, jedes Stück dieses Gebäudes zu zerstören. Es ist traurig, dass er nicht einmal den Versuch unternommen hat, mich oder die Stadt zu kontaktieren, um diesen äußerst interessanten Ort zu konsolidieren.“ – schrieb Ciechoński auf dem Profil „Zakłady Porcelitu Stołowego Pruszków“.
Reaktion des Konservators – Ankündigung der Prüfung
Das Mosaik von Pruszków wurde zwar nicht unter Denkmalschutz gestellt, aber der Woiwodschaftsdenkmalpfleger von Masowien, Marcin Dawidowicz, hat ein Audit in ganz Masowien eingeleitet, um ähnliche Werke in der Region zu identifizieren und zu schützen. Die historischen Mosaike sollen in das Denkmalregister aufgenommen werden. Der Vorfall in Pruszków gab den Anstoß zu dieser Aktion.
Investitionspläne und das Gedächtnis der Geschichte
Anstelle des abgerissenen Gebäudes soll ein neuer Wohnkomplex entstehen, dessen Erscheinungsbild an die Architektur der 20er Jahre des Zweiten Weltkriegs anknüpfen soll. In der Zwischenzeit hat sich eine Welle der Kritik an der Zerstörung des Mosaiks durch den Bauträger entladen. Wie der Bevollmächtigte des Vorstands von NS Nieruchomości Sp. z o.o., Tomasz Romański, in einem Interview mit PAP erklärte, waren sowohl das Gebäude als auch die Porzellanelemente in einem katastrophalen Zustand. Das Haus stand seit langem leer und niemand kümmerte sich um sein Schicksal. Der Anwalt fügte hinzu, dass Fragmente des Mosaiks erhalten geblieben seien und analysiert würden, um sie bestmöglich zu verwerten. Der Bauträger hat mit den Behörden von Pruszków Gespräche über die Möglichkeit geführt, sie der Stadt oder Privatpersonen zu überlassen, die dieses Stück Geschichte retten wollen.
Geschichte der Porzellantischfabrik „Pruszków“
Für viele Einwohner von Pruszków ist die Geschichte der Porzellanfabrik „Pruszków“ nach wie vor ein wichtiger Teil der lokalen Identität. Die 1872 gegründete Fabrik war jahrzehntelang auf die Herstellung von Fayencegeschirr und Zierkeramik spezialisiert. Nach der Verstaatlichung im Jahr 1946 entwickelte sich das Unternehmen dynamisch und führte innovative Designs und Technologien ein, die es auf dem polnischen Markt bekannt machten. Leider musste die Fabrik trotz ihres reichen Erbes zu Beginn des 21. Jahrhunderts ihren Betrieb einstellen.
Keramikgefäß, entworfen von Wiesława Gołajewska, Produktion: ZPS Pruszków. Foto von Ysska, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Ein Porzellanmosaik aus Pruszków. Werden andere Werke sein Schicksal teilen?
Ein weiteres wertvolles Element des städtischen Raums und ein unersetzliches Andenken an die berühmte Fabrik ist von der Karte von Pruszków verschwunden, aber diese Praxis findet leider überall im Land statt. Wird das Erhaltungsaudit ähnliche Verluste in Zukunft verhindern? Die Antwort auf diese Frage werden die nächsten Entscheidungen der Behörden und Investoren geben.
Quelle: Zakłady Porcelitu Stołowego „Pruszków“, rdc.pl, pap.pl, onet.pl
Fotos: Krzysztof Ciechoński und Ewa Golis
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