Sępolno ist einer der historischen Stadtteile von Wrocław, ein Zeugnis der ehemaligen deutschen Vision einer modernen Siedlung. Auch heute noch ist es ein lebendiger Ort, an dem Geschichte auf den Alltag seiner Bewohner trifft. Bei einem Spaziergang durch die Straßen kann man durchdacht gestaltete Mehrfamilienhäuser bewundern, die von Gärten und einem zentralen Platz umgeben sind – dem Herzstück der Siedlung, das noch immer eine soziale und erholsame Funktion hat. Dank der einzigartigen Architektur, der Nähe zur Natur und der reichen Geschichte hat Sępolno seinen Charakter als Gartenstadt bewahrt und ist ein einzigartiges Element der Landschaft von Wrocław. Diese Bedeutung wird durch die Anordnung der Gebäude und Straßen unterstrichen, die in ihrer Form an einen Adler erinnert. Manche glauben, dass sich diese Form auf den deutschen Adler bezieht, andere auf das Symbol der polnischen Piasten.
Das Gebiet um das heutige Sępolno war früher ein mittelalterliches Dorf, dessen Ursprünge auf das Jahr 1288 zurückgehen. Die Siedlung mit dem Namen Zemplin (oder Semplino) litt jahrhundertelang unter Überschwemmungsproblemen, die auf das sumpfige Gelände und den wechselnden Lauf von Flüssen wie der Oder, der Widawa und dem heute nicht mehr existierenden Schwarzen Wasser zurückzuführen waren. Erst nach dem Bau der Schifffahrts- und Hochwasserkanäle zwischen 1905 und 1919 wurde die Region stabiler und konnte weiter ausgebaut werden.
Die Siedlung im Jahr 1932, Quelle: Herder Institut – Marburg
Im Jahr 1924 wurde Sępolno in die Verwaltungsgrenzen von Wrocław eingegliedert und wurde zu einem Beispiel für einen modernen Ansatz bei der Gestaltung städtischer Räume. Die vom Konzept der Gartenstadt inspirierte Siedlung wurde von drei prominenten Architekten – Paul Heim, Hermann Wahlich und Albert Kempter – entworfen. Die Prämisse des Projekts war die Schaffung eines bewohnerfreundlichen Raums mit viel Grün, einem funktionalen Stadtgrundriss und einer friedlichen Atmosphäre.
Siedlung in den frühen 1930er Jahren Quelle: Herder Institut – Marburg
Die Siedlung wurde mit Blick auf die Vertreter der Breslauer Mittelschicht erbaut und spiegelt in ihrer Architektur moderne städtebauliche Ideen des frühen 20. Jahrhunderts wider. Der Plan der Siedlung sieht gerade, geordnete Straßen vor, die an einem zentralen Punkt zusammenlaufen – heute ist dies der Powstańców Warszawskich-Platz, der von kompakten Mehrfamilienhäusern umgeben ist. Ein charakteristisches Element des Stadtgrundrisses sind die breiten Hauptstraßen, die von kleineren Seitenstraßen flankiert werden, die zu den Reihen- und Einfamilienhäusern führen. Die Fußgängerwege wurden so angelegt, dass sie unabhängig vom Verkehr durch die hinteren Gärten führen und angenehme Orte zum Flanieren schaffen.
Sępolno erstreckt sich über eine Fläche von etwa 100 Hektar, von denen 3/4 aus Gebäuden und Hausgärten bestehen und der Rest aus Straßen, Parks und anderen Grünflächen. Das öffentliche Grün spielt hier eine wichtige Rolle, denn es schafft Erholungsräume für die Bewohner und verleiht der Siedlung den Charakter eines Gartens in der Stadt.
Quelle: Verkehrsabteilung der Landespolizeidirektion in Wrocław (Klejos, Krzyc, Westend) http://www.dolnoslaska.policja.gov.pl/
Bei den meisten Gebäuden der Siedlung handelt es sich um zweistöckige Reihenhäuser sowie um Einfamilienhäuser, die in einem minimalistischen, modernistischen Stil entworfen wurden. Im Laufe der Jahre haben die Häuser im Allgemeinen ihren einzigartigen Charakter beibehalten und erinnern in ihrer Architektur an die klassischen Formen des frühen 20. Jahrhunderts. Die Gebäude zeichnen sich durch einfache, geometrische Formen und sparsame Verzierungen aus. Die Fassaden werden von Materialien wie Ziegel und Holz dominiert, die den Gebäuden ein elegantes und zeitloses Aussehen verleihen.
Foto Google Maps
Fot. Google Maps
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Das Herz von Sępolno ist der große zentrale Platz, der heute als Skwer Powstańców Warszawskich (Platz der Warschauer Aufständischen) bekannt ist und ursprünglich als Feld genutzt wurde. Auf einer Seite wird der Platz vom Gebäude der ehemaligen evangelischen König-Gustav-Adolf-Gedächtniskirche umschlossen. Dieses in den 1930er Jahren errichtete Gebäude diente eine Zeit lang als Gotteshaus, wurde aber während der kommunistischen Zeit in zwei Kinosäle umgewandelt. Ihre Architektur ist ein Beispiel für die modernistischen Tendenzen im Kirchenbau der damaligen Zeit. Auf der anderen Seite des Platzes steht das Gebäude der Grundschule Nr. 45, das während des Zweiten Weltkriegs als Zwangsarbeitslager für Frauen genutzt wurde.
Foto Google Maps
Das heutige Sępolno ist nicht nur eine historische Wohnsiedlung, sondern auch einer der attraktivsten Orte zum Leben in Wrocław. Umgeben von Grün, mit einer gut durchdachten Infrastruktur und historischen Gebäuden, zieht es Bewohner an, die Ruhe und Frieden und gleichzeitig die Nähe zum Stadtzentrum suchen. Durch die harmonische Gestaltung mit viel öffentlichem Raum und Hausgärten behält die Siedlung den Charakter einer Gartenstadt und bietet einen einzigartigen Lebensstil inmitten der städtischen Entwicklung von Wrocław.
Quelle: miejscawewroclawiu.pl, radiowroclaw.pl
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