In Hangzhou wurde die Grand Canal Gateway Bridge fertiggestellt – eine Fußgänger- und Radfahrerverbindung, die noch in diesem Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll und im Rahmen des Projekts „Seamless City“ den östlichen und westlichen Teil der Metropole verbindet. Die Brücke ist das Herzstück des 14,7 Hektar großen Central River Public Park und der Uferpromenade, die das städtische Gefüge durch die Verbindung von Wohngebieten, Arbeitsplätzen, Dienstleistungen und Erholungsgebieten wieder mit dem historischen Grand Canal und dem Qiantang-Fluss verbindet. Die Brücke wurde von Zaha Hadid Architects entworfen, die eine moderne Form mit zahlreichen Konturen vorschlug. Dies sind charakteristische Motive dieses Büros.
Der Grand Canal, ein UNESCO-Weltkulturerbe, ist Chinas ältester und längster künstlicher Wasserlauf, dessen Geschichte bis ins fünfte Jahrhundert vor Christus zurückreicht. Der Kanal fließt von Norden nach Süden und verbindet die Flusssysteme des Gelben Flusses und des Jangtse, um an seinem Zusammenfluss in Hangzhou in den Qiantang-Fluss zu münden. Das Brückendesign respektiert nicht nur diesen historischen Kontext, sondern unterstreicht auch die Beziehung der Stadt zu ihrem Wassererbe.
Von der lokalen Handwerkskunst inspirierte Architektur
Zaha Hadid Architects übersetzte die lokalen Traditionen der Seidenstickerei in die Sprache des Brückenbaus. Die ineinander greifenden tragenden Elemente interpretieren die Techniken des Nähens und Verbindens von Stoffen neu und schaffen eine Struktur, die die Ufer des Kanals und die Stadt „vernäht“. Diese erzählerische Behandlung funktioniert in zweierlei Hinsicht: als klare Anspielung auf das kulturelle Erbe von Hangzhou und als praktische strukturelle Lösung, bei der die Durchdringung und Überlappung der Elemente zur Tragfähigkeit und Stabilität der Brücke beiträgt.
Technik
Die Brücke ist 390 Meter lang und besteht aus einem Stahlsystem mit drei miteinander verbundenen Feldern. Die gewählte Lösung – Stahl mit einem hohen Festigkeits-Gewichts-Verhältnis – ermöglichte es, die Konstruktion deutlich leichter zu machen als die schwereren Alternativen aus Beton, was zu einem effizienteren Vorfertigungs- und Montageprozess führte. Die geometrische Form der Stützpfeiler wurde präzise entworfen, um den schlechten Bodenverhältnissen an der Kreuzung von Kanal und Qiantang gerecht zu werden und die Übertragung starker Winde vom Fluss auf die historischen Gebäude in diesem Gebiet zu minimieren.
Durch die Optimierung der digitalen 3D-Modellierung konnte der Materialverbrauch gesenkt werden, und das verwendete vorgefertigte Modulsystem reduzierte die Bauzeit und die Beeinträchtigung des Verkehrs auf dem Kanal, auf dem derzeit rund 100 000 Lastkähne mit 260 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr verkehren. Für den Bau wurden lokale Materialien verwendet, und es wurden regionale Fabriken und lokale Handwerker einbezogen. Die Energie für die integrierte LED-Beleuchtung wird von Batteriebänken geliefert, die tagsüber aus erneuerbaren Quellen geladen werden.
Bei der Gestaltung der Brücke steht das Erlebnis für die Öffentlichkeit im Vordergrund: Die Stege bieten verschiedene Aussichtspunkte, von denen aus die Besucher das als Silberdrachen bekannte Phänomen – die größte Gezeitenwelle der Welt mit einer Höhe von bis zu 9 Metern und einer Geschwindigkeit von rund 40 km/h – sicher beobachten können.
Skulpturale Form
Die Grand Canal Gateway Bridge basiert auf einer skulpturalen Betonbrücke, die auf der Insel steht, die den Nord- und den Südstrom des Kanals trennt. Dadurch konnten die Spannweiten halbiert werden, um ein strukturelles Gleichgewicht und eine klare, kohärente visuelle Form zu erreichen. Die Brücke sieht aus wie eine große Skulptur und ist voll funktionsfähig – die Elemente, die sich durch den Raum schlängeln, schaffen eine dynamische Kontur, die schon von weitem sichtbar ist. Die kühne Form wird mit Sicherheit die Herzen der Architekturfans höher schlagen lassen.
entwurf: Zaha Hadid Architects
fotografie: Xue Liang
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