In einer der Wohnsiedlungen von Gdynia ist eine Wohnung entstanden, die mit ihrer eigenen emphatischen Stimme spricht. Stoczniowa 22 ist ein Projekt, bei dem der Architekt die Industriegeschichte der Stadt, insbesondere das Erbe des Hafens und der Werften, aufgreift. Das Ergebnis ist ein Raum mit starkem Charakter, der urbane Energie mit künstlerischem Ausdruck verbindet – und das alles auf nur 55 m² und in zwei Räumen. Die Wohnung in Gdynia von Iga Kozłowska von Koiga Studio hat keine Angst vor Farbe, Kontrast und Form. Sie ist eine zeitgenössische Interpretation des Geistes des Ortes und eine architektonische Geschichte, in der die Geschichte zur Kulisse für moderne Ästhetik wird.
Wohnen in Gdynia: Hafenfarben und Materialien mit Charakter
Anstatt die Ästhetik klassischer Lofts zu kopieren, bietet das Projekt Stoczniowa 22 eine einzigartige Interpretation der industriellen Atmosphäre. Es handelt sich nicht um eine wörtliche Rekonstruktion von Werfträumen, sondern um ein subtiles Spiel mit der Inspiration. Hier wird die Struktur zu einem Träger von Emotionen und ihre Strenge zu einem Hintergrund für Ausdrucksformen. Ziel des Projekts war es, eine Inneneinrichtung zu schaffen, die sowohl modern als auch im lokalen Kontext verwurzelt ist, und diese Idee wurde mit chirurgischer Präzision umgesetzt. Die Farbpalette ist eine bewusste Designentscheidung: Die intensiven, gesättigten Farben der Hafencontainer wie Tiefblau, Karminrot und Senfgelb stehen dem Schwarz des Stahls, der Kühle des Betons und der Wärme des Holzes gegenüber. Die Materialien sind roh, bilden aber ein harmonisches Ganzes. Die Kontraste stehen nicht im Widerspruch zueinander – im Gegenteil, sie bauen eine Spannung auf, die den Innenraum zum Leben erweckt.
Das Wohnzimmer – das Herzstück der urbanen Erzählung
Im Wohnzimmer schwingt der Geist des Schiffbaus am stärksten mit. Farben, die man von den Hafenkais kennt, wurden in einen Raum integriert, der zwischen Modernität und Vintage-Flair balanciert. Der Blickpunkt? Eine Lampe aus den 1970er Jahren im Stil von Gaetano Sciolari: geometrisch, verchromt, fast skulptural, die dem ganzen Arrangement Rhythmus verleiht. Über der Kücheninsel hängt eine minimalistische Leuchte der polnischen Marke Kaspa, die mit dem Titel Good Design 2024 ausgezeichnet wurde. Das senfgelbe Sofa von Sits fällt durch seine Form auf, und das Glasrelief des Studios Stanek.Wichlinski in einem marineblauen Farbton verleiht Tiefe. Hinzu kommt eine Lichtinstallation von Studio Creative. Die beleuchtete Edelstahltafel erinnert an den industriellen Ursprung des Lokals. Den Hintergrund für all das bildet die Tapete von Arte – dezent, grafisch und die ganze Komposition zusammenhaltend.
Das Schlafzimmer – Ausdruck und Intimität
Das Schlafzimmer ist ein Raum voller Emotionen. Eine Wand ist mit einer kühnen, ausdrucksstarken, urbanen Tapete versehen, die an Graffiti erinnert. Daneben steht eine kugelförmige Messinglampe aus polnischer Produktion aus den 1960er Jahren in einer Space-Age-Ästhetik. Diese Kombination aus Strenge und Retro-Licht schafft eine faszinierende Atmosphäre. Der Mittelpunkt des Raumes ist das ausdrucksstarke und für einen so kleinen Raum überraschende Bett der polnischen Marke Francke Art, das von transparenten Nachttischen von Kartell aus Italien begleitet wird, die einen Hauch von Leichtigkeit verleihen. Vervollständigt wird es durch eine verspiegelte Glaskonsole in Blau von Giera Design: reflektierend und leuchtend, verleiht sie optische Tiefe.
Wohnung in Gdynia und ungewöhnliche Lösungen
Das Projekt Stoczniowa 22 ist nicht wörtlich zu nehmen. Anstelle von offensichtlichen industriellen Requisiten setzt es auf Emotionen. Es verbindet den Retro-Futurismus mit einer brutalistischen Ästhetik, nutzt Tapeten als künstlerisches Statement und verwandelt die Geschichte der Stadt in eine architektonische Erzählung. Es ist nicht die Werft, es ist ihre Essenz, eingefangen in Form, Licht und Farbe.
Über den Autor
Iga Kozlowska ist Architektin und leitet ihr eigenes Koiga Studio. Sie entwirft maßgeschneiderte Räume mit dem Schwerpunkt auf direkter Kommunikation, Genauigkeit und einem ethischen Ansatz. Sie absolvierte ihre Ausbildung in Polen, Portugal und Italien und sammelte Erfahrungen in renommierten Architekturbüros. Seit 2020 arbeitet sie selbstständig. Bei ihrer Arbeit folgt sie ökologischen Grundsätzen und wählt umweltfreundliche Lösungen. Ihre Leidenschaft ist die Restaurierung von Möbeln, die so ein neues Leben erhalten.
Gestaltung und Styling: Koiga Studio | Iga Kozłowska
Fotografin: INKADR Natalia Kaczmarek(instagram)
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