Er ist einer der berühmtesten Architekten in der Geschichte des Modernismus. Nur wenige wissen, dass sein erstes realisiertes Werk in Polen zu sehen ist. Im heutigen Dorf Jankowo steht ein Getreidespeicher, den Walter Gropius Anfang des 20. Jahrhunderts entworfen hat.
Es ist ein unauffälliges Gebäude. Walter Gropius entwarf den Getreidespeicher 1905/1906. Der angehende Architekt war damals erst 21 Jahre alt. Woher stammt das Gebäude in der kleinen Stadt Jankov in Pommern?
Walter Gropius wurde 1883 in Berlin geboren. Er studierte Architektur in München (Technische Hochschule) und besuchte Kurse an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Er schloss sein Studium nicht ab. Was ihn jedoch nicht davon abhielt, zu entwerfen. Gropius‘ Familie lebte in dem Dorf Janikow (heute Jankowo) und durch sie kam er in das Dorf.
Im nahe gelegenen Drawsko entwarf Gropius einen Getreidespeicher und eine Villa. In Jankowo entwarf er mehrere weitere Arbeiterhäuser. Den Getreidespeicher entwarf er im Heimatstil, der historisierende Formen und Funktionalität betonte. Dieser Stil war in den westeuropäischen Ländern sehr beliebt. Das Gebäude wurde auf dem Grundriss von drei Rechtecken errichtet. Der schlanke Baukörper wird von hohen Dächern mit Dachgauben bedeckt. Der gemauerte Getreidespeicher diente als Lagergebäude und Wasserturm für den Gutshof. Der Hauptrohstoff für den Bau war Kalksandstein.
Bei der Gestaltung des Gebäudes konnte der Architekt auf die neuen Erkenntnisse aus seinem Studium zurückgreifen und einige seiner kühnen Lösungen in den Industriebau einschmuggeln. Durch die Ergänzung des Getreidespeichers um die Funktion eines Wasserturms war das Gebäude besser gegen Brände geschützt. Eine interessante Besonderheit war die auf dem Turm angebrachte Uhr. Die im Getreidespeicher arbeitenden Menschen konnten so die Zeit im Auge behalten, was zu einer effizienteren Arbeit führte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Getreidespeicher bis 1975 Teil des Staatsgutes.
Heute ist das historische Gebäude ein wertvolles Beispiel für die Architektur des frühen 20. Jahrhunderts. Der Getreidespeicher ist in einem guten Zustand erhalten geblieben. Das nächste vollendete Projekt des Architekten war schon viel beeindruckender. Es war die Schuhfabrik Fagus in Alfeld. Wir haben hier darüber geschrieben:
Fabryka obuwia jak modernistyczny pałac. Dziś jest na liście UNESCO
quelle: zabytek.pl
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