willa bohdana Pniewskiego
fot. WUOZ w Warszawie

Warschau: Bohdan Pniewskis Villendekoration wird zu einem Denkmal

Die Bohdan-Pniewski-Villa in Warschau, eines der wichtigsten Werke der polnischen Moderne, wurde erneut für ihre außergewöhnlichen Qualitäten ausgezeichnet. Eine Reihe von Möbeln sowie Einrichtungs- und Dekorationselemente der Innenräume wurden in das Register der beweglichen Denkmäler aufgenommen. Das Gebäude in der Na Skarpie-Allee 27, das von Pniewski selbst entworfen und umgebaut wurde, ist ein Beispiel für die bewusste Verbindung moderner Architektur mit dem historischen Kontext des Ortes. Sowohl der Baukörper als auch die Innenräume spiegeln den charakteristischen Stil des Architekten wider, der zu den bedeutendsten polnischen Künstlern des 20. Jahrhunderts zählt.

Die Villa von Bohdan Pniewski und ihr Interieur mit Geschichte

Die Villa von Bohdan Pniewski in der Aleja Na Skarpie 27 in Warschau ist heute der Sitz des Erdmuseums der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Das äußerst originelle Anwesen verbirgt in seinem Inneren eine Reihe einzigartiger Möbel und Ausstattungsdetails aus verschiedenen Schaffensperioden des Architekten. Dreizehn Objekte wurden in das Register aufgenommen, darunter Originalmöbel aus den 1930er Jahren und aus den Jahren 1945-1965. Die Sammlung zeichnet sich durch individuellen künstlerischen Ausdruck und hohe Verarbeitungsqualität sowie durch die Verwendung innovativer Kompositionen und Materialien aus. Die Innenräume der Villa vereinen historische Inspirationen, wie das Stuck oder die dekorativen neugotischen Balustraden im Erdgeschoss, mit volkstümlichen Elementen und einem modernen Designansatz. Neben klassischen Details finden sich Formen, die der Natur entnommen sind, wie Baumstamm- und Tischlerdetails, und originelle Materialien wie Sandstein, Marmor und huzulische Keramiken. Am eindrucksvollsten ist die Decke des Arbeitszimmers, an der Volksschalen in Beton eingebettet sind. Auch der Kamin im Wohnzimmer und das Treppenhaus sind sehr interessant.

willa bohdana Pniewskiego
Foto: WUOZ in Warschau

Von einem Palast zu einer modernistischen Villa

Das Gebäude, das heute als Museum dient, hat viel ältere Wurzeln, als es den Anschein hat. Seine ursprüngliche Form geht auf das 18. Jahrhundert zurück, als dort im Garten „Na Góra“ der Sommerpalast nach Plänen von Szymon Bogumił Zug errichtet wurde. In den 1930er Jahren wurde der Pavillon von Bohdan Pniewski erworben, der ihn zu seinem Wohnhaus und Atelier umbaute. Der Architekt ließ den ursprünglichen Portikus mit dorischen Halbsäulen auf der Gartenseite stehen, während er den Rest des Gebäudes im Geiste des Funktionalismus erweiterte. Auf der Straßenseite erhielt das Haus einen monumentalen, fast wehrhaften Charakter, der durch die Sandsteinverkleidung und den in die Fassade eingefügten Haupteingang noch verstärkt wird. Die neue Anordnung von Fenstern und Türen sowie das erweiterte Obergeschoss entsprachen der Sprache der modernen Architektur, respektierten aber gleichzeitig den historischen Kontext des Ortes. Pniewski verwendete außerdem etwas sehr Originelles in seinem Entwurf: Er beließ eine glatte Sandsteinfläche an der Ecke der Stirnwand, in die eine geheimnisvolle lateinische Inschrift eingemeißelt wurde:

SCANDIVS
DD AR
FX
TAMRC

was soviel heißen soll wie: Der Kletterer hat den Tempel der Freimaurer wiederaufgebaut und sich darin niedergelassen.

Ein Haus mit einer Kriegsvergangenheit

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Villa von den Besatzungstruppen besetzt und die Familie Pniewski musste ihr Haus verlassen. Im Jahr 1944, als die Hauptstadt in die Kämpfe des Warschauer Aufstands verwickelt war, befand sich das Gebäude in einem Gebiet, in dem heftige Kämpfe stattfanden, die schwere Schäden an der Bausubstanz verursachten. Nach dem Krieg kehrte der Architekt in die zerstörte Villa zurück und baute sie wieder auf, wobei er Änderungen an der Inneneinrichtung und den Fassaden vornahm. Pniewski lebte dort bis zu seinem Tod im Jahr 1965. Nach seinem Tod wurde die Villa von der Polnischen Akademie der Wissenschaften gekauft und für das Erdmuseum genutzt. Bei Reinigungsarbeiten entdeckte man auf der Marmortreppe Blutspuren aus der Zeit der Kämpfe. Im Jahr 1980 wurde dieses Ereignis mit einer Gedenktafel für einen unbekannten Aufständischen gewürdigt.

Die Villa vor dem Krieg und heute. Foto „Architektura i Budownictwo“, Nr. 3-1938 und Wistula, CC BY 3.0, über Wikimedia Commons

Das Vermächtnis der Villa von Bohdan Pniewski

Die Villa auf der Aleja Na Skarpie gilt als das wichtigste Werk von Bohdan Pniewski. Die Architektur und die Innenausstattung des Gebäudes vereinen die wichtigsten Merkmale von Pniewskis Werk aus der Zwischenkriegszeit. Bereits 1938 bezeichnete der Architekt und Architekturtheoretiker Jerzy Hryniewiecki die Villa als eine der interessantesten Umsetzungen der modernen Verwendung von Stein in der Architektur. Aufgrund des individuellen Charakters des Gebäudes, der Kombination verschiedener Stile und Materialien und des kreativen Ansatzes bei der Raumkomposition ist die Villa bis heute ein Schlüsselbeispiel des polnischen Modernismus mit nationalem Akzent.

Schutz eines wertvollen Erbes

Die Eintragung des Möbelensembles und der innenarchitektonischen Elemente der Villa von Bohdan Pniewski in die Denkmalliste ist ein wichtiger Schritt zum Schutz des Erbes des Architekten. Zumal 2023 in den Medien von Plänen der Polnischen Akademie der Wissenschaften zum Verkauf des Denkmals berichtet wurde. Die Entscheidung des Konservators unterstreicht den Wert dieser Objekte als integraler Bestandteil des Gebäudeentwurfs und als Zeugnis der Epoche, der kreativen Ideen und der außergewöhnlichen Handwerkskunst des Architekten, der eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der polnischen Nachkriegslandschaft spielte.

Quelle: Woiwodschaft Masowien, Denkmalschutzbehörde

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