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Warschau: Eintragung des Gurewicz-Mietshauses aus der Vorkriegszeit in das Register der Denkmäler

Der Warschauer Stadtteil Mirów war einst einer der bevölkerungsreichsten Bezirke der Hauptstadt. Leider führten die Kriegseinsätze zu einer fast vollständigen Zerstörung der örtlichen Gebäude. Nur vereinzelte Fragmente von Vierteln und einige Mietshäuser, die als „Wola-Wahrzeichen“ bezeichnet werden, sind bis heute erhalten geblieben. Ein solches erhaltenes Gebäude ist das Mietshaus von Adolf Gurewicz in der Chłodna-Straße 41, das gerade vom Denkmalschutzbeauftragten der Woiwodschaft Masowien in das Register der historischen Denkmäler eingetragen wurde.

Die Entstehung und Architektur des Gebäudes

Das Mietshaus wurde zwischen 1912 und 1913 im Auftrag von Adolf Gurewicz und Ick Nuta Winer gebaut. Gurewicz war zu dieser Zeit Vorstandsmitglied eines Unternehmens, das Metall- und Beleuchtungsprodukte herstellte. Der Gebäudeentwurf bestand aus einem fünfstöckigen Vorderhaus und zwei seitlichen Nebengebäuden, die um einen halboffenen Innenhof herum angeordnet waren. Das Erdgeschoss des Hauses diente als Geschäfts- und Verkaufsraum, und die Tordurchfahrt war in der zweiten Achse angeordnet. Die Fassade des Gurewicz-Hauses war in den unteren Stockwerken mit Rustizierungen und in den oberen Stockwerken mit Stuckdekorationen mit Girlanden und Masken verziert. Die Fassade zeichnete sich auch durch Erker mit halbrunden Endstücken aus, und das Ganze wurde von einem prächtigen Giebel und einem Mansardendach gekrönt. Das Gebäude verfügte über einen für die damalige Zeit hohen Standard: Aufzug, Gas- und Stromanschluss, geräumige Zweizimmerwohnungen mit Küche und zwei Eingängen. Die Innenräume der Gemeinschaftsräume waren mit schmiedeeisernen Geländern, Terrazzoböden und Keramikverkleidungen ausgestattet. Die Nebengebäude waren bescheidener und mit einer Holztreppe ausgestattet.

Das Mietshaus von Gurewicz während des Krieges und des Wiederaufbaus

Während der Zeit, in der das Warschauer Ghetto in Betrieb war, befand sich das Gebäude direkt an der Westgrenze des Ghettos. Von November 1940 bis November 1941 befand sich das Tor 2, das zum geschlossenen jüdischen Viertel führte, direkt neben dem Wohnhaus. Die Grenze des Ghettos verlief entlang der Wronia-Straße, wobei die bestehenden Grundstückszäune genutzt wurden. An diese Geschichte erinnern heute eine Gedenktafel an der Fassade und eine im Pflaster eingezeichnete Spur des Mauerverlaufs. Während des Warschauer Aufstands wurde das Haus beschädigt und brannte teilweise nieder, aber dank seiner feuerfesten Decken überlebte das Gebäude so gut, dass das BOS es für den Wiederaufbau qualifizierte. Nach dem Krieg wurde das Gebäude jedoch umgestaltet: Es wurde um ein Stockwerk abgesenkt, der Ziergiebel und die Mansarde wurden entfernt, und die ursprüngliche Fassadendekoration wurde abgetragen und durch einfachen Putz ersetzt. Trotz der Zerstörung blieben einige Elemente der Innendekoration erhalten, darunter die ursprünglichen Balustraden, Fußböden und einige der Verkleidungen.

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Gurewicz Mietshaus – Bedeutung

Das Gurewicz Tenement House zeichnete sich durch seine Höhe und repräsentative Form aus und verband Merkmale der frühen Moderne mit dem städtischen Charakter seiner Gebäude. Als Sitz der Gesellschaft der Arbeiteruniversität, einer mit der Polnischen Sozialistischen Partei verbundenen Einrichtung, spielte das Haus auch eine soziale und pädagogische Rolle. In seinen Mauern fanden Treffen und Versammlungen der Arbeiterbewegung statt. Heute ist es ein wichtiges Beispiel für die Vorkriegsarchitektur der Chłodna-Straße und gehört zu einer kleinen Gruppe von Gebäuden, die sowohl die Kriegswirren als auch die anschließenden Zerstörungen während des Wiederaufbaus von Warschau überstanden haben.

Die Zukunft des Wahrzeichens der Wola

Heute ist das Mietshaus von modernen Gebäuden umgeben, und sein äußeres Erscheinungsbild unterscheidet sich immer noch von dem des Originals. Obwohl das Gebäude seit vielen Jahren auf eine umfassende Renovierung wartet, wurde es nicht aufgegeben und hat viele authentische und unschätzbare Elemente bewahrt. Die Eintragung in das Denkmalregister erhöht die Chancen, dass es wirklich geschützt und sein historischer Charakter wiederhergestellt wird. In der Chłodna-Straße sind vor dem Gebäude noch Kopfsteinpflaster und Fragmente ehemaliger Straßenbahnschienen zu sehen, die an die Vorkriegsgeschichte dieses Teils der Stadt erinnern.

Quelle: Beauftragter für Denkmalschutz der Woiwodschaft Masowien, warszemuzik.org

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Das Mietshaus im Jahr 1938 und 2025. Foto: Staatsarchiv in Warschau und whiteMAD/Mateusz Markowski

Das Jahr 1941, Tor Nummer 2 zum Warschauer Ghetto und der gleiche Ort heute. Rechts das Mietshaus in der Chłodna-Straße 41. Foto: Central Judaica Database http://judaika.polin.pl/dmuseion und whiteMAD/Mateusz Markowski

28. April 1965 und das Jahr 2025, Perspektive der Chłodna-Straße – Blick von der Towarowa-Straße. In der Mitte steht das Gurewicz-Mietshaus. Foto: NAC – Nationales Digitales Archiv www.nac.gov.pl/ und whiteMAD/Mateusz Markowski